Angesichts der sich immer mehr ausweitenden Kontamination Europas mit gefährlichen PFAS – sogenannten „Ewigkeits-Chemikalien“ – hat die Plattform WeMove Europe gemeinsam mit dem European Environmental Bureau (EEB) eine Petition an die Entscheidungsträger der EU gestartet.

Der kürzlich vom Pesticide Action Network Europe veröffentliche Bericht „Toxic Harvest“ zeigt eine steigende Belastung dieser schädlichen Chemikalien in Obst und Gemüse auf. Doch nicht nur in Lebensmitteln finden sich PFAS (Abkürzung steht für „Per- und Polyfluoralkylsubstanzen“), die auf unbestimmte Zeit in der Natur verbleiben werden.

Auch in Kosmetika, Gebrauchgegenständen, Kochutensilien, Spielzeug und Verpackungen werden sie verwendet. Laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz umfasst der Sammelbegriff PFAS nach letzten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe, die nicht natürlich vorkommen und die seit den späten 1940ern industriell hergestellt und eingesetzt werden.

Das Forever Pollution Project, eine Recherchearbeit, bei der Journalisten Daten gesammelt und je nach europäischem Land Karten mit Hotspots erstellen haben, zeigt auf, wie weit die Kontamination in Europas Städten und Gemeinden bereits fortgeschritten ist. Dort heißt es im Bezug auf Deutschland:

„Bislang hat die Öffentlichkeit vor allem über einige wenige PFAS-Hotspots diskutiert. Jetzt haben Panorama-Reporter gemeinsam mit Kollegen des WDR und der Süddeutschen Zeitung erstmals mehr als 1.500 mit PFAS belastete Orte für Deutschland gefunden, darunter mehr als 300 Hotspots.“

In Zusammenarbeit mit 16 europäischen Partnermedien, darunter The Guardian, Le Monde, WDR, NDR, Süddeutsche Zeitung und SRF Schweizer Radio und Fernsehen wurden europaweit fast 23.000 Orte mit relevanten PFAS-Belastungen ausfindig gemacht, darunter 2.300 Hotspots mit erheblichen Risiken für die menschliche Gesundheit.

Graphik: Forever Pollution Project / Le Monde

Zu den gesundheitlichen Riskien der Belastung mit PFAS, die sich im Laufe der Zeit im Körper anreichern, zählen nach Angaben der European Environment Agency u.a. Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs. Wie das European Environmental Bureau in einer Pressemitteilung vom Juli 2023 schreibt, ist das Ausmaß der Exposition dieser Chemikalien unter den Bürgern bereits „alarmierend hoch“.

Doch die dafür verantwortliche Industrie scheint das nicht zu kümmern. Sie gibt laut Corporate Europe Observatory Milionen für Lobbyarbeit aus, um die riskanten PFAS weiterhin in ihren Produkten verwenden zu können. In der Hintergundinformation zur Petition „Giftfreies Europa jetzt!“ heißt es dazu:

„Hochgefährliche Chemikalien verschmutzen und vergiften immer noch unsere Welt. Diese Gifte müssen verboten werden. Doch stattdessen schließen unsere Staats- und Regierungschef*innen großzügige Abkommen mit den Schuldigen.“

Die Petition richtet einen eindringlichen Appell an die Politik, um endlich ein Verbot zu erwirken. Im Text der Petition, der in mehreren Sprachen verfügbar ist, fordern die Petenten europäische Politiker dazu auf, „sich für ein giftfreies Europa einzusetzen und gegen menschengemachte, giftige Chemikalien in unserer Natur, unserer Luft, unserem Wasser und unseren Körpern vorzugehen“.

Die Hauptforderungen lauten:

  • Vollständige Umsetzung der Versprechen der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit, um bis 2030 ein giftfreies Europa zu schaffen.
  • Ein besonderer Schwerpunkt muss auf der Überarbeitung des veralteten Chemikalienkontrollgesetzes REACH liegen, um ein schnelles Verbot der schädlichsten Chemikalien in Verbraucherprodukten zu gewährleisten.
  • Vollständige Umsetzung des Aktionsplans der Europäischen Union zur schrittweisen Abschaffung von PFAS, einschließlich der Unterstützung und Erleichterung des allgemeinen Verbots von PFAS sowie des Verbots von PFAS in sektoralen Rechtsvorschriften wie Spielzeug, Kosmetika, Verpackungen und Materialien mit Lebensmittelkontakt.
  • Unterstützung von Gemeinden, die von der dauerhaften Verschmutzung durch Chemikalien betroffen sind, und Gewährleistung einer gründlichen Überwachung, Sanierung, Bodensanierung, Gesundheits- und anderer Pläne, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Verantwortliche Hersteller von PFAS und damit verbundene Unternehmen sollten zur Rechenschaft gezogen werden.

Im Hinblick auf die Europawahlen Anfang Juni diesen Jahres kann mit der Petition hoffentlich genug Druck aufgebaut werden, um diesen gefährlichen Trend umzukehren. Es steht nichts weniger auf dem Spiel als unsere eigene Gesundheit.

Link zur Petition „Giftfreies Europa jetzt!“

Hintergrundartikel zum Forever Pollution Project von Le Monde (auf Englisch; französische Version hier)