Was bedeutet es Schwarz zu sein? Afrikanischer Abstammung zu sein in einer überwiegend durch Weiße bestimmte und wahrgenommene Gesellschaft. Erfahrungen mit Alltagsrassismus, verbaler und physikalischer Gewalt sind den meisten Afro-Deutschen und Migrant*innen bekannt.
Mit der Fotoreihe „Black in Berlin“ setzt der aus Äthiopien stammende Künstler Yero Adugna Eticha einen kämpferischen Standpunkt gegen Stereotype. Nach 4 Jahren harter Arbeit schmückte nun eine Selektion aus über 500 Portraits eine Woche lang bis zum 10.03.2024 die Wände des fhochdrei Fotografie Forums. Die Modelle hat der Fotograph auf den Straßen Berlins gecastet und auch über die Portraits hinaus hinter die Fassade der Menschen geblickt. Während des Projekts wurde Yero auch mit seinen eigenen vorgefassten Meinungen konfrontiert. „Auch ich bin von Vorurteilen nicht gefeit, obwohl ich Schwarz bin“.
Yero hat mit seiner Bilderreihe einen wichtigen Schritt in Richtung Sichtbarkeit für Menschen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland geschaffen. Selbstbewusst, stolz, verletzlich und zärtlich. Verschmitzt, ausgelassen und eindringlich.
Besonders die Darstellung von Gegensätzen scheint ein besonders abgerundetes Bild der afro-diasporischen Diversität zu zeichnen. Familien, Liebende, und Freunde. Von Kindern über Teenager bis hin zu Erwachsenen und Älteren. Ein universeller Kreislauf, bei dem Blicke der Unsicherheit im Laufe des Lebens solchen der Souveränität weichen. Den Blick den Yero mit der Kamera einfängt scheint die Essenz der abgebildeten Personen einzufangen. Eine mysteriöse Aura umgibt die Modelle, von denen man meinen könnte, sie persönlich kennenzulernen. Das zufriedene Lächeln einer Mutter und ihrer zwei Söhne, ein Paar dargestellt in fast königlicher Komposition, junge Männer, mit eisernen Blicken und der Körperhaltung einer uneinnehmbaren Festung. Zahlreiche Portraits die jeweils eine andere Geschichte erzählen. Verletzbarkeit, die dazu einlädt, sich selbst zu öffnen. Braids, Afros und Bantu Knots, traditionelle wie westliche Kleidung.
Der ungenügenden Repräsentation von Afro-deutschen und Migrant*innen in Deutschland kontert Yero mit der Zelebrierung facettenreicher afrikanischer Haartexturen und Frisuren, Hauttönen und queer black love. Die Vielfalt der abgebildeten afrikanischen Community in Berlin sprengt den Rahmen, in denen Stereotype Individuen sperren. Fängt den Blick Betrachters ein und lässt ihn nicht aus dem Bann.
Der direkt gerichtete Blick an den Betrachter spricht deutlich für sich: „Das bin ich. Authentisch, einzigartig und unübersehbar“.