Ich sag‘ jetzt nichts zu Julien Assange, kein Wort! Ich bring‘ mich doch nicht unnötig in Verruf, ja in Gefahr, weil ich weiss: Der Ami schreckt vor nichts zurück. Und daher ich steh‘ in diesen waffentragenden Tagen in einer Frontlinie mit allen großen und kleinen Medienmachern weltweit und den schreibenden, singenden Zünften. Sie wissen schon: Alle reden vom Wetter – Wir nicht.

Nur mal schnell soviel: Seit 1780 Tagen wird Julian Assange im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehalten und bereitet sich auf den Tod vor – wir sind ja hier nicht in Sibirien, dort geht es schneller beim Freigang. Eben jetzt, heute, morgen, beginnt Assanges vermutlich letzte Anhörung – täuschen Sie sich nicht! – bei der die Welt abermals weghört. Im Tauziehen um seine Auslieferung legen die Machthabenden eben mal die Menschenrechte rechts ab – kennt man: Nicht sehen, nichts hören, nichts sagen, nichts riechen: Es stinkt zum Himmel.

Ja aber? Im Fall Julien Assange geht es um grundsätzliche Fragen der Medienfreiheit und der Menschenrechte. Assange hat sich keines Verbrechens schuldig gemacht. Im Gegenteil – Wikileaks hat Menschenrechtsverletzungen enthüllt, das ist höchst lebensgefährlich, aber eben kein Verbrechen. Vor diesen 1780 Tagen saß der 52-jährige Enthüller im todkrankmachenden Asyl der ecuadorianischen Botschaft in London. Wenn’s nach der US-Anklagebehörde geht, kommen 175 Jahre Haft dazu. Na, dann schau’n mer mal. Weiter zu. Ich erleb ’s nicht mehr…

„Zuversicht ist bissel mehr als euer billiger Trost“, postet meine Omi Glimbzsch aus Zittau via TikTok und fügt dunkeldeutend hinzu: „Die Sicht wird immer schlechter.“ Meint sie da den Thüringer Wald? Die Putin-Versteher? Nee, sagt sie. Das Problem mit den Putin-Verstehern sei ja, dass sie Putin nicht verstanden haben – und weist ganz nebenbei auf einen Nawalny-Link hin, der mit der Sache hier absolut nichts zu tun hat, von dem sich Nawalny aber nicht distanziert hat: „Alles, was uns stört, muss man mit Vorsicht, aber unbeirrt per Deportation entfernen.“ https://www.deutschlandfunk.de/populismus-und-nationalismus-nawalnys-politische-agenda-100.html

Und Wladimir Wissarionowitsch Putin? Der ist ein despotischer, kranker Mensch und ein eingebildeter Egomane. Der kleine Großrusse schreckt vor nichts, aber auch vor gar nichts zurück, selbst wenn das jetzt gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist. Hin und wieder greift Putin zu einem Gläschen Nowitschok und trinkt auf das Wohl von freien Wahlen und ungebildeten Massen. „Ihr werdet noch Euer blaues Wunder erleben“, sagt er mit seinem berühmten Augenzwinkern, vor dem auch Pamela Anderson in die Knie geht. Sie hatte Putin unter vier Augen gesoffen, aber „Ich hatte nichts mit ihm“, beteuert Pamela, „Aber er ist ja sooo charmaπnt!“

Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.