Ein Freund schickt mir heute Biermanns „Ballade vom Kameramann“, der das Morden, und auch seine eigene Erschießung filmt: „Ach, Macht kommt aus den Fäusten / Nicht nur aus dem guten Gesicht / Aus Mündungen kommt die Macht ja / Und kommt aus den Mündern nicht.“

Hier der ganze Text.

Für mich wirft Chile immer wieder die Frage auf, ob es nicht eine Illusion ist, „wir“ könnten die Gesellschaft verändern. Grundlegend, nicht nur in kleinen Bereichen.
Friedlich – ja klar, ohne allzu staatstreu zu werden – und auf parlamentarischem Weg???

Gewaltvolle Befreiungsbewegungen haben – wenn sie denn siegreich waren – zu viel Elend über ihre Länder gebracht.

Wie zum Beispiel in Eritrea. Hier der Mitschnitt einer Online-Veranstaltung der Evangelischen Akademie zu Berlin am 18.04.2023, die ich moderieren durfte: „Wie die Hoffnung auf Befreiung verloren ging“.

Gib Menschen Macht – Macht über andere – und sie werden sie gnadenlos nutzen, zum eigenen Vorteil, materiell, aber auch um sich daran zu berauschen, patriarchale Allmachtsfantasien endlich ausleben zu dürfen.

Chiapas und Rojava sind Versuche, es mit feministischer Grundhaltung und militant anders zu machen. Ich will nicht urteilen, schwanke zwischen Neugier, Bewunderung und Erschrecken angesichts der kurdischen Märtyrergeschichten und der Bewaffnung, auch wenn sie „nur“ der Verteidigung dient. Ich wäre selbst zu ängstlich, würde auch meine Kinder nicht im Kampf sehen wollen.

Gerade lese ich (eben erschienen): https://www.bod.de/buchshop/das-ende-eines-traumes-jorge-baradit-9783757880415 Vom Übersetzer angesichts eines Chile-Konzerts in der Regenbogenfabrik erworben.

Es lohnt sich immer wieder, genauer hinzuschauen.

Mir fällt diese Tage auch dieser Roman wieder ein: https://www.schoeffling.de/buecher/sascha-reh/gegen-die-zeit

Chiles sozialistische Wirtschaftspolitik mit digitaler planwirtschaftlicher Steuerung – es wäre so eine wertvolle Erfahrung gewesen.

Nur nicht aufgeben, immer wieder fragend voran, und trotzdem nagt es an mir: Dient vielleicht das eigene politische Handeln, die vielen Versuche, das Scheitern und trotzdem weitermachen, mit dieser Sehnsucht nach einer anderen Welt … dient vielleicht all dies mehr der eigenen Seelenrettung, als dass es wirklich etwas bewirkt? Wie war das mit dem Apfelbäumchen?

Eine meiner kleinen Rettungen zur Zeit – auch angesichts des Zerfalls der Linken (nicht nur der Partei, sondern insgesamt): Die Feier der Vielfalt: https://www.agspak-buecher.de/pluriversum.

Wir haben das Buch zu mehreren übersetzt, jetzt ist es im Druck.

Es gibt auch ein Pluriversum-Multimediaprogramm mit der Grupo Sal: https://www.grupo-sal.de/programm1/alberto-acosta-sandra-weiss-und-grupo-sal-pluriversum/. Am 14.10.2023 in Berlin, in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt: https://www.eaberlin.de/seminars/data/2023/10/pluriversum/

Und zu guter Letzt: die neue ZgK hat mir gut gefallen: https://zeitung-gegen-den-krieg.de/

Das Verbindende suchen, nicht das Trennende!

Der Artikel von Elisabeth Voß erschien bei der Freitag Community.

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