Am bundesweiten internationalen Safe Abortion Day am 28. September haben sich Aktivist*innen und Organisationen mit über 80 Protestaktionen in rund 50 deutschen Städten beteiligt. Unter dem Motto “Schwangerschaftsabbruch: Keine Strafe für Selbstbestimmung! Weg mit § 218!” fordern sie die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland.

Damit senden die Beteiligten ein wichtiges Zeichen an die Kommission der Bundesregierung, die sich zurzeit zum Strafrechtsparagraphen 218 berät. “Für uns kann der nächste Schritt nur die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs sein”, sagt Eva Kubitz vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung und Mitorganisatorin vom bundesweiten Safe Abortion Day dazu. “Das haben die vielen Aktionen zum heutigen Tag deutlich gemacht. Ein über 150 Jahre alter Paragraph, der Frauen und ungewollt Schwangere für die Entscheidung über ihren eigenen Körper verurteilt, ist in Deutschland im Jahre 2023 nicht mehr zeitgemäß”, so Eva Kubitz weiter.

Nicht nur heute, auch vor und nach dem 28. September haben vielfältige Aktionen stattgefunden – von Flensburg über Hamburg und Stuttgart bis Konstanz, von Aachen über Marburg und Erfurt bis Dresden. Die Aktionsformen reichten von Demonstrationen und Kundgebungen über Filmvorführungen, Vorträge und Lesungen zu Workshops und Online-Formaten. Kreativ wurde es mit einem Theaterstück zu § 218 in Oberhausen und lehrreich beim Papaya Workshop in Köln. Hier übten Studierende den operativen Schwangerschaftsabbruch – denn dieser fehlt im Medizinstudium und in der fachärztlichen Ausbildung.

“Die Vielfalt der Aktionen und die rege Beteiligung begeistern uns jedes Jahr. Das zeigt deutlich, dass die aktuelle Gesetzeslage nicht mehr tragbar ist. Reproduktive Rechte und eine flächendeckende Gesundheitsversorgung – denn darum geht es letztendlich beim Schwangerschaftsabbruch – gehören zu den grundlegenden Menschenrechten und nicht ins Strafgesetz!”, sagt Eva Kubitz.

Der Internationale Safe Abortion Day wird jedes Jahr am 28. September begangen. An diesem Tag protestieren Menschen auf der ganzen Welt für das Recht auf sichere und legale Schwangerschaftsabbrüche. In Deutschland steht dem der Paragraph 218 im Strafgesetzbuch entgegen, der den Schwangerschaftsabbruch gleich hinter Mord und Totschlag aufführt und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei ermöglicht. Die Kriminalisierung führt außerdem zu einem Versorgungsnotstand in Deutschland, da immer weniger Ärzt*innen Abbrüche anbieten und sogar bedroht und belästigt werden, wenn sie es tun.

Sie finden Fotos von den bundesweiten Aktionen in den nächsten Tagen auf Flickr. Auch auf den sozialen Medien äußern sich am 28. September viele Menschen unter #SafeAbortionDay #wegmit218 und #28Sept zum Safe Abortion Day.


Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ist ein breites Bündnis aus Beratungsstellen, verschiedenen feministischen und allgemeinpolitischen Gruppen, Verbänden, Gewerkschaften und Parteien sowie Einzelpersonen. Seit seiner Gründung 2012 organisiert es Proteste gegen den jährlich stattfindenden, bundesweiten “Marsch für das Leben”. Neben der Streichung des Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch fordert das Bündnis eine geschlechter- und kultursensible Sexualaufklärung für alle sowie eine angemessene Unterstützung für jene, die sich für ein Kind entscheiden, damit sie ihre eigene Lebensplanung aufrechterhalten können.