Der Komplex der Königspaläste von Abomey gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und besteht aus 12 Bauwerken, die sich auf einer mit Mauern eingefassten Fläche von 47 Hektar in der ehemaligen Hauptstadt des Königsreichs Dahomey, im heutigen Benin, befindet. Es handelt sich um eine der schönsten Kunst- und Touristenstätten des Kontinents.

Das Königreich wurde 1625 gegründet und bis 1900 von zwölf aufeinander folgenden Königen regiert, von denen jeder einen Palast baute. Außer den prachtvollen Bronzen von Benin, Tausenden von Artefakten aus Messing, Bronze, Elfenbein und Holz, die von britischen und französischen Truppen gestohlen wurden und in die Museen verschiedener europäischer Länder und der Vereinigten Staaten gelandet sind, die jetzt allmählich nach eindringlichen Bitten zurückgegeben werden, spielte die Architektur in dieser Kultur eine wichtige Rolle. Didier N’Dah, Dozent und Leiter der Abteilung für Geschichte und Archäologie der Universität von Abomey-Calavi (UAC) in Benin, hat diesen Aspekt in zahlreichen Studien und Vorträgen hervorgehoben.

Unter den verschiedenen Palästen sind die der Könige Guézo und Glèlè am besten erhalten; sie beherbergen den Sitz des historischen Museums von Abomey, in dem die Geschichte des Königreichs veranschaulicht wird und eine Sammlung von Objekten ausgestellt ist, die den verschiedenen Herrschern gehörten. Die Mauern, die die Anlage umgaben, waren durch sechs Tore unterbrochen und durch einen Graben geschützt. Eine dichte Akazienbewaldung, eine traditionelle Verteidigungsform afrikanischer Burgen, bildete einen zusätzlichen Schutz. Im Inneren befanden sich Keller, Militärquartiere, ein Marktplatz, Kultstätten und mit Flachreliefs verzierte Säulen; unter den Verzierungen fand man geometrische Formen, Symboliken und Schutzgottheiten. Jeder Palast hatte ein anderes äußeres Erscheinungsbild, das den Wünschen und dem Geschmack des Herrschers entsprach, aber die architektonische Konstruktion war ähnlich und sah drei Höfe vor, vom äußersten bis zum innersten, mit dem Palast, in dem der König residierte und Empfänge gab.

Zu den verwendeten Materialien gehörten Lehm für Fundamente und Böden, Palmen, Bambus, Harthölzer wie Iroko und Mahagoni und Stroh oder Blech für die Dächer. Die Paläste haben Invasionen und Unglücke überstanden, auch wenn sie teilweise durch Brände und Plünderungen zerstört wurden, und sind ein Zeugnis für den Geist und die Hingabe der Architekten, die sie entworfen haben.

Der Skavenhandel

Das Königreich Dahomey hat jedoch eine Schattenseite, über die man nicht hinwegsehen kann: mit der Ankunft der Portugiesen wurden verschiedene Häfen, besonders der von Ouidah, zu Zentren des Menschenhandels. Zunächst wurden Kriegsgefangene deportiert, aber dann gelang es den Portugiesen, getrieben vom wachsenden Bedarf an Arbeitskräften in Brasilien, verschiedene Könige zu bestechen, indem sie ihnen Getränke, alte Feuerwaffen und Tabak anboten. Ouidah wurde so zum wichtigsten Markt, auf dem Niederländer, Franzosen, Engländer, Portugiesen und Amerikaner Sklaven kauften.

Die sogenannte „Straßen der Sklaven“ war eine Route, die mehrere Etappen umfasste: auf dem Chacha – Platz wurden gefangene Männer und Frauen versteigert und von europäischen und amerikanischen Abnehmern gekauft.

Die Sklaven wurde dann gebrandmarkt, um erkennen zu können, wem sie gehörten, zum Baum des Vergessens geführt und in einer dramatischen Zeremonie gezwungen, um ihn herum zu gehen mit dem Ziel, die Erinnerung an ihre Herkunft und ihre Geschichte auszulöschen. Nach einer Segregation unter schrecklichen Bedingungen wurden diejenigen, die überleben konnten, zum Baum der Rückkehr geleitet: hier fand eine ähnliche Zeremonie wie zuvor statt, bei der den Sklaven versichert wurde, dass ihre Seelen nach dem Tod als Geist in ihr Vaterland zurückkehren würden.

Nach Ende dieses Rituals wurden die Sklaven an den Strand gebracht, wo sich heute das Denkmal „Tor ohne Wiederkehr“ erhebt, bestiegen Beiboote und dann Sklavenschiffe, um eine schreckliche Reise anzutreten. Einige meuterten, andere begingen Selbstmord, bloß um nicht wegfahren zu müssen. Es wird geschätzt, dass vom Hafen von Ouidah, dem wichtigsten Umschlagplatz in Westafrika hinter Luanda (Angola), etwa zwei Millionen Sklaven von insgesamt dreißig, die in Amerika ankamen, ausgelaufen sind.

Tor ohne Wiederkehr (Foto: Agenzia Dire)

Die Agudas

Sie waren die ersten Sklaven, die nach Brasilien verschleppt wurden. Ihre Nachkommen, ehemalige Sklaven und Freigelassene, wurden bereits in die brasilianische Gesellschaft integriert und trugen nicht mehr ihre afrikanischen Namen, da sie gewaltsam konvertiert wurden. Nach einem Aufstand gelang es ihnen, ihre Freiheit zurückzugewinnen, kehrten an die Küste von Westafrika zurück und gründeten in den Städten Agoué, Ouidah, Porto Novo und Lagos eine afro-luso-brasilianische Gemeinschaft, genauer bekannt als Aguda. Einige von ihnen waren Kaufleute, Maurer und Köche und hatten Schwierigkeiten, sich zu integrieren, weil ihre Sprache und ihre Verhaltensweisen nicht mehr afrikanisch waren. Bedauerlicherweise verschrieb sich ein großer Teil der Agudas dem Sklavenhandel: die Nachkommen der ersten Opfer wurde so zu Menschenhändlern. Der berühmteste von ihnen war Francisco De Souza, 1754 in Brasilien geboren und 1849 in Ouidah gestorben, dessen Palast sich direkt am Chacha-Platz befand, dem Ort des Sklavenmarktes. In wenigen Jahren wurde er mit einer Flotte von über hundert Schiffen zum reichsten und bedeutendsten Sklavenhändler in ganz Westafrika. König Guézo war sein Freund und er ernannte ihn zum Vizekönig von Abomey. Seine Nachkommen herrschten dann über einen Teil von Benin und blieben mit der Familie de Souza durch ein Bündnis, das noch heute die Situation des Landes prägt, vereint.

Die Königspaläste künden also von der Größe des Königsreichs Dahomey, aber sie erzählen auch über die dunkelsten Seiten seiner Geschichte.

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Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!