Als Biobauer ist mir die fruchtbare Erde ein grosses Anliegen. Ein Klimaerlebnis hat jede und jeder, wer im Sommersonnenschein barfuss auf Asphalt läuft und dann als Kontrast einen Waldspaziergang macht. (Der Beitrag ist eine Antwort auf unsere Klimaumfrage.)

Dass die zubetonierten Flächen laufend zu- und die Waldflächen abnehmen, erklärt schon einige Veränderungen, für jeden barfüssigen Laien erlebbar. Die angenehm kühle Brise im Wald wie auch die Hitze auf Betonflächen hat mit den medialen Klimagasen nichts zu tun, jedoch ganz viel mit menschlichen Eingriffen.

Mit diesem kleinen Experiment im Hinterkopf wenden wir uns dem Mutterboden zu, jenen paar Zentimetern, denen wir und viele weitere Geschöpfe das Leben verdanken. Bei diesem Boden gibt es auch viele menschliche Eingriffe, wobei Übergriffe eher der passende Ausdruck ist. Ein paar davon möchte ich gerne ansprechen, denn nebst den überbauten Flächen und den verschmutzten Meeren verstecken sich im Boden viele Baustellen. Baustellen schon deshalb, weil viele Böden eher Parkplätzen gleichen anstelle fruchtbarer Erde.

Durch die schleichende Vergiftung aus vielen Quellen, schwere Maschinen und zu intensive Bearbeitung ist unserem Boden buchstäblich die Luft ausgegangen, und er ist häufig verdichtet. Dadurch versickert der Regen langsamer, d.h. das Wasser läuft oberirdisch weg und trägt zu Überschwemmungen bei. Dazu kommt noch, dass leblose und humus-arme Flächen viel weniger Wasser speichern können und somit schneller austrocknen. Zuviel Wasser und bald darauf zu wenig? Wenn wir bedenken welch riesige Flächen davon betroffen sind, dann kommen wir einem weiteren – wie heissen sie in den fetten Überschriften? – ah ja, «Klimakiller» auf die Schliche, dem unsere CO2 Diskussion ziemlich egal ist.

Im Landwirt steckt auch das Wort Wirt: ein Wirt, der sein anvertrautes Land und Bodenleben bewirtet. Schliesslich lässt auch kein Gastwirt seine Gäste verhungern.

Durch den menschlichen Hunger nach billigen tierischen Produkten hat nebst der Soja / Regenwald-Problematik die weltweite Getreidefläche stark zugelegt. Leider reift das Getreide dann ab und stellt das Wachstum und die Photosynthese ein, wenn im Sommer die Sonneneinstrahlung am höchsten ist. Begrünt werden die Flächen häufig erst im August wieder, so als würde man den Solarpanels auf dem Dach im Sommer den Stecker ziehen.

Nun heizt sich eine unbewachsene Fläche viel stärker auf – unser Barfussexperiment lässt grüssen. Ich habe einmal an einem Sommertag bei 28 Grad Lufttemperatur unter einem Pflanzenbewuchs 25 Grad gemessen, während der nackte Ackerboden daneben Fieber bei über 42 Grad hatte.

Als Biobauer kann ich diese Degeneration von Mutter Erde nicht wissenschaftlich exakt beziffern, aber ich weiss, dass dringendes Handeln angesagt ist. Und damit meine ich ausdrücklich: keinen 2.5 Tonnen schweren SUV-Elektroboliden kaufen.

Die kranke Erde muss als erstes mit einer fruchtbaren Bodenbiologie wiederbelebt werden. Nichts eignet sich da besser als ein guter Kompost – und deshalb ist der Titel «Klimawandel kompostieren» durchaus ernst gemeint.

Unsere Ernährung gleicht einer Einbahnstrasse. Denn vom Acker kommt das Essen zu uns und alles, was wir nicht verdauen oder schon vorher in den Müll geworfen haben, spülen wir in der Toilette runter. Von der Natur vorgesehene Kreisläufe sehen anders aus, denn es kommt nie mehr etwas auf den Acker zurück. Wenn nun schon alle verfügbaren Bioabfälle als Qualitätskompost unserer Ernährungsgrundlage zu Gute kämen, anstelle in hippen Biogas-Anlagen in «grünen» Strom verschwendet zu werden, dann wäre schon viel gewonnen.

Das neue, zarte Bodenleben gilt es dann mit schonender Bewirtschaftung und liebevoller Fütterung zu hegen und zu pflegen. Im Landwirt steckt auch das Wort Wirt: ein Wirt, der sein anvertrautes Land und Bodenleben bewirtet. Schliesslich lässt auch kein Gastwirt seine Gäste verhungern.

So müssen wir alle wieder zu Land-Wirten werden, denn die wenigen Menschen auf der Welt, die die Gummistiefel noch nicht mit der Krawatte getauscht haben, können die Veränderung nicht alleine stemmen.

Es macht keinen Sinn, über Pestizide zu schimpfen, wenn der nicht-biologische Einkaufskorb der Agrochemie die Kassen klingeln lässt. Es gäbe schon im nächsten Jahr weniger Gifte in der Natur und in den Ozeanen, wenn diesem Irrweg die Finanzen entzogen würden. «Too big to fail» gilt für’s Bodenleben eher mehr als für Banken.

Fassen wir die Vorzüge von belebten Böden zusammen:

  • Sie können starke Niederschläge aufnehmen und helfen, Überschwemmungen zu vermeiden.
  • Sie speichern Wasser und verdunsten den wichtigen Wasserdampf auch in Trockenperioden.
  • Sie schenken uns gesunde, nahrhafte Lebensmittel und bringen die Krankheitskosten zum Schmelzen.
  • Sie filtern unser Trinkwasser, anstatt es zu verschmutzen.
  • Sie helfen der arg bedrängten Biodiversität.
  • Und zu guter Letzt für alle CO2-Klimafreunde: die dunkle Farbe vom fruchtbaren, humusreichen Boden kommt vom Kohlenstoff. Die Pflanzen brauchen CO2 zum Wachsen, sprich Photosynthese und füttern das Bodenleben mit C6H12O6 Traubenzucker (6 Atome Kohlenstoff, 12 Wasserstoff, 6 Sauerstoff).

Wow, mit dieser Formel konnte ich meinem Aufsatz doch noch etwas Wissenschaft einhauchen.

Der Originalartikel kann hier besucht werden