Während die Welt in einem Strudel aus Krisen, Gewalt und Widersinn weiter voranschreitet, vervielfältigen sich Ostergrüße in Textnachrichten und E-Mails.

Wir haben es schon mehrmals gesagt, die alte Welt endet, mit ihren Schwanzschlägen der größten Ungeheuer der Mythen, und die neue wird geboren, ohne Lärm, mit der gebotenen Ruhe.

Basierend auf meinen Überlegungen und Gesprächen mit einigen Freunden schrieb ich diese Anmerkungen, die den neuen Erbauern und Erbauerinnen gewidmet sind, die, ganz normal, beim Bauen manchmal durcheinander, unglücklich oder verzweifelt sind.

Das Neue wird klein geboren. Eine Pflanze wird aus einem winzigen Samen geboren, der sich zu einem irrwitzigen Trieb entwickelt. Eines Tages wird aus ihr, zur Beunruhigung des Kleinen Prinzen, ein Affenbrotbaum werden, der den Asteroiden B612 zerquetschen könnte, oder zu seinem Entzücken, wenn sich der winzige Samen stattdessen in eine Rose verwandelt. Der junge Trieb entgeht den großen Medien, die damit beschäftigt sind, die Erde zu zertrampeln, und die vergessen, dass es notwendig ist, sich um sie zu kümmern.

Übereinstimmung ist unerlässlich.  Wir müssen in die gleiche Richtung denken, fühlen und handeln, es gibt keine Abkürzungen. Aber aktuell existiert ein fanatische Einheitlichkeit, deshalb müssen wir deutlich machen, dass unser Einheitlichkeit mit Solidarität verbunden ist, und deshalb müssen wir andere so behandeln, wie wir behandelt werden wollen.

Gewaltfreiheit ist der Schlüssel. Die alte Welt kennt nur Lösungen, die auf Gewalt basieren: Sicherheit mit mehr Polizei und Kontrolle, Mangel an Arbeitsplätzen bedeutet mehr Sklaverei, internationale Beziehungen mit Sanktionen und Krieg und so weiter. Gegenbüber der Gewalt in ihren vielen Aspekten (wirtschaftlich, sozial, religiös, politisch, kulturell, physisch) können wir nur einen Schlussstrich ziehen und in den gleichen Bereichen Gewaltfreiheit praktizieren, ein junges Konzept, das unbedingt entwickelt und trainiert werden muss.

Beginnend mit jedem einzelnen. Es ist keine Vorgabe für andere, es ist die tägliche Handlung eines jeden von uns. Unser Handeln ist nicht gleichgültig; wir sind Teil des Schmetterlingseffekts. Wir können die Gewalt in uns erkennen, akzeptieren und transformieren. Es ist nichts, das auf dem Gipfel des Berges getan werden kann, es ist eine konkrete Handlung, die jeder Mensch gemäß seinen Berufungen und Fähigkeiten, gemäß seinen Mitteln entwickeln wird. Und es wird nicht an seinem Gewicht oder an der Anerkennung gemessen, es ist das bescheidene und von Herzen kommende Handeln derer, die an die Möglichkeit einer besseren Welt glauben.

Der Mensch im Mittelpunkt. Das System will in verdrehter Weise die räuberischen Wünsche der 1% der Bevölkerung mit einer angeblich gewalttätigen und hamsternden „menschlichen Natur“ erklären. Diese Sichtweise ermöglicht es, das Anthropozän, den Profit und die Gewalt damit zu rechtfertigen, dass der Mensch selbst ein Raubtier sei. Es erklärt absichtlich nicht die menschliche Natur, die aus Wandlung, Empathie und Wahlfreiheit besteht.

Der Optimismus der Vernunft. Sie nannten Optimisten Narren, naiv und idealistisch. Sie haben den „Pessimismus der Vernunft“ erfunden: der ist falsch. Sowohl die Vernunft als auch das Herz sagen, dass das Neue mehr Gewicht hat als das Alte, dass die Dinge sich zum Besten hin entwickeln und dass das Beste für alle da ist.

Gemeinsam handeln. Die alte Welt versucht, alle in einen schizophrenen Individualismus aufzuspalten. Es wird gesagt, ein Wall-Street-Angestellter habe mehr Macht als ganze Völker. Ganz im Gegenteil, es sind die organisierten und aufeinander eingestimmten Völker, die die Geschichte in die eine oder andere Richtung führen; jene „tragische, verwirrende, aber immer weiter wachsende“ Geschichte, die die Menschen zu einer solidarischen, hellen, spirituellen Zukunft für alle und von allen führen wird.

PS: Ein Text, der diesen Artikel inspiriert hat, ist Silos Buch „Briefe an meine Freunde“, das auf Deutsch bei Edition Pangea veröffentlicht wurde.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ulrich Karthaus vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!