Die Gedanken an unsere Zukunft, an unser Klima führen uns ohne Zweifel hin zur Förderung des Erdöls aus seiner natürlichen Lagerung, sowie an den realen Bedarf an Energie für Mensch und Wirtschaft. Als biologische Wesen verdanken wir überhaupt der Natur unser Leben. Wir bringen ja selbst nur drei Dinge für das menschliche Fortkommen ein: Unsere Fähigkeiten zum Arbeiten, zum Nachdenken und für Nachkommen zu sorgen, stellte Albert Schweitzer fest. Die Natur ist es schließlich, der wir unser Leben in den verschiedenen Facetten verdanken.

1848 begann die industrielle Nutzung des Rohstoffes Erdöl im großen Stil. Es wurde Hauptbasis für die Energieerzeugung der Wirtschaft und gab Licht in den Wohnungen. Es wurde Antriebsstoff für Motore der Autos, Flugzeuge und Ausgangsstoff für viele Bereiche der Chemie. Die vielfachen Stufen der Verarbeitungs- und Werterhöhungen des Rohstoffes beginnend mit der Verschiffung, des Hafenumschlags und im Pipeline-Betrieb, den Raffinationsprozessen zur Veredelung, der Binnenhandel brachten den Industrieländern beachtliche Geldbeträge aus Import- und Umsatzsteuern in ihre Staatskassen. Neukredite, Betriebsgewinne der Unternehmen und Profite wurden Grundlage für den Ausbau der Privatwirtschaft, zusammen mit der Arbeit ausgebildeter Mitarbeiter aller Abteilungen eines Betriebes.

Die Landwirtschaft wurde von der Industrie als Lebensgrundlage für die menschlichen Gesellschaften auf hintere Plätze verdrängt. Im 21. Jahrhundert nimmt die Digitalisierung den ersten Platz im Ranking der Grundlagen ein. Ohne daten-technologische Kommunikation geht in der Gegenwart keine Produktion, kein Handel, keine Verwaltung, keine Mobilität mehr. An Wissenschaften und Gesundheitswesen gar nicht zu denken.

Erdöl war der Stoff, der David Rockefeller (1839/1937) zum reichsten Mann der Welt seiner Zeit machte. Die Standard Oil Company of New Jersey wurde mit ihrem Besitz von Banken, Versicherungen und den Einfluss auf die Regierung zum Symbol für die kapitalistischen Gesellschaft schlecht hin. Die Startbedingungen des Unternehmens waren günstig, da die Ölvorkommen in Landgebiete der Indianer lagen und die Ureinwohner kaum Geld von den Rockefellers für ihr geraubtes Land bekamen. Billige Arbeitskräfte aus Lateinamerika und aus Europa verbesserten die Gewinnrechnungen.

Der beiden Weltkriege hätten ohne die mit Diesel oder Benzin betriebenen Motore, ohne Panzer, Flugzeuge, Schlachtschiffe, chemische Kampfmittel etc. nicht stattfinden können.

Das unkontrollierte Wachstum der Produktion in den Industrieländern, der rasante Verbrauch der Rohstoffe sowie die gedankenlose Abfallwirtschaft blieben nicht ohne Einfluss auf das Klima. Der Klimawandel zwang Parlamente und Regierungen zu zaghaften Entscheidungen, hoffentlich nicht zu spät. Dank der Wissenschaft wurden Alternativen zu den Benzin und Diesel getriebenen Verbrennungsmotor und für die Energieentwicklung aus der Natur (Wasser, Wind, Sonne) versus Kohle und Erdöl/Erdgas entwickelt. Regierungen stellten finanzielle Fördermittel bereit. Die Veränderungen waren keine „blinden Hand des Marktes“, sondern geplante Aktionen des denkenden Menschen.

Das Parlament der Europäischen Union und der EU-Ministerrat beschlossen, dass ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden dürfen. Noch haben nicht alle nationalen Parlamente diesen Beschluss für Europa übernommen. Die alten Luftverschmutzer können weiterbenutzt werden, zum Ärger der Greta-Generation.

Die zaghaften Schritte zur Beeinflussung des Klimawandels beenden nicht die Erdölwirtschaft. So ist eine weiteres Phänomen von der Politik zu lösen, das nicht mit dem Klimawandel zusammenhängt, aber ein großes Potential für Konflikte besitzt: Aus humanitären Gründen muss nachgefragt werden, warum trotz des jährlichen Milliarden schweren Dollareinnahmen aus dem Erdöl/Gasexport und trotz der exorbitant höheren Summen aus der Verarbeitung des Erdöls die Ursprungsländer, wie der Irak, Libyen, Venezuela, Nigeria, Angola u.a. ihren Lebensstandard nicht an die G7 anpassen konnten, noch keine eigene Tankerflotten besitzen? die Transportversicherungen nicht bei eigenen Fonds vornehmen? oder kein finanziellen Mittel für den Bau eigener Verarbeitungskapazitäten für Rohstoffe haben? Die Frage ist berechtigt, warum der Lebensstandard in den Verarbeitungsländer erfreulich höher ist, als in den Ursprungsländer der Rohstoffe?, des Erdöls?

Das hat nach Erkenntnissen der Wirtschaftswissenschaft damit zu tun, dass die bilateralen Handelsbedingungen und die Kreditvergabebedingungen nicht gleichberechtigt sind. Die Entscheidungshoheit über Kredithöhe und Zinsen beim Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Länder, die die höchsten Kapitaleinlage beim IWF besitzen. Bei der Welthandelsorganisation (WHO) ist es ähnlich. Im Kreditgeschäft hat der IWF noch vorsorglich Ratingagenturen vorgeschaltet, die die Rückzahlungsfähigkeit des Antragsstellers einstufen. G7 Länder werden im AAA-Bereichen notiert, Rohstoffländer stehen überwiegend in der Kategorie C. Das faire Prinzip der Gleichberechtigung „ein Land gleich eine Stimme“, gab es nur beim Rat der Gegenseitigen Wirtschaftshilfe der ehemaligen sozialistischen Länder. Fairness gehört zur Kategorie der Moral, die gesetzlich in der kapitalistischen Gesellschaft keine juristische Normierung gefunden hat, die von der Justiz z.B. mit Gefängniszeiten bewertbar wäre.

Die Erdölförderländer erhielten in den letzten Jahrzehnten keine ausreichenden Kredite, um sich zu industrialisieren. Die eingeräumten Kredite reichten meist nur aus, um die fälligen Raten der Staatsschulden bei Banken der Industrieländer zu bedienen, beklagten der ehemalige Direktor der Zentralbank Mexikos, Maza Zavala, die ehemaligen Minister Ecuadors, Jorge Jurado, und Pedro Paez u.a. Die Vorschläge Mexikos 1974 an die UNO für eine Neuen Internationale Wirtschaftsordnung (NIWO) wurde von den Regierungen der G7 abgewiesen.

Die Vorteile der Erdölförderung und Verarbeitung kamen stets den Industrieländern der G7 zu gute. Offensichtlich braucht die Überwindung der Spaltung zwischen reichen und armen Ländern viele Generationen und die Stärkung der Moral in den Beziehungen. Vor allem aber die Aufklärung über die wahren Verhältnisse im Geld- und Kreditgeschäft, um bei künftigen Wahlen zum gesetzgebenden Parlament, human- und nicht Surplus (Profit) denkenden Parteien die Stimme zu geben.

Im Raum der öffentlichen Diskussionen steht die Korruption, die den Finanzkreisläufen Mittel entzieht. Sie ist in armen, wie in reichen Staaten gang und gäbe. Die Spaltung macht nicht zwischen arm und reich halt. Sie existiert gleichfalls zwischen Egoismus und Humanismus in den menschlichen Gesellschaften.


Der Autor Günter Buhlke, ehem. Mitarbeiter der Staatlichen Plankommission und ehem. Leiter des Schweizer Instituts für Betriebsökonomie, beschreibt in seinem neuen Buch „Hat die Welt eine Zukunft?“ Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-79-0 Alternativen der Planung in einer humanen Welt.

Es wird im Schwerpunkt digital von Amazon, Thalia u.a. als E-Buch angeboten und kann zum Erwerb in jeder Buchhandlung unter dem Titel oder ISBN 978-3-947094-79-0 bestellt werden.

Hat die Welt eine Zukunft?