Die Berliner Fraueninitiative Xanthippe hat sich der Förderung der Kunst von Frauen verpflichtet. Die Vereinsgründerinnen wählten als Identifikationsfigur ausgerechnet die als zänkisch verrufene Gefährtin des Sokrates, um auf die jahrhundertalte männerdominierte Geschichtsinterpretation hinzuweisen, in der die kreative Energie der Frauen stets als Gefahr für die männlichen Hierarchien empfunden wurde.

Sie erklärten den Namen „… symbolisch für den Willen der Gründerinnen, etwas gegen die Vorurteile zu tun, die selbstbewussten, engagierten Frauen und ihrem fachlichen Können noch immer entgegengebracht werden. Folgerichtig liegt die Intention des Vereins darin, für mehr Beachtung und Anerkennung der Leistung von Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen zu wirken“. Zwei Jahre nach ihrer Gründung übernahmen die Xanthippen die Inselgalerie in Berlin-Mitte, um vorrangig Künstlerinnen eine öffentliche Plattform zu schaffen.

Nach der Sommerpause legt die Insel-Galerie ein vielfältiges Programm vor.

Ausstellung „außer sich – inner ich | part 1

Die Ereignisse seit dem Frühjahr 2020 veranlassten uns, in den letzten zwei Ausstellung des Jahres 2022 den inhaltlichen Schwerpunkt auf die aktuellen globalen Krisen-Situationen zu legen: Corona, Krieg, Klima. Dabei suchen wir keine Auseinandersetzung mit deren konkreten Erscheinungen. Vielmehr beschäftigt uns, wie sich dieser angespannte Zustand auf einzelne Künstlerinnen und ihr gegenwärtiges Schaffen auswirkt. Unser Lebensumfeld verändert sich gerade tiefgreifend, stellt bisherige Sicherheiten in Frage und wirkt auf viele Menschen existentiell bedrohlich.

Wir planten deshalb zwei Ausstellungen zum Thema außer sich – inner ich. Die erste dieser Ausstellungen wird am 15. September mit 12 von uns eingeladenen Künstlerinnen des MalerinnenNetzWerks Berlin-Leipzig e. V. (MNW) eröffnet.
Franziska Güttler | Nina K. Jurk | Tobia König | Marianne Krüger | Kathrin Landa | Verena Landau | Gudrun Petersdorff | Ann-Katrin Schaffner | Anija Seedler | Bettina Sellmann | Sophie Von Stillfried | Alex Tennigkeit
16. September – 29. Oktober 2022

Poetische Positionen von SABINE SCHIFFNER und ŞAFAK SARIÇIÇEK

Mit der 1965 in Bremen geborenen Lyrikerin Sabine Schiffner und dem 1992 in Istanbul geborenen Autor Şafak Sarıçiçek treffen sehr verschiedene literarische Sounds aufeinander.
Sowohl Schiffners bildhafte, erzählerische Gedichte als auch Sarıçiçeks fiebrige, vom französischen Surrealismus inspirierte Texte brechen gewohnte Wahrnehmungen auf und erkunden die Möglichkeiten der Sprache.
Bereits im vergangenen Jahr war Şafak Sarıçiçek mit seinem Gedichtband „Im Sandmoor ein Android“ in der INSELGALERIE zu Gast. In diesem Jahr stellt er ein Prosafragment aus seiner Werkstatt vor.

Dienstag, 20. September 2022 – INSEL lesen
Sabine Schiffner „Wundern“, Gedichte, Quintus-Verlag 2022
Şafak Sarıçiçek „Im Sandmoor ein Android“, Gedichte, Quintus-Verlag 2022

Kaśka Bryla „Die Eistaucher“

Kaśka Bryla, 1978 in Wien geboren, entwirft in ihren Romanen Gesellschaftsutopien. Ihre Held:innen ecken an. Doch immer sind sie auf- und angenommen in widerständigen Freundes-Cliquen. Die Eistaucher, eine Gruppe Schüler:innen, reiben sich so intensiv an der Wirklichkeit, dass es irgendwann brennt. Fragen nach der Verantwortung füreinander und nach individueller Schuld bewegen die Autorin und Aktivistin Kaśka Bryla.
Die Eistaucher mischen sich ein und sie mischen auf, einem Satz Hannah Arendts folgend: „Niemand hat das Recht zu gehorchen.“

Dienstag, 27. September 2022, 19 Uhr- INSEL lesen
Kaśka Bryla „Die Eistaucher“
Moderation: Kathrin Schrader

Daniel Schreiber „Allein“

Daniel Schreiber, 1977 im heutigen Mecklenburg-Vorpommern geboren, erzählt in diesem literarischen Essay auf sehr persönliche Weise von seinem Glauben in die Kraft guter Freundschaften, der in der Isolation der Corona-Jahre plötzlich auf die Probe gestellt wurde. In einer philosophischen, psychologischen und soziologischen Suche hat sich der Autor aufgemacht, das Wesen des Alleinseins als unfreiwillige Alternativie zum Ideal des Paarlebens zu analysieren. Er öffnet den Diskurs über ein Lebensgefühl, das bisher gern verdrängt wurde.

Donnerstag, 13. Oktober 2022, 19 Uhr – INSEL lesen
Daniel Schreiber „Allein“
Moderation: Kira Schmitz

Ulrike Almut Sandig „Monster wie wir“

Ulrike Almut Sandig, 1979 in Großenhain/Sachsen geboren, verknüpft in ihrem ersten Roman das Schicksal von drei Kindern, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind. Sie schreibt über deren Einsamkeit und Verlorenheit in Familien, die nicht sehen und hören wollen. Die auf eine saubere Fassade bedachte Mittelstandsfamilie in ihrem Reihenhaus in Südfrankreich wie die ignoranten Bewohner:innen des Dorfes in Ostdeutschland, das später weg gebaggert wird – indem Sandig den Nährboden der „Monster“ zeigt, wird deren Schicksal politisch.

Dienstag, 18. Oktober 2022, 19 Uhr – INSEL lesen
Ulrike Almut Sandig „Monster wie wir“
Moderation: Kathrin Schrader

Hanna Gagel „So viel Energie. Künstlerinnen in der dritten Lebensphase“

Moderation: Kathrin Schrader

Donnerstag, 27. Oktober 2022, 19 Uhr – INSEL lesen

für alle Veranstaltungen der Lesereihe INSEL lesen gilt:
Eintritt: 5 Euro / erm. 3 Euro
Einlass: 18:30 Uhr Beginn: 19 Uhr
Anmeldung: lesung@inselgalerie-berlin.de

Weitere Informationen gibt es hier: https://www.inselgalerie-berlin.de/