Vielfach werden Diskussionen darüber geführt, ob sich die Menschheit in Zeiten eines totalen Umbruchs befindet. Aber es herrscht wenig Klarheit darüber, was das bedeutet. Dass die Erde von den Menschen abgewirtschaftet wurde, steht doch wohl außer Frage. Und wenn die Erde nicht protestieren würde, bestünde wohl keine Veranlassung, diesen Weg nicht beizubehalten.

Mit ein wenig Abstand betrachtet sind diese eigentlich so kleinen Geschöpfe in der Lage, die Verhältnisse so zu verändern, dass für viele Lebewesen kein Platz mehr bleibt. Das Artensterben haben wir auf dem Gewissen. Eine Reduzierung der riesigen Verschmutzung der Umwelt wird nicht mit der nötigen Intensität betrieben. Das allein sind schon Krisensituationen. Das wird nicht einmal richtig zur Kenntnis genommen. Irgendjemand wird es schon richten. Die heutige Erziehung ist so ausgerichtet, dass es eben Aufgabe der Regierung ist, eine Lösung herzustellen. Die Bürger sollen folgsam solchen Anordnungen gehorchen. Es wird viel zu wenig darauf hingewiesen, dass nur mit Einschränkung das Problem zu lösen ist. Immer mehr wird klar, dass die Lebensaufgabe nicht darin bestehen kann, sich mit immer mehr Technik zu umgeben. Das sind die Energiefresser, wobei diese Energie von der Natur nicht mehr bereit gestellt werden kann. Die Menschen haben keine Hochachtung mehr vor der Natur, sie glauben, sich wie Götter über die Natur erheben zu können.

Hoffentlich ist es noch nicht zu spät für ein Umdenken. Es fehlt jedoch jede Hochachtung und Ehrfurcht vor der Natur. Hier können sicher die Naturvölker ein Vorbild sein. Es muss an einem Mangel an Religiosität liegen. Wobei dieses Religiöse nicht unbedingt bedeutet, einer Kirche anzugehören oder in die Kirche zu gehen.

Sogar bei den Kirchen ist diese Hochachtung, die Ehrfurcht und der Respekt vor der Natur verloren gegangen. Auch die Kirchen haben keine Beziehung zum Göttlichen, zur Natur. Sie hat sich jedoch aus unbelebter Materie Leben entwickelt. Das ist doch das große Wunder, das wir uns eigentlich täglich vor Augen halten müssen. Welch ein Geist steckt dahinter? Ist es nicht erstaunlich, was sich da vor unseren Augen abspielt? Und was tut die Menschheit? Die heutige Grundeinstellung ist es, Menschen so auszubilden, dass sie im Leben gute Fachkräfte werden. So geht dabei schon jedes Menschliche verloren, wenn diese Hochachtung und Ehrfurcht vor der Natur nicht einmal in der Schule behandelt wird. Religiös zu sein, muss nicht bedeuten, in die Kirche zu gehen. In den Kirchen werden Götter angebetet. Auch dort geht es also nicht darum, dass wir eingebunden in die Natur sind und auf ihre Hilfe angewiesen sind.

Ist es nicht faszinierend, wie zum Beispiel in der Natur eine Blüte entsteht. Wie viel Fertigungsunterlagen wären dafür nötig, wenn Menschen sie produzieren müssten. Das Material zur Herstellung finden Wurzeln gerade in der Nähe und transportieren es bis zur Blüte. An jeder richtigen Stelle findet auch immer der Form- oder Farbwechsel statt. Wo steckt der Geist dahinter? Dieser Geist ist es doch, der auch uns geschaffen hat. Dieses große Wunder lohnt sich, immer in Erinnerung zu rufen. Wo steckt der Geist, der das alles schaffen kann? Und wer hat den Geist in uns so verdrängt, dass er uns nicht mehr den richtigen Weg zeigen kann?

Diese Hochachtung vor der Natur ist wohl schon lange verloren gegangen. Nur bei den Natur- und Stammesvölkern ist es Sitte, diese Hochachtung zu pflegen. Da heute die Menschen von der Geburt an nur auf Fähigkeiten ausgebildet werden, die sie zu guten Facharbeitern und Untertanen werden lässt, ist für diese Hochachtung vor der Natur kein Platz mehr. Es fehlt hier jede Beziehung zu solcher Religiosität. Es geht dabei gar nicht um die Gottgläubigkeit, es geht im Wesentlichen um die große Ehrfurcht vor der Natur. Leider ist diese Ehrfurcht völlig abhanden gekommen.

Wir sind zu Technikfreaks und zu Menschen geworden, die auch noch gut unterhalten werden wollen. Die Folgen dieser Irrwege treten heute mit voller Wucht zutage. Und nicht genug damit, man muss sich auch noch an Kriegen beteiligen. Leider liegt heute die Macht bei Wenigen, die auch nur an einer funktionierenden Wirtschaft interessiert sind. Wir haben ein Geldsystem, das es erlaubt und fast fordert, rücksichtslos die Ausbeutung der Natur voranzutreiben. Das hat für das gemeine Volk zu einer eingeprägten Unterordnung geführt und jegliches Mitdenken und Mitfühlen unterdrückt.

Es muss also von Geburt an wieder das Menschsein im Vordergrund stehen, sonst läuft die Menschheit Gefahr, sich selbst zu vernichten. Es nutzt allein nicht, zu guten Fachleuten ausgebildet zu werden. Es wäre noch wichtiger, wenn von Beginn an erst einmal Ehrfurcht vor der Natur eingeprägt würde. Es fehlt somit gerade die Rücksichtnahme gegenüber der Natur einschließlich Klima. Psychologen haben herausgefunden haben, dass eine wesentliche Prägung in den ersten Lebensjahren stattfindet, somit sollte das als Schulfach eingeführt sein. Solch ein Fach fordert mehr Einfühlung mit dem Herzen als mit dem Verstand. Gerade dafür ist sicher ein junger Mensch bestimmt noch aufnahmefähiger. Es ist ja mehr eine Frage der Emotion als der Vernunft. Ein Mangel an Enthusiasmus wirkt sich auf das ganze Leben aus.

Religiosität als Begriff beschreibt die tiefe Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt. Den Respekt vor der Natur, die allein das Überleben der Menschen sichern kann. Die Natur stellt alles gratis zur Verfügung. Auch das Tierreich ist nicht dazu geschaffen, dem Menschen Untertan zu sein. Dabei wäre es nötig, auch die Untertänigkeit der Menschen gegenüber dem Staat abzuschaffen. Der nötige Respekt voreinander sollte die Raffgier aus den Köpfen verdrängen.

Das Wissen um den Zustand der Erde und der Natur hat eine Größe angenommen, dass es erlaubt, sogar Vorhersagen zu leisten, die ziemlich zutreffend sind. Leider haben wir eine herrschende Klasse, die rücksichtslos weiterhin Ausbeutung betreibt. Das wird in Zukunft das größte Problem sein, diese Machthaber zu verdrängen und in Zusammenarbeit hier Lösungen zu erarbeiten.

Noam Chomsky sagt dazu:

Man muss den Menschen die Fakten darlegen und ihnen die Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Wenn man viele Menschen erreicht und sich eine kritische Masse bildet, kann man Druck auf die Entscheidungsträger ausüben und so Veränderungen durchsetzen.“ Das also wäre mit Sicherheit die wichtigste Aufgabe für die Menschheit.

Religiosität bedeutet eigentlich ein individuelles Streben nach Sinnfindung, Welterklärung und Existenzorientierung. Ohne das Engagement und den Einsatz unser aller Fähigkeiten hat der Wandel keine Chance. Ebenso müssen wir unser Denken ändern, indem wir das materialistische Weltbild des 19. Jahrhunderts mit seiner Vorstellung von einer Welt getrennter Dinge loslassen und uns auf die neue Weltsicht in der Komplexität einlassen. Nur durch intensiven Austausch, durch gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung und Zusammenarbeit kann ein neues Ganzes entstehen, das mehr ist als die Summe seiner einzelnen Akteure. Hier werden völlig neue Kräfte freigesetzt und können bisher ungeahnte Möglichkeiten hervorbringen. Hier würde sich zeigen, dass man nicht mehr Teil des Alten, sondern Teil von etwas Neuem, Zukunftsweisendem ist.