«Wahrscheinlich die anständigste, friedlichste Demonstration, die ich je gesehen habe. Keine Müllberge. Sauber gehalten. Gut erzogen. Keine Betrunkenen, Verrückten, Diebe oder sogar Raucher. Reichlich kostenloses Essen und Getränke von freundlichen Menschen verteilt. Sogar die Lager werden geordnet errichtet. Einige Geistliche verschiedener Religionen unterstützten friedlich den Protest. Die Mehrheit ist unsere jüngere Generation. Ungeachtet ihrer Rasse oder Religion sind alle eins geworden, so wie es sein sollte. Niemand hat eine versteckte Agenda, sondern eine einfache Botschaft von jungen Menschen: «Ihr Politiker, habt uns über 70 Jahre lang verarscht und jetzt ist es an der Zeit, dass ihr alle von hier verschwindet, wir jungen Menschen werden eine neue Kultur und eine neue Führung schaffen.» Wir mögen Schwierigkeiten haben, aber mit einer solchen Einstellung lässt sich alles im Handumdrehen überwinden. Ein stolzer Moment, ein:e Sri Lanker:in zu sein. Hätte die Öffentlichkeit über die Jahre kompetente Politiker gewählt, wäre dieses Land inzwischen der beste Ort zum Leben. Nichts ist unmöglich.»

Das Portal #GoHomeGota, das der anhaltenden gewaltfreien Rebellion in Sri Lanka gewidmet ist, eröffnet auf seiner Titelseite mit diesem herzlichen und entschlossenen Zeugnis von Harsha Subasinghe. Die von den Demonstranten hinterlassenen Botschaften, die die strukturelle Korruption ablehnen, die von der Präsidentenfigur Gotabaya Rajapaksa verkörpert wird, vervielfachen sich und lassen keinen Zweifel am humanistischen Charakter des Protests aufkommen.

Ruvinda Liyanage sagt: «Das Erstaunlichste und Wunderbarste dieser Ära geschieht gerade im Galle Face. Gehe hin, sei ein Teil davon und erlebe es. Es wird auf jeden Fall ein bemerkenswerter Moment in der Geschichte Sri Lankas werden.»

Galle Face ist ein großer Platz am Wasser vor dem Büro des Präsidenten, das der gewählte Schauplatz der Proteste in der Hauptstadt Colombo ist. Die dort aufgestellten Zelte und Versorgungsposten zeugen von der Entschlossenheit der Menschen, dort zu bleiben, bis das Ziel erreicht ist.

Wäre da nicht die dramatische Lage der Bevölkerung des Landes, die durch steigende Preise, den Mangel an Grundnahrungsmitteln und die Misswirtschaft der Regierung, die in den letzten Tagen in Repression umgeschlagen ist, überfordert ist, könnte man meinen, es handle sich um ein monumentales Picknick des Volkes unter freiem Himmel.

In einer anderen hoffnungsvollen Botschaft sagte Dr. M.K. Ragunathan: „Hut ab vor der Jugend dieses Landes, die das Unmögliche geschafft hat: Sie hat das Land unabhängig von Rasse und Religion geeint. Zwei Generationen von Menschen sind geeint. Ich wünsche mir, dass die Einheit, die Sie trotz aller Rückschläge geschaffen haben, immer erhalten bleibt“.

Es gibt auch Stimmen aus dem Land selbst, die klar und deutlich von dem inspirierenden Moment sprechen, den Sri Lanka heute erlebt.

Thakshila Bandara sagt: „Als Vertreterin der Jugend Sri Lankas bin ich bescheiden und stolz auf unser Volk. Es gibt keinen Konflikt. Alle Nationen sind geeint. Es gibt nur den reinen Gedanken, das Land und die Nation von der korrupten Politik zu befreien. Abgesehen von ein paar Idioten hat die Mehrheit des Landes dieselbe Idee. Wenn ich mir das alles ansehe, glaube ich, dass wir einen Wendepunkt erreicht haben, um die korrupte Politik zu beenden, die das Land seit 70 Jahren plagt. Das Besondere ist, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Kampf handelt. Einige Leute helfen den Verwundeten, indem sie eine provisorische Krankenhauszone einrichten. Einige versorgen die Demonstranten auf eigene Kosten mit Lebensmitteln. Einige unterrichten die Menschen im Kampfgebiet kostenlos in den Fertigkeiten, die sie sich über Jahre angeeignet haben. Dies ist ein Kampf, der die Aussage bestätigt, dass man sich mit der falschen Generation angelegt hat“. Ich glaube nicht, dass in letzter Zeit irgendwo auf der Welt ein solch friedlicher Kampf stattgefunden hat. Obwohl ich außerhalb von Colombo wohne, wäre ich immer gerne dorthin gefahren. Lang lebe der Kampf! Möge der Dreifache Edelstein mein Land segnen!“

Fleißig, mit einem Lächeln, aber fest in ihrer Forderung, demonstrieren die Demonstranten der Welt die Kraft der aktiven Gewaltlosigkeit, wovon die Bilder zeugen, die sie ins Internet stellen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Alina Kulik vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!