Die Anti-Globalisierungsbewegung der späten 1990er Jahre, die etwa gegen Gipfeltreffen der Welthandelsorganisation in Seattle und der G8 in Genua protestiert hatte, verwendete den Slogan: „Eine andere Welt ist möglich.“ Wird diese „andere Welt“ jetzt vor unseren Augen von den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika geschaffen, deren Kooperation im Rahmen der BRICS-Gruppe Bekanntheit erlangte?

Im Juli 2015 hielten die Staats- und Regierungschefs dieser Länder einen Gipfel im russischen Ufa ab. Es war das siebte Treffen dieser Art für die BRICS-Staatengruppe, die von da an mehr und mehr den Anschein einer legitimen Organisation einer parallelen Welt erweckte und immer weniger den eines einfachen Akronyms, welches von einem Goldman Sachs-Analysten geprägt worden war.

Die BRICS-Gruppe, die 40 Prozent der Weltbevölkerung und 20 Prozent des weltweiten BIP repräsentiert, ist der erste Versuch, eine zum Westen hin alternative Macht seit der Auflösung des sowjetischen Blocks und dem Fall der Berliner Mauer zu schaffen.

Die BRICS-Staaten haben ihre eigenen jährlichen Gipfeltreffen, hatten Anfang 2016 eine eigene und von dem US-Dollar unabhängige Entwicklungsbank gegründet und sind militärisch sogar durch die Shanghai Cooperation Organisation (SCO) – eine Mitte der 1990er Jahre von Moskau und Peking ins Leben gerufene „verwandte“ Organisation – miteinander verbunden. Die SCO umfasst das gesamte Zentralasien sowie Indien. Zudem verfügt der Iran bei er SCO über einen Beobachterstatus.

„Die BRICS und die SCO arbeiten Hand in Hand, um weiter zu kommen“, lautet eine aktuelle Schlagzeile der People’s Daily, der Zeitung der Kommunistischen Partei Chinas. Die SCO hatte ihren eigenen Gipfel in Ufa, der unmittelbar nach dem BRICS-Treffen stattfand.

In wirtschaftlicher Hinsicht gelten die BRICS-Staaten als Marktwirtschaften, die mehr oder weniger kontrolliert werden. Als solche können die Länder sich leicht gegenseitig auf die Zehen treten und Konflikte schaffen, insbesondere angesichts des starken Protektionismus in China und Brasilien.

Dennoch dient die Entstehung der BRICS als Gegengewicht zu den allmächtigen Vereinigten Staaten. Der russische Präsident Wladimir Putin zum Beispiel konnte sich auf seinen „Freund“ Xi Jinping aus China stützen, um sich von den erstickenden Wirtschaftssanktionen des Westens seit der Ukraine-Krise zu befreien. Die künftige Weltmacht China wiederum sieht in dieser Staatengruppe einen Weg, die von den USA im Stile des Kalten Krieges durchgeführte Eindämmungspolitik zu durchbrechen.

Die militärische Zusammenarbeit zwischen den BRICS-Ländern könnte darüber hinaus die einzige Alternative zu der NATO sein, die ihr Aktionsgebiet seit dem Zusammenbruch der UdSSR erheblich ausgeweitet hat.

Trotz ihrer Einschränkungen, Widersprüche und Schwächen beeinflussen die BRICS die internationalen Machtverhältnisse auf eine Weise, die die USA nicht begünstigen. Die Gruppe folgt allerdings nicht der Logik des Kalten Krieges, in dem einem Block ein anderer gegenüberstand.

Dieser Artikel von Pierre Haski erschien zuvor im englischen Original auf InfoBrics.org und von EuroBRICS übersetzt widergegeben.

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