Am Abend des 15. September 2021 hat das EU-Parlament (EP) eine Resolution verabschiedet, die die EU-Kommission auffordert, einen Aktionsplan vorzulegen, um aus dem Tierversuch auszusteigen. Der Plan soll Meilensteine und Zielvorgaben enthalten, um Anreize für Fortschritte beim Ersatz von Tierversuchen durch tierversuchsfreie Methoden zu schaffen. Die Resolution wurde mit der überwältigenden Mehrheit von 667 Stimmen angenommen bei 4 Gegenstimmen und 16 Enthaltungen. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich hocherfreut.

Die Verantwortung für den Aktionsplan soll nicht in der Hand weniger liegen, sondern es soll eine hochrangige Taskforce gebildet werden, die verschiedene Generaldirektionen der Kommission und EU-Agenturen an einen Tisch bringt sowie die Mitgliedstaaten und relevanten Interessenvertreter einbezieht. Eine gezielte Förderung tierversuchsfreier Methoden und die Schulung an diesen sind ebenfalls Bestandteil der Forderung.

Fast zehn Millionen Tiere werden jedes Jahr in den Laboratorien der EU in Tierversuchen „verbraucht“ – Affen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Ratten, Mäuse und Tiere vieler anderer Arten. Hinzu kommen rund 12 Millionen Tiere, die als „Überschuss“ getötet werden, meist, weil sie nicht die gewünschte gentechnische Veränderung aufweisen. Diese enorm hohe Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren kaum geändert.

Das EP erkennt zwar an, dass die EU sich bemüht, Tierversuche zu reduzieren und zu „verfeinern“, aber ein aktiver, koordinierter Ansatz zur Reduzierung und letztendlich vollständigen Abschaffung von Tierversuchen fehlt bisher.

Mit der Forderung nach einem EU-weiten Aktionsplan mit ehrgeizigem Zeitplan und einer Liste von Meilensteinen, will das EP den Ausstieg aus dem Tierversuch aktiv vorantreiben.

Die Dachorganisationen Eurogroup for Animals und European Coalition to End Animal Experiments, bei denen Ärzte gegen Tierversuche Mitglied ist, sowie Cruelty Free Europe, Humane Society International und PETA, die zusammen über 100 Mitgliedsvereine in Europa vereinen, haben sich für die Resolution stark gemacht und fordern nun von der EU-Kommission, ihr höchste Priorität einzuräumen.

Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der europäischen Bürger ein Ende der Tierversuche wollen. Fast drei Viertel (72%) stimmten zu, dass die Europäische Kommission verbindliche Ziele und Fristen für einen Ausstieg aus dem Tierversuch setzen soll. Dies zeigt auch die aktuelle Europäische Bürgerinitiative „Save Cruelty Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche“, die innerhalb von nur drei Wochen bereits über 120.000 Unterschriften gesammelt hat.

„Die Abstimmung ist ein historischer Moment für die Tierversuchsgegnerbewegung“, freut sich Dr. med. vet. Corina Gericke, Vize-Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Die Forderung der europäischen Bürger nach einem Ausstieg aus Tierversuchen und einem Übergang zu humanrelevanter Forschung wurde gehört. Neue fortschrittliche Forschungssysteme dienen nicht nur dem Schutz der Tiere, sondern sind vor allem auch von grundlegender Bedeutung, um die Ziele der Union in Bezug auf den Umweltschutz und die menschliche Gesundheit zu erreichen. Mit der heutigen Abstimmung des Parlaments kommen wir an allen drei Fronten voran“, kommentiert Gericke abschließend.

Weitere Informationen

Europäische Bürgerinitiative „Save Cruelty Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche“

EU-weite Umfrage zur Tierversuchen

Ärzte gegen Tierversuche: EU-Parlamentarier fordern Ausstieg aus dem Tierversuch. Pressemitteilung vom 8.7.2021

Wortlaut des angenommenen Entschließungsantrags des Europa-Parlaments vom 16.9.2021

 

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