Die Pestizid-Initiative hat einen Achtungserfolg erzielt. Die hohe Zustimmung vor allem in den Städten zeigt die Besorgnis der Bürgerinnen und Bürger über die schädlichen Auswirkungen der synthetischen Pestizide auf die Gesundheit von uns allen und auf die Umwelt. Es ist ein deutlicher Hinweis, dass die Politik wesentlich mehr für den Schutz unserer Gesundheit und unserer Umwelt unternehmen muss.

Die Volksinitiative wurde von einem Bürger:innen-Komitee aus dem Kanton Neuenburg lanciert und hat damit eine schweizweite Debatte angestossen. „40 Prozent der Stimmberechtigten haben der Initiative gegen den Widerstand von Bundesrat, Parlament, Bauernverband und Agrarkonzernen zugestimmt. Das ist ein beachtliches Ergebnis”, freut sich Antoinette Gilson, Biologin und Mitinitiantin der Pestizid-Initiative.

“Politik, Forschung, Beratung, Landwirtschaft und Verarbeitung – alle müssen sich nun bewegen und gemeinsam auf eine Zukunft ohne synthetische Pestizide hinarbeiten”, betont Weinbauer und Mitinitiant Jean-Denis Perrochet. “Landwirtschaftliche Organisationen wie Bio Suisse, die Kleinbauern-Vereinigung und Demeter haben im Abstimmungskampf eine wichtige Rolle gespielt. Sie zeigen mit ihren rund 7’500 biologischen Landwirtschaftsbetrieben, dass ein Wandel möglich ist. Sie werden auch in Zukunft weiterhin den politischen Diskurs um die Landwirtschaft prägen”, ist sich Komitee-Mitglied Dominik Waser sicher.

Auf der politischen Ebene ist nun der Bundesrat am Zug. Er hat vom Parlament den Auftrag erhalten, die Risiken des Einsatzes von Pestiziden um die Hälfte zu senken. “Der Bundesrat muss nun zeigen, dass es ihm ernst ist und er den Einsatz von synthetischen Pestiziden wirklich deutlich reduzieren will”, mahnt Stéphanie Hüsler, Anwältin und Mitinitiantin.

Wichtig sind folgende Sofortmassnahmen:

  1. Der Bundesrat soll die Bevölkerung regelmässig auf Pestizidrückstände untersuchen (Monitoring mit Stichproben). Es kann nicht sein, dass der Bund synthetische Pestizide bewilligt und anschliessend einfach die Augen vor den Auswirkungen verschliesst.
  2. Hormonaktive Substanzen (endokrine Disruptoren) sollen gar nicht erst auf den Markt kommen, weil sie äusserst negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben, und das bereits in der Schwangerschaft. Das Zulassungsverfahren soll sich bei solchen Wirkstoffen am Vorsorgeprinzip orientieren und die Freisetzung konsequenz unterbinden.
  3. Der Bundesrat soll dort, wo dies einfach zu bewerkstelligen ist, die Produktion ohne synthetische Pestizide fördern. Wir denken insbesondere an Kulturen wie Getreide, Weinbau sowie die Milchwirtschaft. Wir rufen auch die Landwirtschaft, die verarbeitende Industrie sowie die Detailhändler auf, hier gemeinsam rasch Fortschritte zu erzielen.
  4. Gefragt sind auch die Kantone und Gemeinden, insbesondere diejenigen mit einer Ja-Mehrheit. Diese sollten in ihrem Kanton den Volkswillen umsetzen, indem sie eigene Flächen nur noch ohne synthetische Pestizide bewirtschaften lassen und den Umstieg der Betriebe in ihrem Kanton auf ökologische Produktion fördern.
  5. Alle Anwendungsbereiche sollen pestizidfrei werden, nicht nur die Landwirtschaft. Ob auf SBB-Gleisen, Spielplätzen, Gärten, Fussballfeldern, an Strassenrändern, oder in Parks. Synthetische Pestizide belasten auch da unsere Gesundheit und sind absolut nicht notwendig.
  6. Die Forschung muss viel stärker auf den biologischen Landbau sowie die Produktion ohne synthetische Pestizide ausgerichtet werden.

Mit dem heutigen Abstimmungswochenende hat sich die Stimmbevölkerung zum ersten Mal mit dem Thema Pestizide auseinandergesetzt. Es ist sehr selten, dass ein Thema bereits im ersten Anlauf eine Mehrheit erhält. Es hat aber eine schweizweite Sensibilisierung stattgefunden. Falls die Politik in den nächsten Jahren keine genügenden Resultate vorweisen kann, ist es realistisch, dass bei einem zweiten Anlauf ein Ja resultiert.

Edward Mitchell, Biologieprofessor und Mitinitiant betont: “Da die Gefahren für die Gesundheit durch synthetische Pestizide nachgewiesen und weiterhin aktuell sind, werden wir weiterhin auf deren Verzicht hinarbeiten. Auch ohne Annahme der Initiative setzen wir uns als Stiftung Future3 für ein schrittweises Vorgehen ein.”

Lebenstattgift.ch