Food for Future ist ein Einsteigerbuch in die nachhaltige, saisonale und ökologische Kochkultur. Genuss und Optik haben dabei einen hohen Stellenwert, was mir sehr gut gefällt, denn wie Autor Martin Kintrup schreibt ist „Ernährung ein sehr emotionales Thema.“

Auch Kintrup verwendet die Phrase „raus aus der Komfortzone“ , die ich mittlerweile nicht mehr hören kann. Denn sollte die Komfortzone nicht einfach einmal neu ermittelt werden? Ist Komfort wirklich ne Fertigpizza in den Ofen zu schieben und sich mit minderwertigem Convenience Food mit allen Nachteilen für die Gesundheit am Leben zu halten? Ist es nicht vielmehr Komfort und Luxus, echte Lebensmittel zu einer wohlschmeckenden und wohltuenden Gesamtheit zu verarbeiten? Ist die Komfortzone wirklich komfortabel oder gaukelt sie das nur vor? Wer im Supermarkt die Inhaltsangaben der angebotenen Fressalien checkt, weiß, dass je mehr Zutaten draufstehen, desto fragwürdiger ist das jeweilige Futter in seiner Auswirkung auf die Gesundheit. Fett, Zucker, Geschmacksvorgaukelstoffe dominieren.

All das dürfte den meisten von uns bekannt sein. Informationen sind leicht zu finden, seien es Studien über die Auswirkung der Darmflora auf körperliche und geistige Leistungsfähigkeit oder der Anblick der vielen Amerikaner und anderer Völker, die ihr Junkfood lieben.
Wer also seine Betrachtungsweise der Ernährung ändern möchte, kann mit Food for Future nichts falsch machen.

Kintrup serviert nicht nur leckere Rezepte, die leicht abzuwandeln sind, er spart sich auch den Chichi-Quark, der versierten Köchen vorbehalten ist. Kochen nach Kintrup ist einfach. Er hat sogar einen Kokosmilchersatz gefunden. Er benutzt Birne.

Bei Fleisch greift er zu Wild, wobei mir hier die Warnung vor erhöhter Radioaktivität gerade beim Wildschwein in bestimmten Gegenden noch fehlte, aber es gibt ja auch Lammfleisch. Er ist mit Fleisch allerdings auch sehr zurückhaltend, logisch, sonst wäre der Titel des Buches fragwürdig.
Wer ein wenig Kocherfahrung hat und ein Kochbuch sucht, das alle Bereiche der Küche, wie nachhaltige Utensilien, Saisonkalender, Einkaufskriterien und nachhaltige Lebensmittelauswahl abdeckt, kann hier getrost zugreifen. Ja, es gibt auch so unsägliche Widrigkeiten wie Wirsingchips, aber die sind deutlich in der Minderzahl. Die All-In-Crumble, die Maronen-Pastinaken-Suppe, und der wirklich leckere Veggie-Burger entsprechen eher der Mehrzahl der Rezeptideen. Beim Flammkuchen mit Gemüseresten dachte ich mir, aber weshalb etwas verändern, was per se schon superlecker ist? Sauerrahm, Zwiebeln und Speck oder nicht ist die Gewissensfrage, so ist es pur und wer noch bis Käse dazuschmeißt oder Frühlingszwiebel der ist schon hart an der Grenze. ?Die selbstgemachte gekörnte Gemüsebrühe werde ich auf jeden Fall austesten, genauso wie die Gnocchi aus Pellkartoffeln vom Vortag. Was mir fehlt, sind Saucenrezepte. Chutneys und Dips sind fein, aber so eine selbstgemachte Rahmsauce ist manchmal einfach unerlässlich. Gegen Ende des Buches inspiriert Kintrup noch, indem er etliche Gemüse, fermentierten Möhrensalat und eingelegte Pilze vorstellt, Tipps zum Ernten und Lagern gibt und kurz den heimischen Ökogarten anschneidet. Genug Lockung für Interessierte. Wildfrüchte im Garten, Kompost- und Düngertipps sowie Minihochbeete für „Gartenspass im Kleinformat“ und „Gärtnern auf der Fensterbank“ runden „Food for Future“ elegant ab. Alles ist durchdacht und machbar. Da muss nicht mal die sogenannte Komfortzone verlassen werden. Besonders gefielen mir seine Anregungen und Infos zu Küchengeräten, die nachhaltig und wertig sind.

Ich koche seit vielen Jahren, mal gerne, mal mit Leidenschaft, mal unwillig und unter Zeitdruck. Immer seltener greife ich zu Convenience, weil ich begonnen habe, von heißgeliebten Familiystandard-Food dreifache Portionen zu machen, die dann auf Vorrat eingefroren werden können. Die meisten Kochbücher sind für mich nichts Neues und viele enthalten zeitaufwändige, langwierige Gerichte, die wenig praktikabel sind für die Alltagsküche. Kintrup ist da erfreulich anders und er hat tatsächlich den Roundhouse-Kick geschafft, um fast alles miteinzubeziehen. Anfänger in der Kunst der Nahrungszubereitung benötigen allerdings noch ein wenig Unterstützung, denn die Rezepte setzen ein wenig Wissen voraus. Optisch ist Food for Future gelungen und die Photographin Vanessa Jansen hat alles appetitlich, modern in Szene gesetzt.

Für mich das bisher beste Buch zum Thema Nachhaltig Genießen.

Der Originalartikel kann hier besucht werden