Die Aufgaben- und Handlungsbereiche der Berufsjournalisten, die Suche nach Fakten, die Recherche und die Aufarbeitung von Informationen, um sie anderen uneingeschränkt zugänglich zu machen und gemeinsam einer kritischen Betrachtung zu unterziehen, ist in der digitalisierten Gesellschaft Teil der neuen Medienkompetenz: Jeder ist ein Journalist.

Die radikale Lösung

Sich für einen freien, unabhängigen und grenzenlosen Journalismus einzusetzen, der als vierte Gewalt die Mächtigen überwacht und ausschließlich der Leserschaft verpflichtet ist, bedeutet nicht nur, den Journalismus radikal zu demokratisieren, sondern ihn aus dem Würgegriff der Kommerzialisierung zu befreien.

 

Gunther Sosna: Vortrag „Menschen und Journalismus“ (Quelle: YouTube/Idealism Prevails)

Die journalistische Darstellung von bedeutenden Ereignissen wie zum Beispiel Krieg oder Frieden, Armut oder Reichtum, Humanismus oder Fremdenhass weicht in monopolistischen oder regierungsnahen Medien gegenüber der Lebenswirklichkeit teilweise drastisch ab, oder wird (je nach politischer Ausrichtung) marginalisiert oder aufgebauscht.

Dieser Gegensatz hat sich durch die fortschreitende Kommerzialisierung der Medien, durch einseitige Parteinahme und die Gleichförmigkeit der Standpunkte verschärft.

Auf der Jagd nach dem „Klick“ finden immer häufiger „Angstmeldungen“ ihre Verbreitung, der Konjunktiv dominiert und jeder wird gegen jeden in Stellung gebracht. Als Resultat bleiben verzerrte Weltbilder zurück.

Wenn die Menschen aber ein Verständnis für die Geschehnisse in der Welt entwickeln sollen, aus dem sich am Ende die öffentliche und politische Meinung bildet, die die Grundlage von jeder Demokratie und von Völkerverständigung ist, muss die Berichterstattung frei von kommerziellen Einflüssen, frei von Bevormundung und dem Kampf um die Deutungshoheit sein: In der komplexesten Epoche der Menschheitsgeschichte gibt es mehr als eine Wahrheit.

Während sich die Großverlage, die das Monopol auf den heutigen Journalismus haben, zu Verkaufshäusern transformieren und die Grenzen zwischen redaktionellen Beiträgen und Werbung immer mehr verwischen, wird die eigentliche Verantwortlichkeit für journalistische Leistungen auf die Leserschaft verlagert.

Bürgerjournalismus als Lösung

Wo ist der Gegenpol? An der Basis! Graswurzeljournalismus ist kein Geschäft. Er dient keinen Kapitalinteressen und strebt nicht nach Profitmaximierung. Graswurzeljournalismus ist die Berichterstattung von unten, die sich gegen ideologische Unterdrückung, Meinungsmanipulation und die vielen Ungerechtigkeiten, die die Profiteure der bestehenden Gesellschaftssysteme zu verschleiern suchen, stellt.

Die kritische inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, mit Emanzipation, Selbstbewusstsein und dem überwinden von Grenzen zur Problemlösung, ist eine gemeinsame Aufgabe aller Menschen; unabhängig von Milieus, Lebensläufen, kulturellen Hintergründen, Berufen und Staatsangehörigkeiten.

Gemeinsam kann ein neuer Journalismus abgebildet werden, der auf Werbung verzichtet, keiner Partei oder Organisation verpflichtet ist und die Leserschaft zur kritischen Diskussion und zur aktiven Mitarbeit einlädt. Aber erst die radikale Demokratisierung erlaubt eine Berichterstattung frei von kommerzieller oder staatlicher Beeinflussung: Dieser Ansatz führt zum internationalen Bürgerjournalismus!


Redaktioneller Hinweis: Der Vortrag „Menschen und Journalismus“ wurde von Gunther Sosna 2018 in Wien gehalten, von Idealism Prevails aufgezeichnet und nun veröffentlicht, um in Zeiten von Masseninformation, Massenkommunikation und der Kommerzialisierung aller Lebensbereiche eine kritische Diskussion über den Journalismus als vierte Gewalt und seine Zukunft zu ermöglichen.

Der Originalartikel kann hier besucht werden