Schon seit einiger Zeit versuche ich Pressenza in Ungarn in Gang zu bringen. Da meine Muttersprache Deutsch ist, bestand mein Beitrag vor allem daraus, ungarische Artikel von befreundeten Redaktionen und Partnern zu übernehmen, und diese ins Deutsche zu übersetzen. Außerdem habe ich ab und zu auch von anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt.

Ende 2018 gab es in Budapest eine Reihe von Demonstrationen im Zusammenhang mit den öffentlich-rechtlichen Medien, die offensichtlich die Oppositionsparteien außen vor lassen. Es herrschte einmal mehr Aufbruchstimmung in der Opposition und viele verschiedene Leute gingen auf die Straße.

Ich war dankbar, dass ich einige Artikel übernehmen konnte (Englische und Ungarische), um so auf Pressenza auch einen anderen Standpunkt zu vermitteln. Im Speziellen, wenn es sich um politische Analysen handelte. Auch wenn diese Artikel unseren Zielen[i] entsprachen, hinterließen sie bei mir immer den schalen Beigeschmack, dass ich Viktor Orbán auf Pressenza eine Plattform gebe. Auch wenn die Artikel ihn und seine Regierung kritisieren, ging es mir irgendwie gegen den Strich. Es wird genug über ihn geschrieben, je nach Positionierung des Mediums. Nur kritisieren bringt ja nichts… Was ist unser Vorschlag? Was schlagen die Humanist*innen in einer Zeit von Fake News in der Pressearbeit vor?

Wie und was wollte ich über Ungarn berichten? Wie kommt es, dass die FIDESZ praktisch jede Wahl ohne Mühe gewinnen kann? Darüber könnte man ohne Ende schreiben und philosophieren. Aber das wollte ich nicht.

Und dann kam die Eingebung: ich hatte schon einige Links gesammelt von Initiativen, die mich beeindruckt hatten, mit der Idee, diese Leute zu kontaktieren, Interviews zu machen, ihre Motivation kennen zu lernen, da ihre Tätigkeiten eindeutig selbstloser Natur sind und nicht das eigene Wohl sondern das der Anderen zum Ziel hat. Ich wollte über andere Themen in Ungarn berichten, es gibt ja nicht nur die Politik.

Perönlich beschäftigt mich schon lange das Thema der Güte, aber nicht gemäß der Definition von Wikipedia sondern wie Silo, der Gründer des Neuen Humanismus, es versteht:

„…Zum Abschluss dieser Überlegungen zum Ausdruck der Güte in Silos Denken möchte ich betonen: auch wenn Güte eine innere Empfindung ist, die jeder erleben kann, ist Güte vor allem EINE ART IN DER WELT ZU SEIN.“

(Auszug aus dem Essay von Isabelle Montané: Der Ausdruck „Güte” in Silos Denken – Studie über die Güte, das Mitgefühl und die Liebe. Aus der französischen Version übersetzt, die hier vollständig heruntergeladen werden kann)

Es ist eine Art des Handelns und der Solidarität mit anderen. Eine Art, das Leben zu leben und die Zukunft ständig zu öffnen. Eine Art, auszudrücken und zu erfahren, dass das Leben einen Sinn hat. Eine Art, sich selbst zu lieben, andere zu lieben und das Leben zu lieben. Eine Art, fröhlich und leicht zu sein. Eine Art des SEINS und so kam ich auf die Idee, dass ich solche Aktivitäten aus Ungarn vorstellen wollte, die mit Güte im Zusammenhang stehen, Aktivitäten, die Leute aus einer persönlichen Motivation heraus in Gang gesetzt haben. Eine andere Seite von Ungarn zeigen. Die humane Seite, von der ich überzeugt bin, dass sie auf der ganzen Welt zu finden ist.

Bald werde ich Aktivitäten von Stiftungen und Vereinen vorstellen, mit der Idee deren Tätigkeiten laufend zu begleiten, wobei ich den Schwerpunkt auf die Motivation der Leute legen möchte, und was mit ihnen passiert als freiwillige Aktivisten.

Längerfristig möchte ich auch von Organisationen aus anderen Ländern berichten. Aber da ich hier in Ungarn wohne, liegt es wohl am nächsten hier damit zu beginnen.

Warum sollte ich über Orban und seine Antihumanistische Politik berichten? Es gibt auch anderes...

[i] Ziel: Pressenza veröffentlicht Nachrichten, Initiativen, Vorschläge und Ereignisse, die mit Frieden, Gewaltfreiheit, Abrüstung, den Menschenrechten und dem Kampf gegen jede Form von Diskriminierung zu tun haben. Für Pressenza ist der Mensch zentraler Wert und zentrale Sorge und die Vielfalt maßgebend. Pressenza schlägt einen aktiven und scharfsichtigen Journalismus vor, der diese wesentlichen Prämissen respektiert und auf eine Lösung der weltweiten Krisen und sozialen Konflikte abzielt.

In diesem Sinne verbreitet Pressenza Studien, Analysen und Aktionen, die zum Weltfrieden und zur Überwindung der Gewalt beitragen. Dabei legt sie ihren Schwerpunkt auf die Abrüstung nuklearer und konventioneller Waffen, auf die friedliche Lösung von Konflikten, auf Prävention und den Rückzug aus den besetzten Gebieten.

Pressenza verurteilt ebenfalls alle Handlungen und Situationen, die in der Bevölkerung Schmerz und Leiden bewirken. Hier versucht sie die Ursachen zu entdecken und sie zu verändern und spielt dabei eine Rolle, die über das bloße Zuschauen hinausgeht. Die Agentur bildet auch aus und nimmt Volontäre auf, die diese Überzeugungen teilen.

https://www.pressenza.com/de/uber-uns/