Aufgrund exzessiver Zensur durch Shadowbanning und anderes kehrt Rubikon Facebook den Rücken.

Von Nicolas Riedl / Rubikon

Bis vor wenigen Tagen gehörte das sich im Aufbau befindliche Wissens- und Aktionsnetzwerk Human Connection in eine Reihe mit Prozessen wie Stuttgart 21 oder dem Berliner Flughafen, von denen man glaubte, dass sie niemals fertig werden würden. Doch nun, wie aus dem Nichts, tönte durch die Filterblasen der Friedensbewegung die Sensationsmeldung, dass das Netzwerk nun endlich in ganzer Pracht am Start ist. Nachdem unsere Reichweite auf Facebook immer stärker durch Shadowbanning eingeschränkt wurde — also durch verdeckte, aber auch offene „Sanktions“-Maßnahmen — und nachdem die Diskussionen in den Facebook-Kommentarspalten immer toxischer wurden, haben wir uns nun entschieden, die Reißleine zu ziehen und die Social Media-Plattform zu wechseln.

Tschüss Facebook! Hallo Human Connection!

Mit unserem Abtritt von Facebook sind wir keineswegs Pioniere — bereits letztes Jahr löschte KenFM seine Facebook-Seite mit über 250.000 Likes. Und das mit einer „Hasta la vista (per strada)“-Lässigkeit, ohne dies dramatisch in Szene zu setzen.

Was für den einen oder anderen völlig bescheuert erscheinen mag, ist wahrlich nur das Erkennen der Zeichen der Zeit, aus zweierlei Gründen. Erstens: Facebook ist nicht „unser Freund“ — weder von Rubikon, noch von KenFM, noch von irgendeiner Gruppierung, die den Systemwandel und eine bessere Welt anstrebt. Mit unseren Beiträgen dort tanzen wir auf einem Dancefloor des Systems, welches wirklich jeden Rausschmeißersong anwirft, um uns aus dem Takt zu bringen. Sei es nun Shadowbanning oder die Verlangsamung der Interaktion auf Facebook durch absichtlich eingebaute Bugs. Und bevor wir weiterhin das Risiko eingehen, endgültig rausgeworfen zu werden, gehen wir lieber selbst!

Der zweite Grund: Facebook ist ein sterbender Internet-Gigant!

Wäre das Unternehmen kein milliardenschwerer Mega-Konzern in Kalifornien, der über die Jahre Milliarden Nutzer für sich gewinnen konnte, würde es von der Bedeutung und Relevanz her bald auf einer Ebene mit dem Microsoft-Webportal MSN oder dem Messenger-Dienst icq rangieren. Zumindest, wenn man die Nutzer unter 25 betrachtet. Für die junge Generation ab Jahrgang 1995 ist Facebook mittlerweile vollkommen irrelevant — auf Instagram und YouTube spielt nun die Musik!

Warum also sollen wir uns länger auf einer Plattform bewegen, die uns zunehmend Steine in den Weg legt, und die gleichzeitig auch immer weniger Relevanz aufweist? Natürlich fangen wir bei Human Connection nun zunächst sehr klein an. Das beginnt schon damit, dass wir keine „Seite“ in dem Sinne haben, sondern „nur“ ein normales Nutzerprofil, das „Rubikon“ heißt. Aber Facebook hat ebenso klein angefangen. In der Transformationsphase von 2008 bis 2010 erlangte Facebook dann in Deutschland ein Monopol im Bereich der sozialen Medien und der bis dahin breit aufgestellte Markt an Plattformen wie MSN, icq, SchülerVZ, MySpace oder Lokalisten wurde regelrecht ausgetrocknet. Von 2010 bis 2014 führte fast kein Weg an Facebook vorbei. Und jetzt nagt an dem einstigen Monopol der gleiche Zahn der Zeit wie einst bei MSN und Konsorten.

Zum anstehenden Jahrzehntwechsel könnte der Zeitpunkt nicht besser sein, den digitalen Umzug zu wagen. Wir werden von jetzt an unsere Beiträge auf Human Connection teilen. Gleichzeitig erhoffen wir uns von Human Connection, dass dieses Netzwerk nicht nur ein weiteres Diskussions-, sondern vor allem ein Aktionsnetzwerk wird, auf welchem die Handlungs- und Aktivismus-orientierten Beiträge überwiegen. Während wir mit unseren Artikeln natürlich weiterhin informieren und inspirieren wollen, werden wir auch alles daransetzen, lösungsorientierten Journalismus zu betreiben.

Das soll nicht heißen, dass wir uns keinen lebhaften Austausch mit unseren Lesern und Leserinnen wünschen, im Gegenteil! Doch hoffen wir, dass die Diskussionen bei Human Connection ernsthafter geführt werden und dabei die Empathie nicht in Vergessenheit gerät. Dass es in den Kommentaren nicht wieder zu ständigen „Ich-hab-recht“-Gefechten, sondern zu einem friedvollen Austausch von Gedanken kommt, der letztlich in konkrete Taten mündet. So, wie er beispielsweise auch in den vielen Interviews auf unserem YouTube-Kanal stattfindet.

Wir sehen uns auf Human Connection! Sind Sie auch schon angemeldet?

 

Über den Autor:

Nicolas Riedl, Jahrgang 1993, ist Student der Politik-, Theater- und Medienwissenschaften in Erlangen. Er lernte fast jede Schulform des deutschen Bildungssystems von innen kennen und während einer kaufmännischen Ausbildung ebenso die zwischenmenschliche Kälte der Arbeitswelt. Die Medien- und Ukrainekrise 2014 war eine Zäsur für seine Weltanschauung und -wahrnehmung. Seither beschäftigt er sich eingehend und selbstkritisch mit politischen, sozio-ökonomischen, ökologischen sowie psychologischen Themen und fand durch den Rubikon zu seiner Leidenschaft des Schreibens zurück. Soweit es seine technischen Fertigkeiten zulassen, produziert er Filme und Musikvideos. Er ist Mitglied der Rubikon-Jugendredaktion und schreibt für die Kolumne „Junge Federn“.

 

Der Originalartikel kann hier besucht werden