In der zweiten Märzwoche des Jahres wird der Friedensengel heftig aus seinem Schlummer aufgeschreckt. Die westliche Gemeinschaft war sich plötzlich einig, die verwerfliche Tat gegen den Doppelagenten Sergej Skripal und seiner Töchter Julia in der englischen Stadt Salisbury zu nutzen, um mit vereinten Fingern auf Russland zu zeigen. Methoden des Kalten Krieges stehen plötzlich wieder im Raum.

Was ist nach der Tat geschehen? Die englische Regierung stellte unmittelbar ein Ultimatum an Russland, die Verantwortung sofort einzugestehen. Eine Antwort blieb aus. Der Sicherheitsrat wurde kurzfristig zum 15.3.2018 angerufen. Westliche Regierungschefs klagen unisono und ohne Prüfung an und auch der Nato Generalsekretär Stoltenberg spricht verurteilende Worte. England leitet unmittelbar Boykottmaßnahmen ein. Die Drohung gegenüber Russland wird mit dem Verweis auf den Artikel 5 des NATO Beistandspaktes noch verschärft, obwohl die Medien noch nicht von Beweisen berichten können. Die Hammerschläge der Kriegswilligen können nicht lauter sein!

Die Distanzen zwischen Krieg und Frieden haben sich in den ersten beiden Märzwochen 2018 bedenklich verringert.

Es stellt sich die Frage nach dem Nutzen von Spannungen in weltweiten Dimensionen oder gar Kriegen bei der augenblicklichen Hektik der westlichen Regierungen.

Die englische Premierministerin braucht eine innere Ablenkung vom Drama des Brexit. Die US-Administration von den unheilvollen Dekreten ihres Präsidenten, die Unruhe im Welthandel und Sorgen bei den lateinamerikanischen Nachbarn durch Mauern und Sanktionen verbreiten. Wirtschaftserfolge Chinas und linksalternative Entwicklungen in Lateinamerika machen Präsident Trump und die EU Regierungen nervös. Große private Kapitalbeträge suchen gewinnbringende Verwendung in der Rüstungsindustrie; auch für den Wiederaufbau zerstörter Wohnanlagen, Fabriken und Infrastrukturen. Putin erhält durch die Schuldzuweisungen der westlichen Welt im eigenen Land eher Aufwind als Schaden für seine Wahl. Denkbarer Grund für den enormen Spannungsaufbau wäre auch ein Vorspiel zum totalen Boykott der Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland durch die „westliche Wertegemeinschaft“.

Dem Sturm im Wasserglas muss misstraut werden. Wir sollten uns daran erinnern: Der II. Weltkrieg begann 1939 nach einem konstruierten Überfall auf den Sender Gleiwitz. Der Vietnamkrieg erreichte seinen schrecklichen Höhepunkt nach dem Eintritt der USA, mit der Begründung, Schnellboote Nordvietnams hätten einen US-amerikanischen Zerstörer angegriffen. Der Irakkrieg begann nach Lügenmeldungen über Chemiewaffenfabrikanlagen. Die Kriegsgründe in Syrien waren auch nicht koscher!

Der französische Philosoph und Aufklärer Voltaire (Francois Marie Arouet) hatte für schwierige Situationen den Hinweis parat, dass die menschliche Vernunft und ihre Tochter die Wahrheit Lösungen parat halten würden, wenn sie zu Wort kommen. Im Fall der Ukraine und des Irans scheint das zu gelingen. In Korea bahnt sich möglicherweise etwas an und die Vernunft zeigt einen Weg.

Das Wissen um die Vernichtungskraft der Atomwaffen und das Tötungspotential der chemischen Kampfstoffe sollten der Vernunft und der Wahrheit immer die Oberhand verschaffen. Der ökologische Zustand der Welt ist schon bedenklich genug.