Am heutigen Dienstag findet in der Berliner Heilig Kreuz Kirche eine Diskussion zwischen verschiedenen NGOs und glaubensbasierten Gruppen aus Europa und den USA statt, die 2016 eine gemeinsame Erklärung als Antwort auf die globale Eskalation von Verfolgung und Verteibung unterzeichnet haben. Vorher haben wir zwei Vertreterinnen aus den USA, Amy Dalton und Susan Smith, getroffen.

„Radikale Gastfreundschaft“ nennen die beiden Frauen, eine ist Christin die andere Muslimin, ihr Konzept der Aufnahmebereitschaft von Flüchtlingen. Es reiche nicht, sagt Amy, sich zurückzulehnen und anzunehmen, dass man das Recht auf ein gutes Leben habe. Man müsse das auch für andere wollen. „Wir sollten anfangen, es uns mit einer gewissen Unbequemlichkeit bequem zu machen.“

In Arizona gibt es seit den Achtzigern von Seiten der Kirchen, insbesondere der Presbyterianer, ein Unterstützungsnetzwerk für Flüchtlinge aus Mexiko. Zuerst müsse man ihnen beim schieren Überleben helfen, denn auf ihrem Weg durch die Wüste drohen sie vor allem zu verdursten. Dann werden sie begleitet bei ihrer Asylbeantragung.

AktivistInnen des Versöhnungsbundes und für das Kirchenasyl aus Europa und den USA stellten fest, dass die Situationen, vor denen sie stehen, sehr ähnlich sind. Ähnlich hohe Opferzahlen und ähnliche politische Herausforderungen. Seit Trump habe sich die Situation in den USA drastisch verschärft, sagt Amy. Ihnen wurde klar, dass sie an die Öffentlichkeit gehen müssten.

„Die Flüchtlingskrise wird immer größer und verschlimmert sich“, sagt Amy. „Große Bevölkerungsteile in der Welt sind extrem ungeschützt.“ Und gleichzeitig würden Flüchtlinge durch Medien und Politik in zunehmendem Maße verunglimpft als Störenfriede und Sozialschmarotzer. Ein Feindbild wird aufgebaut. „Diese Narrative haben eine Absicht“, sagt Amy. „Und die Menschen fallen sehr leicht darauf herein.“  Es gebe viele Gründe, warum immer mehr Menschen fliehen, sagt Susan. Die Militarisierung – eine überdimensionale Aufrüstung der USA und Europas, sowie der Verkauf der Waffen in Krisenregionen – und die neokolonialen Mechanismen der nördlichen Industrieländer sind für dieses Bündnis allerdings die offensichtlichsten.

Das Bündnis erhofft sich, weitere Unterstützer für ihre Erklärung zu finden und noch viel mehr Menschen zu mobilisieren. „Was müssen wir tun, um eine friedliche Welt zu schaffen?“ fragt Amy. „Unsere ethische Evlution steckt noch immer in den Denkmustern einer Stammesgesellschaft. Wir sollten uns als eine globale Menschheit wahrnehmen lernen.“ „Auch unsere Glaubensrichtungen müssen dekolonialisiert werden“, fügt Susan hinzu.

Übrigens haben die beiden Frauen in New York das Stony Point Center gegründet, in welchem christliche, muslimische und jüdische Menschen zusammenleben. Es sei eine Herausforderung, aber auch extrem bereichernd, wenn man seine eigene religiöse Komfortzone verlasse und versuche, die Verbindungen zu den gleichen Werten zu finden, erzählt uns Amy. Im Prinzip könne man diese in der Goldenen Regel finden, fügt Susan hinzu. Die Version: „Behandle andere so, wie sie behandelt werden wollen“, gefiele ihr dabei am besten.

Auf dieser Webseite findet man die heutige Veranstaltung und die Erklärung: http://www.festung-europa-usa.de