Nach langen Jahren des Kampfes, hauptsächlich seitens des Deutschen Tierschutzbüros, aber auch vieler anderer engagierter Einzelkämpfer und Unterstützer, nach zahlreichen Artikeln, Fernsehberichten und sogar einer Anzeige gegen einen Tierschutzaktivisten ermittelt nun endlich die Staatsanwaltschaft gegen die Betreiber der Schweinehochhauses.

Das Schweinehochhaus ist wahrscheinlich einmalig auf der Welt: In Maasdorf, Sachsen-Anhalt, leben im ehemaligen Prestigeobjekt des DDR-Regimes heute an die 500 Sauen auf 6 Etagen, eingepfercht in Kastenständen, die so eng sind, dass die Tiere sich nicht einmal umdrehen können und in ihrem eigenen Kot liegen müssen, verdammt zum Dahinvegetieren und Gebärmaschinen-Dasein. In Aufzügen werde die Tiere zwischen den Etagen hin und her transportiert, es gibt weder Auslauf, noch frische Luft noch Sonnenlicht. Leider sind diese Zustände in der „modernen“ Tierhaltung von heute gang und gäbe, aber dass das auch noch auf sechs Etagen geschieht, ist einzigartig. Für die Tiere macht es indes keinen Unterschied, jedoch bleibt zu hoffen, dass diese Dreistigkeit endlich den überfälligen öffentlichen Druck erzeugt.

Seit Jahren kämpfen Tierschutzaktivisten für die Schließung des Schweinehochhauses. Im Zuge dessen offenbarte sich ein dreckiger Filz zwischen Massentierhaltungsindustrie und Behörden, untätigen Veterinärämtern, im voraus angekündigten Kontrollen, Schweigen seitens der Politik. Jan Pfeifer, der Gründer des Deutschen Tierschutzbüros mit Sitz in Berlin, hat durch sein Engagement die Sache überhaupt erst publik gemacht. Er filmte im Schweinehochhaus und kassierte prompt eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Sommer 2016 berichteten mehrere Sender über die Zustände, darunter auch ARD und RTL.

Im Oktober wird es wieder ein Demo vor dem Schweinehochhaus geben, wie auch schon letztes Jahr. Die an Landwirtschaftsminister Schmidt gerichtet Petition hat inzwischen knapp 150.000 Unterschriften gesammelt.

Es ist an der Zeit, eine radikale Wende in der Tierhaltung zu vollziehen. Das Schweinehochhaus steht als extremer Auswuchs für eine völlig außer Kontrolle geratenen Massenindustrie, die neben unsäglichem Tierleid auch höchst gefährlich für Mensch und Umwelt ist. Neben erwiesenen direkten Auswirkungen wie Grundwasserverschmutzung, Nitrat-Belastung usw. ist die Massentierhaltung laut dem Bericht der UN-Organisation FAO „Livestock’s long Shadow“ für 18% der Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Berechnet man aber alle Nebeneffekte mit ein, sind es laut dem Bericht „Livestock and Climate Change“ des renommierten Worldwatch Institute sage und schreibe 51 %, mit denen die weltweite Massentierhaltung zum Klimawandel beiträgt.

Das Überleben der Tiere bis zur Schlachtreife ist überhaupt nur durch massivsten Antibiotika-Einsatz möglich. Dieser führt zu Resistenzen, wie z. B. dem sogenannten MRSA „Krankenhaus“-Keim, der aber tatsächlich aus der Massentierhaltung stammt. Laut einem Bericht der WHO steht die Menschheit vor einem post-antibiotischem Zeitalter. Das wäre, gelinde gesagt, eine Katastrophe unvorhersehbaren Ausmaßes. Umso wichtiger ist es, diese Informationen zu verbreiten. Wer die Augen verschließt, ist Teil des Problems.