Die EU-Kommission hat am vergangenen Freitag drei neue Gen-Sojasorten als Lebens- und Futtermittel in der EU zugelassen. Die Genehmigung umfasst den Import und die Vermarktung, nicht jedoch den Anbau in der EU. Die neu zugelassenen Sojasorten wurden so genmanipuliert, dass sie resistent gegenüber zwei verschiedenen Unkrautvernichtern sind. Sie überstehen also den Einsatz der Unkrautvernichtungsmittel ohne dabei Schaden zu nehmen, während alle anderen Pflanzen um sie herum absterben.

Gefährliche Kombinationseffekte

Bei solchen mehrfach resistenten Gen-Pflanzen können verschiedene Wirkstoffe kombiniert gespritzt werden. Diese können sich gegenseitig beeinflussen, wodurch unbekannte Effekte hervorgerufen werden können, die die gesundheitsschädliche Wirkung der Mittel noch verstärken. Solche Kombinationseffekte werden bei den Bewertungsverfahren durch die zuständigen Behörden nicht berücksichtigt. Eines dieser Herbizide ist das umstrittene Glyphosat, dessen Zulassung in der EU um weitere 18 Monate verlängert wurde, obwohl es als sicher krebserregend bei Mäusen und als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen gilt. Die von Monsanto entwickelten Sorten sind außerdem resistent gegen den Wirkstoff Dicamba, die Bayer-Sorte gegen Isoxaflutol. Beide Wirkstoffe sind wie Glyphosat Breitbandherbizide. VerbraucherInnen und Nutztiere können der Kombination dieser giftigen Mischung durch Rückstände in den importierten Sojabohnen ausgesetzt sein.

Verheerende Auswirkungen in den Anbauländern

Europas Hunger nach Fleisch und Milchprodukten ist groß. Um diesen Hunger zu stillen werden enorme Mengen Eiweißfuttermittel benötigt, die in den Futtertrögen der industriellen Tierhaltung landen. Dafür werden jährlich etwa 35 Millionen Tonnen gentechnisch veränderte Futtermittel – vor allem Soja – nach Europa importiert, die hauptsächlich aus Südamerika kommen. Der Anbau von Gen-Soja hat in den Herkunftsländern verheerende ökologische und soziale Auswirkungen: Regenwälder werden großflächig abgeholzt, Menschen, Tiere und die Umwelt werden durch den massiven Einsatz von Pestiziden vergiftet, Kleinbauern werden von ihrem Land vertrieben und verlieren ihre Existenzgrundlage.

Kennzeichnungspflicht nötig

Beim Einkauf erfahren Sie als VerbraucherIn nicht, ob Fleisch, Milch oder Eier von Tieren stammen, die mit genmanipulierten Futterpflanzen gefüttert wurden. Als Käufer sol­cher Produkte werden Sie zu Unterstützern der Agro-Gen­technik, unwissentlich und – sofern Sie den Anbau gentech­nisch veränderter Pflanzen ablehnen – gegen ihren Willen. Machen Sie jetzt bei unserer E-Mail-Aktion mit und fordern Sie die EU-Kommissare für Verbraucherpolitik, Umwelt, Land­wirtschaft und Gesund­heit auf, für eine klare Kennzeichnung von Gentechnik zu sorgen.

Von Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft und Gentechnik, Umweltinstitut München e.V.

Der Originalartikel kann hier besucht werden