Willkommen Brexit: man kann und man soll geeint stehen, zusammenarbeiten, die jeweilige Vielfalt nicht nur respektieren, sondern auch schätzen. So, wie es uns 3,7 Milliarden Jahre Koexistenz auf diesem Planeten lehren. Und so, wie es auch die Spieltheorie in ihren verschiedenen mathematischen, ökonomischen und sozialen Applikationen erklärt.

Wie jedes andere Ereignis auch, wird der Brexit positive und negative Konsequenzen haben, rückbildende und voranschreitende, und das gilt für alle.

Aber die normalen Leute, also die 99%, auch wenn sie nicht wirklich verstehen warum, sollten sich aus einem einzigen, sehr instinktiven Grund freuen: weil die Mächtigen weinen. Das 1% weint und überflutet den Planeten mit ihrem ohrenbetäubenden Wehklagen in ihren Medien und an ihren Börsen, von ihren politischen Handlangern und ihren Bürokraten.

Im Vereinigten Königreich hat der Wille des Volkes gewonnen, trotz der hartnäckigen politischen und medialen Manipulationen und trotz der heftigen Einschüchterungsversuche individueller und kollektiver Art. Die Briten, Inselbewohner, habe sich nie wirklich europäisch gefühlt, und hätten sie tatsächlich die Wahl gehabt, frei zu entscheiden, wären sie erst gar nicht in die EU eingetreten. In diese durch den Schwindel von 1973 mehr oder weniger hinein gelockt, hätten sie es bereits mit einer großem Mehrheit zwei Jahre darauf, beim ersten Referendum geschafft. Heute nun schließlich haben sie mit ihrer Entscheidung ihren Willen ausgedrückt. Und das ist gut und richtig so.

Das kontinentale Europa hat die britischen Ressentiments immer mehr oder weniger erwidert. Besonders im auf der anderen Seite des Kanals gelegenen Frankreich, abgesehen vom 1%, das die Macht hat, freut sich die Bevölkerung instinktiv. Und wir Europäer sollten viel solidarischer mit ihr sein, ist sie doch mehr als alle anderen Bevölkerungen in Europa diejenige, die immer wieder unermüdlich ihre eigenen Prioritäten gegenüber einem Regierungsapparat zur Geltung bringt, der nur dem 1% der alles kommerzialisierenden Globalisierung dient.

Die Zentrale des globalen 1% sitzt in den USA. Weinen die USA? Verständlicherweise ja. Und es weinen besonders die USA des TTIP und der NATO, die – als defensive Allianz gegründet – sich in einen globalen Aggressor verwandelt hat. Und genau deshalb, sollten sich die 99% freuen.

Manche sagen, dass das Vereinigte Königreich nicht mehr vereinigt ist. Vielleicht ist das so. Und manche sagen, dass Schottland und Nordirland „in Europa bleiben wollen“. Und um ihr primäres Ziel erreichen zu können, sehen sie keinen anderen Weg als den europäischen.

In einem allgemeinerem Licht gesehen könnte der Brexit weitere Teilungen, nationalistische, rassistische und egoistische Strömungen fördern, im Kleinen wie im Großen. Das ist eine reale Gefahr: Teilung und Division haben viele negative Wertigkeiten, beginnend mit der Tatsache, dass sie auf dem alten Spiel der Macht basieren (divide et impera oder divide and rule). Aber das Rezept gegen Division und Teilung kann nicht die große Vereinheitlichung sein. Und bestimmt nicht die Art von stumpfer Vereinheitlichung, die der alles kommerzialisierenden Neoliberalismus dem Planeten und seinen Bewohnern bereits seit Jahrzehnten auferlegt.

Wir müssen also aufpassen, „Division“ nicht mit „Vielfalt“ zu verwechseln. Man kann und man soll geeint stehen, zusammenarbeiten, die jeweilige Vielfalt nicht nur respektieren, sondern auch schätzen. So, wie es uns 3,7 Milliarden Jahre Koexistenz auf diesem Planeten lehren. Und so, wie es die Spieltheorie in ihren verschiedenen mathematischen, ökonomischen und sozialen Applikationen erklärt.

Schotten und Nordirländer, Katalanen und Zyprioten, Kurden,Vietnamesen und Sudanesen und viele andere Völker kämpfen für die Division, weil sie keinen anderen Weg sehen, ihre eigene Vielfalt zu erhalten. Und wenn dies ein historisch notwendiger Schritt ist, auch wenn er schmerzhaft ist, so sei er willkommen!

Willkommen also Brexit! Heute beginnt ein neuer Weg zu einer wahrhaftigeren Zusammenarbeit von Briten und Europäern, im Namen der Vielfalt und zum Vorteil aller!

Übersetzung aus dem Italienischen von Evelyn Rottengatter