„Das Ende der Welt naht…“ – dieser Spruch wurde in der Geschichte der Menschheit immer wieder zitiert, seitdem die Menschheit fähig war, diesen Gedanken auszuformulieren. Prähistorische Höhlenmenschen entdeckten Meteoriten, Vulkane, ungewöhnliche Wetterphänomene, Änderungen in Verhaltensmustern von Tieren und andere derartige Omen, die als Vorboten von Untergang und bevorstehender Zerstörung ausgelegt wurden.

In jüngerer Zeit wurde das Ende der Welt durch Interpretationen religiöser Texte und das Herannahen von wichtigen kalendarischen Daten wie dem Jahrtausendwechsel vorausgesagt. Die kürzlich am weitesten verbreitete Befürchtung des öffentlichen Bewusstseins war die Prophezeiung des Maya-Kalenders, am 21. Dezember 2012 stünde eine welterschütternde Apokalypse bevor. Nichts davon ist passiert.

Nichtsdestoweniger rast unser Planet, oder um präziser zu sein, die Menschheit auf einen Abgrund zu. Dies ist leider kein optimistisches Thema, aber die Menschheit hat ihren Kopf in den Sand gesteckt und es muss etwas geschehen, wenn es Hoffnung geben soll, ein solches katastrophales Schicksal abzuwenden.

Was sind die Omen dieses bevorstehenden Untergangs?

Sie können ganz unkategorisch wie folgt aufgelistet werden:

  1. Ein ungebremstes kapitalistisches System, basierend auf dem abstrakten Konzept, daß Geld (an sich wiederum ein von Menschen erfundenes abstraktes Konzept) auf wundersame Weise kontinuierlich an Wert gewinnt, wobei eine immer kleiner werdende Anzahl von Leuten ein immer größer werdendes Vermögen kontrolliert.
  2. Steigende und völlig unverhältnismäßige Ausgaben für militärische Zwecke, gerechtfertigt durch eine unablässige Destabilisierung mehrerer Regionen dieses Planeten.
  3. Andauernde Abhängigkeit von einem unsicheren nuklearen Energiesystem, das genügend toxisches Material produziert, um jegliches Leben, einschließlich der menschlichen Rasse, auszulöschen und das ungefähr alle 20 Jahre katastrophale Unfälle verursacht, deren Folgen unbewohnbares Landstriche und vergiftete Gewässer sind.
  4. Eine stetig wachsende Weltbevölkerung und die einhergehende Zerstörung von Lebensräumen anderer Lebensformen sowie wachsender Druck auf natürliche und limitierte Ressourcen.
  5. Abhängigkeit von konventionellen Energieformen sowie die beklagenswerte Unterfinanzierung von erneuerbaren Energien.

Jeder dieser fünf Punkte, wahrscheinlich sogar alle miteinander, können das Ende der Menschheit bedeuten oder im besten Fall die wenigen Überlebenden in ein Leben in Höhlen zurückwerfen.

Tatsache ist, dass diese Zerstörung kommen wird, vielleicht in 10, 50 oder sogar erst 200 Jahren, aber sie wird kommen. Ob es uns nun passt oder nicht, die Richtung ist eingeschlagen:

  1. Zunehmende Gewalt und zivile Unruhen als Resultat ökonomischen Drucks durch das finanzielle System.
  2. Nicht enden wollende Kriege aufgrund des Bedarfs eines militärisch-industriellen Komplexes, Waffen zu gebrauchen, um deren Anschaffung und Entwicklung zu rechtfertigen.
  3. Außer Kontrolle geratene Atomkraftwerke, entweder als Folge von natürlichen Katastrophen wie des jüngsten japanischen Tsunami oder durch Terroristenanschläge.
  4. Eine wachsende Weltbevölkerung, die zunehmend Ressourcen aufbraucht, was zu Hungersnöten, Seuchen und allem anderen führen wird, was sonst noch so in der Büchse der Pandora schlummert.
  5. Das endgültige Auslaufen von fossilen Brennstoffen ohne ausreichend erneuerbare Energieformen für deren Kompensation.

In diesem Szenario wird die Menschheit tatsächlich ein gewaltsames und tragisches Ende finden.

Gibt es einen Ausweg?

Die gute Nachricht ist, dass es einen Ausweg gibt. Die schlechte Nachricht hingegen ist die Tatsache, dass diejenigen, die vom aktuellen System am meisten profitieren, davon nicht besonders begeistert sein werden, da es ja genau sie sind, die Regierungen, Business, Medien und Militär kontrollieren. Es darf angezweifelt werden, dass sie es dem aktuellen System erlauben werden, sich zu ändern, bevor alles außer Kontrolle gerät und es zu spät ist, die Zerstörung aufzuhalten.

Der Ausweg ist schwierig und kompliziert und verlangt ein immenses Engagement für einen Veränderungsprozess auf allen Ebenen menschlicher Aktivität. Aber er ist möglich….

Was ist der Ausweg?

Der Ausweg wird durch einen Bewusstseinswandel der Menschheit kommen und dies setzt eine bestimmte Haltung voraus, die von der Mehrheit der Menschen einzunehmen sein wird. Sie kann als „Humanistische Haltung“ bezeichnet werden, die zum ersten Mal vom argentinischen Meister Silo wie folgt formuliert wurde:

  1. Der Mensch als zentraler Wert und Ausgangspunkt; nichts steht über dem Menschen und kein Mensch steht über einem anderen.
  2. Alle Menschen sind gleich.
  3. Anerkennung von individueller und kultureller Vielfalt, mit dem Zugeständnis von Eigenheiten für jede Gruppe von Menschen und der Verurteilung jeglicher Diskriminierung, sei sie ökonomischer, rassistisch, ethischer oder kultureller Art.
  4. Entwicklung von Wissen jenseits der Grenzen durch Vorurteile, die als absolut und unveränderlich gelten.
  5. Gedanken- und Religionsfreiheit
  6. Ablehnung von Gewalt in jeglicher Form

Hat sich diese Haltung erst einmal in der Menschheit etabliert, werden Veränderungen tatsächlich relativ problemlos folgen, da bereits Punkt 1 für sich alleine genügt, um die Gesellschaft zu revolutionieren.

Ohne Zweifel wird eine weitgehend verbreitete Haltung in diesem Sinne zu folgenden Veränderungen, nebst anderen, führen:

  1. Ein neues ökonomisches System, das das aktuelle kapitalistische System basierend auf der Verteidigung eigener Interessen ersetzt und das möglicherweise auf kooperativen Modellen oder anderen Systemen basiert, die eine faire Entlohnung für Arbeit als Teil der sozialen Verantwortung beinhalten.
  2. Abschaffung von militärischen Ausgaben, einschließlich atomarer Waffen und einer massiven Reduzierung von bewaffneten Streitkräften sowie deren Umwandlung in Sicherheitsdienste als Unterstützung in Zeiten von natürlichen Katastrophen.
  3. Abschaffung nuklearer Energieformen und Verpflichtung zur sicheren Lagerung der Millionen von Tonnen radioaktiven Mülls auf lange Zeit, bis die Forschung eine Lösung zur Unschädlichmachung radioaktiven Materials gefunden hat.
  4. Stabilisierung der Weltbevölkerung durch Abschaffung von Armut und erhöhte Sensibilität für soziale Verantwortung.
  5. Umwandlung aller Energieformen in erneuerbare Energien.

Weitere Nebeneffekte wären qualitativ hochwertige und kostenfreie Bildung und Gesundheitsversorgung, soziale Sicherheit für Schwache und Alte in der Gesellschaft, Bewegungsfreiheit für alle Menschen sowie eine neue Spiritualität, die nicht auf religiösen Dogmen basiert, sondern auf dem einfachen Prinzip, andere so zu behandeln, wie man selber gerne behandelt werden möchte.

Eine solche neue Welt wurde von Silo als „universelle menschlichen Nation“ bezeichnet und sie existiert bereits als Vision im Bewusstsein einer kleinen, aber stetig wachsenden Anzahl von Leuten.

Was kann der Einzelne tun?

Die Aufgabe, eine universelle menschliche Nation zu schaffen, kann zumindest auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Noch ist die Zahl derer, die an dieses Ideal glauben, gering und ihre Ressourcen scheinen verschwindend klein im Vergleich zu denen des aktuellen Systems, aber niemand sollte verzweifeln.

Die Aufgabe für jeden von uns ist nun, so schnell wie möglich andere zu finden, die diese neue Sensitivität teilen. Es gibt diese Menschen, selbst wenn sie in den meisten Fällen so mit ihrem eigenen Leben zu kämpfen haben, dass ihnen diese Sensitivität selber noch nicht bewusst ist.

Unsere Aufgabe ist es, ein Signal zu geben, eine Fahne zu schwenken, Alarm zu schlagen. Silo sprach von der „Lehre des Erwachens“ und diese zu unterstützen, ist was wir tun können. Wir müssen die Menschen aus ihrer Apathie reißen und sie wieder mit ihrer eigenen Sensitivität und so mit dem Fluss der Humanität verbinden, das ist der einzig gangbare Weg aus dem bevorstehenden Desaster.

Es gibt viele Möglichkeiten, an diesem Fluss teilzunehmen; durch die Gemeinschaften Silos Botschaft, durch Organisationen die durch die Humanistische Bewegung ins Leben gerufen wurden sowie anderen, ähnlichen Bewegungen, die in die gleiche Richtung gehen und die humanistische Haltung teilen. All diese Ausdrucksformen müssen genutzt werden, Gruppen und Gemeinschaften müssen geformt werden und wir alle sollten die Gelegenheit wahrnehmen, andere in unserer nächsten Umgebung aufzuwecken, soweit unser Einfluss reicht.

Im Jahre 2004 sagte Silo: „Da weder das Ende der Geschichte, noch das Ende der Ideen, noch das Ende des Menschen und genauso wenig der endgültige Sieg der Bosheit und der Manipulation eingetreten ist, können wir immer versuchen, die Dinge und uns selber zu verändern.

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, naht, darüber gibt es keinen Zweifel, und der Zug, auf dem wir sitzen, fährt sehr schnell und ist schwer zu steuern. Trotzdem ist das Ende der Welt vermeidbar und durch großes Engagement können wir alle, die wir erwacht sind, eine universelle menschliche Nation erschaffen. Ist das nicht ein Versuch wert?

Übersetzung aus dem Englischen vom Pressenza-Übersetzungsteam