Wir würden gerne jeden einzelnen Namen der über fünfhundert getöteten Palästinenserinnen und Palästinenser vorlesen. Ebenso jeden einzelnen Namen der Dutzenden von Israelis, die aufgrund dieser Angriffe ihr Leben verloren haben.

Zumindest ihre Namen sollten wir kennen, damit wir sie uns  vorstellen können, um uns so die einzigartige Bedeutung dessen, was geschieht, vor Augen zu führen. Jedes menschliche Leben, das aufgrund der absichtlichen und gewalttätigen Handlung eines anderen Menschen erlischt, legt sich wie ein Schatten auf die gesamte Menschheit. Mit schmerzerfülltem Antlitz begegnen wir dem Blick ihrer Familienangehörigen. Gestern waren es meine Verwandten, an denen sich der Schrecken entladen hat und heute sind es die Deinigen. Für jeden Menschen, der aus dem Leben gerissen wird, gibt es kein Morgen.

Höre, Israel… es gibt keine wertvollere Tat, als ein Menschenleben zu retten. Es würde reichen, diesen Überfall zu stoppen, sich zurückzuziehen, nach Hause zurückzukehren und so Hunderte von Leben zu retten. Die brutalen Raketenangriffe der Hamas auf die Zivilbevölkerung rechtfertigen keine Antwort desselben Schlages seitens des Israelischen Staates.

Dieser unverhältnismäßige Angriff in Gaza beeinträchtigt ernsthaft die moralischen Werte der gesamten Welt. Überdies öffnet er Schleusen, für kleine, von Rachsucht vergiftete Gruppierungen, die versuchen werden, den in der Weltbevölkerung wachsenden Pazifismus zu vergiften.

Wir lehnen alle Seiten ab, die ein höheres Ideal als das Leben verkünden, und jede Sache, die, um sich durchzusetzen, Leiden hervorruft. Und wir sprechen jeder Seite, die in ihrer nahen oder fernen Geschichte der Unterdrückung des Lebens gedient hat, das Recht zur Anklage ab.

Wenn uns diese Länder etwas lehren, dann folgendes: Wenn der Widerspruch zwischen den Völkern nicht in Friedenszeiten gelöst wird, dann bahnt er sich seinen Weg hin zu Tod und Zerstörung. Wenn wir daraus etwas lernen können, dann dass Ungelöstes jetzt gelöst werden muss, und nicht, wenn es bereits zu spät ist.

Wir gewinnen nichts dadurch, dass wir der anderen Seite die Schuld für die Toten geben, die wir verursachen. Das Leben der Meinigen ist ebenso heilig wie das Leben der Anderen. Wir wissen das, in unserem tiefsten Inneren wissen wir das. Aus diesem Grund müssen wir uns rechtfertigen, um so von der Verantwortung für die Toten entbunden zu werden, welche die Seite, auf die uns die Ereignisse gestellt haben, verursacht.

Es ist nie zu spät, der Gewalt Einhalt zu gebieten. Das rettet jene Menschenleben, die jeden Tag durch die Weiterführung der Kämpfe verloren gehen würden. Mit all ihren Unzulänglichkeiten sind die Vereinten Nationen das Beste, was wir zu einer weltweiten Koordination in der Hand haben. Sich ihren Entscheidungen zu fügen, verleiht den Völkern Würde; ihre Empfehlungen und Beschlüsse zu akzeptieren ist das, was wir brauchen, um in Richtung des Friedens voranzuschreiten. Zu verstehen, dass Gebiete besetzen auch Gewalt darstellt und dass es nötig ist, diese Gebiete zu räumen, wenn die Vereinten Nationen dazu Anweisung geben. Der Dialog für einen Palästinensischen Staat ist eine mögliche Lösung. Das Tun in diesem Sinne neu auszurichten führt zur Verständigung.

Rachegefühle zu wecken ist sehr einfach. Wir weisen jeden Vorschlag, der diese Gefühle nährt, zurück und nehmen all jene Vorschläge auf, die die eine Annäherung, die Einheit und eine Humanisierung wachsen lassen. Wir suchen innerhalb und außerhalb des Nahen Ostens den interkulturellen Dialog, den sofortigen Waffenstillstand beider Seiten, den sofortigen Stopp des von den Vereinten Nationen als illegal erklärten Siedlungsbaus, und überdies die Bildung und Anerkennung eines Palästinensischen Staates; die Anerkennung der Existenz beider Länder, wobei die Grenzen von 1967 als Verhandlungsgrundlage dienen sollten; die Beschlüsse der Vereinten Nationen als verbindliche Mandate anzuerkennen und einen dauerhaften Friedensvertrag zwischen beiden Ländern zu unterzeichnen.

Humanistische Freunde auf der Welt, Ende Juli 2014
Tomás Hirsch, Dario Ergas, Rafael Edwards, Dani Horowitz, Roberto Blueh, Cristóbal König

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