Amnesty International deckt in zwei neuen Berichten auf, wie große Modemarken von der systematischen Unterdrückung von Arbeitsrechten in Bangladesch, Indien, Pakistan und Sri Lanka profitieren. Erfahre hier mehr über die Ausbeutung und die Missstände in der Bekleidungsindustrie – und was du dagegen tun kannst.

Schikanen, Drohungen und Entlassungen – mit solchen Konsequenzen sind Arbeiter*innen in der Bekleidungs- und Textilindustrie konfrontiert, wenn sie in Bangladesch, Indien, Pakistan oder Sri Lanka eine Gewerkschaft gründen möchten.

„Wenn Arbeiter*innen ihre Stimme erheben, werden sie ignoriert. Wenn sie versuchen, sich gewerkschaftlich zu organisieren, werden sie bedroht und entlassen. Und wenn die Arbeiter*innen schließlich protestieren, werden sie geschlagen, beschossen und festgenommen.“
Taufiq (Name geändert) Mitarbeiter einer NGO für Arbeitsrechte in Bangladesch

Egal ob in Bangladesch, Indien, Pakistan oder Sri Lanka: Die Rechte der Arbeiter*innen werden den Profiten der Textilindustrie geopfert – und davon profitieren größtenteils westlichen Modeunternehmen.

Dies hat Amnesty International in den zwei neuen Berichten „Stitched Up“ und „Abandonded by Fashion“ aufgedeckt und damit die systematische Ausbeutung von Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie dokumentiert.

„Die globale Modeindustrie funktioniert bis heute nach kolonialen Mustern: Sie schöpft billige Arbeitskraft aus dem Globalen Süden ab, um Gewinne im Globalen Norden zu maximieren“, sagt Yasmin Khuder, Expertin für Klimagerechtigkeit und Wirtschaft & Menschenrechte bei Amnesty International. „Armut, Unsicherheit und gefährliche Arbeitsbedingungen sind dabei kein unerwartetes Nebenprodukt der Branche, sondern ein integraler Bestandteil ihres Systems.“ 

Was sind die zentralen Ergebnisse der Amnesty-Recherche?

  • Systematische Unterdrückung der Gewerkschaften: In Bangladesch, Indien, Pakistan und Sri Lanka werden Textilarbeiter*innen regelmäßig daran gehindert, Gewerkschaften zu gründen oder ihnen beizutreten. Sie werden dabei bedroht und schikaniert, müssen Entlassungen und Gewalt fürchte.
  • Profite auf Kosten der Arbeiter*innenrechte: Globale Modemarken, Fabriken und die Regierungen dieser vier Länder bilden eine „unheilige Allianz“. Sie profitieren von der Ausbeutung, den Hungerlöhnen und den prekären Arbeitsbedingungen der zumeist weiblichen Arbeitskräfte.
  • Regierungsseitige Blockaden: Behörden verweigern oder erschweren das Menschenrecht auf Vereinigungsfreiheit durch Sabotage von Gewerkschaften oder unabhängiger Gremien.
  • Versagen internationaler Modemarken: Die im Rahmen der Amnesty-Recherche befragten 21 Marken kommen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nicht nach. Die Lieferketten sind intransparent, was die Verletzung von Arbeitsrechten ermöglicht.
  • Diskriminierung von Frauen: Die mehrheitlich weiblichen Textilarbeiter*innen, oft aus marginalisierten Gruppen, sind systematischer Belästigung und Misshandlung ausgesetzt. Sie haben kaum Zugang zu rechtlicher Vertretung, was durch fehlende Gewerkschaften noch verschärft wird.

Der Originalartikel kann hier besucht werden