China begrünt den globalen Süden – doch für Netto-Null fehlen 7 Billionen Dollar jährlich

China ist dabei, sich eine weltweite Führungsposition aufzubauen, indem es grüne Energie als perfektes Verhandlungsinstrument einsetzt. Seine Direktinvestitionen im Ausland, angeführt von der grünen Technologiebranche, stiegen in den letzten drei Jahren auf über 227 Milliarden US-Dollar.

Laut Bloomberg (Chinas Marschallplan läuft mit Batterien, DD 09. September 2025) entspricht diese Zahl inflationsbereinigt dem Marschallplan der Nachkriegszeit. Chinas grüne Technologie belief sich allein im Zeitraum 2023/24 auf 138 Milliarden Dollar.

„Netto-Null“ ist das kostspieligste Unterfangen der Menschheitsgeschichte

Laut einer umfangreichen Studie von Bloomberg NEF sind Investitionen in erneuerbare Energien in astronomischer Höhe von 7 Billionen US-Dollar pro Jahr erforderlich, um bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen, was sich bis 2050 auf insgesamt 175 Billionen US-Dollar summiert. Hmm…

Dementsprechend investierte die Welt im Jahr 2024 eine Rekordsumme, oder schätzungsweise 2 Billionen Dollar, was 5 Billionen Dollar unter dem liegt, was für Netto-Null erforderlich ist. Dieses Defizit von 5 Billionen Dollar vergrößert das Schreckgespenst im nächsten Jahr und in den Folgejahren für jedes Jahr unter 7 Billionen Dollar, bis in einem Jahr 8 Billionen Dollar nötig sind, dann 9 Billionen Dollar und noch mehr.

Zum Vergleich: Der Marshallplan oder das Europäische Wiederaufbauprogramm kostete zwischen 1948 und 1952 ungefähr 13,3 Milliarden Dollar. Inflationsbereinigt wären das in heutiger Währung rund 130 Milliarden US-Dollar, was neben Netto-Null sehr abgemagert aussieht.

China ist auf dem besten Weg, den Green Award des 21. Jahrhunderts zu gewinnen. Dank der Vorausschau Chinas haben jetzt nahezu zwei Drittel der Schwellenmärkte einen höheren Anteil an Solarstrom in den Netzen als die USA mit rund 9%. „Die USA ähneln zunehmend einem Steampunk-Relikt, die immer noch auf die Ofen-und Turbinentechnologie des 19. Jahrhunderts angewiesen ist, um seine Träume von künstlicher Intelligenz zu befeuern.“ (Bloomberg) Diese Rückständigkeit erinnert an den letzten Planwagenzug des 19. Jahrhunderts, der nach Westen rumpelte, während Züge vorbei rasten.

In einem direkten Schlag gegen die archaische Ölförderung und die CO2-Emissionen der USA reichten allein die Solarenergie-Exporte Chinas im Jahr 2024 aus, um die weltweiten CO2-Emissionen um 4 Milliarden Tonnen zu senken. Dies geschieht, während Chinas Investitionen in neue Projekte zunehmen, z. B. COBCO, eine zwei Milliarden Dollar teure Lithium-Ionen-Batteriefabrik, die im Juni in Marokko eröffnet wurde und eine Kapazität von 70 Gigawattstunden Batterien pro Jahr hat, was ausreicht, um jährlich 1,2 Millionen Elektrofahrzeuge mit Strom zu versorgen.

Ein weiterer Erfolg für China: In Jakarta wurde eine Solarzellenfabrik gebaut, die jährlich Module mit einer Leistung von 1,6 Gigawatt produzieren wird. Damit kann Indonesien sein Ziel erreichen, bis 2035, 17,1 Gigawatt Strom aus Photovoltaik zu erzeugen.

Chinas Auslandsinvestitionen im Globalen Süden bringen Arbeitsplätze, Energieunabhängigkeit, Wirtschaftswachstum, saubere Luft, und hoffentlich einen Aufschub vor der Bedrohung des zerstörenden Klimawandels, wenn auch diese Herausforderung nach einigen hundert Jahren der Verbrennung fossiler Brennstoffe mit CO2-Emissionen beinahe außer Kontrolle geraten ist. Es wird Jahrzehnte und Aber Billionen von Dollars beanspruchen, um die CO2-Bestie zu bändigen.

Abgesehen von Chinas ausländischen Direktinvestitionen im Globalen Süden waren die US-Zölle ein Glückstreffer für Chinas Solarzellenindustrie, da die Einfuhren aus Afrika im vergangenen Jahr um 60% gestiegen sind.

Die Abkehr der USA von grüner Energie scheint sich schnell als einer der größten Fehler in der Geschichte der USA zu erweisen, da sie damit eine einmalige Chance auf rasantes Wachstum mit hochbezahlten Arbeitsplätzen verpasst, die Formel für nationale Größe. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Revolution für saubere Energie nicht wegen der Politik von Trump den Kürzeren zieht. Vielmehr verlagert sie sich, indem sie die USA in Staubwolken hustend zurücklässt. Zum Beispiel hat die EU ihre Investitionen in grüne Technologien um 63% auf fast 76 Milliarden Dollar erhöht, das Doppelte der mageren 37 Milliarden Dollar der USA.

Investitionskapital flieht aus dem US-Markt für erneuerbare Energien und wandert zu anderen Ländern, die hochmoderne grüne Investitionen tätigen. So verlagern beispielsweise sowohl TotalEnergies SE als auch der deutsche Energiekonzern RWE AG ihre Windenergieprojekte in die Nordsee, auf Kosten von US-Investitionsprojekten im Bereich Windenergie. Große internationale Akteure im Bereich grüner Technologien verlassen den US-Markt, während der Präsident behauptet, Windenergie würde „unser Land ruinieren“.

Interessanterweise arbeiten sowohl Indien als auch China hart daran, zu Supermächten für saubere Energie zu werden. Beispielsweise investiert Indien Rekordsummen für erneuerbare Energien und zieht sich aus fossilen Energieträgern zurück, ist aber trotzdem gezwungen, durch Kohlekraftwerke aufzustocken, um dem hohen Energiebedarf einer rasch wachsenden Mittelschicht zu entsprechen, und der außerordentlichen Energienachfrage, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken und den steigenden Absatz von Klimaanlagen zu befriedigen: 13,3 Mio. Stück in 2024, ein Anstieg um 30% gegenüber 2023, und die Nachfrage schießt in die Höhe, da die globale Erwärmung in Indien ihre Spuren hinterlässt.

„Mit der Klimaerwärmung werden extreme Wetterereignisse in Indien häufiger und heftiger. Die Inder haben in letzter Zeit extreme Hitzewellen, Überschwemmungen, Wasserverknappungen und unregelmäßige Monsunmuster erlebt.“ (Yale Climate Change Communication, 22.Mai 2025)

In Amerika heißt es unterdessen in einem kürzlich erschienenen Bloomberg Untertitel: „Wann werden die US-Bürger begreifen, wie sehr sie bei den erneuerbaren Energien übers Ohr gehauen wurden?“

Es ist noch nicht lange her, als die USA die einzige Supermacht für saubere Energie waren und weltweit führend bei der Anbindung von Wind- und Solarenergie an das Netz. Es war eine beneidenswerte Position, der andere nacheifern wollten. Und genau das tun sie. China hat im letzten Jahr achtmal mehr (8x) erneuerbare Energien dazu gebaut als die USA. Jetzt ist Indien auf der Jagd und schließt im ersten Halbjahr 2025 22 Gigawatt Wind- und Solarenergie ans Netz an, während Amerika an ihrem Auspuffrohr nuckelt.

Investitionen in erneuerbare Energien sind universell und respektieren keine Landesgrenzen. Sie orientieren sich an der Kapitalrendite (Return on Investment – ROI) und internationale Investitionen verlagern sich rasant von den erneuerbaren Energien in den USA nach Indien und in die EU, wo die Regierungen die Entwicklung aktiv fördern. Dies ist in der Tat eine der größten Wachstumsgeschichten des 21. Jahrhunderts.

Noch vor wenigen Jahren hätte niemand vorhergesagt, dass sich die weltweite Führungsrolle Amerikas bei den erneuerbaren Energien verschlechtern und auf ein Niveau fallen würde, bei dem „die USA schließlich der große Verlierer sind“.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 26. September 2025 veröffentlicht © Counterpunch. Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!