Der Titel mag zunächst ungewöhnlich klingen, vielleicht sogar provokant. Und doch lohnt es sich, dieser Frage aufrichtig nachzugehen: Kann ein Mensch tatsächlich leben – oder besser: überleben – ohne Freiheit?
von Münker Odabaşı
Viele Menschen haben sich darüber vielleicht noch nie bewusst Gedanken gemacht. Manche mögen den Gedanken gar absurd finden. Doch versuchen wir einmal, dieses Thema aus einer soziologischen und menschheitsgeschichtlichen Perspektive zu betrachten – ohne Vorurteile, mit offenem Geist.
Wenn wir Freiheit mit Grundbedürfnissen wie Nahrung oder Wasser vergleichen – stellt sich die Frage: Ist sie ebenso notwendig?
Die Antwort liegt für mich auf der Hand: Ja – unbedingt. Freiheit ist ein elementares Bedürfnis. Ohne sie ist ein würdiges Leben kaum vorstellbar.
Bevor ich näher auf diesen Gedanken eingehe, möchte ich euch mitnehmen auf eine kurze Reise in die Mythologie – zu einer der bekanntesten Erzählungen der Menschheitsgeschichte.
In den religiösen Überlieferungen, insbesondere in der biblischen Genesis, wird erzählt, dass Adam und Eva im Paradies lebten – in einem Zustand von Fülle, Geborgenheit und Unschuld. Gott sprach zu ihnen: „Ihr dürft von allen Früchten im Garten essen, nur nicht von jener einen – der Frucht vom Baum der Erkenntnis.“
Doch wie wir wissen, missachteten sie diese Grenze und aßen die verbotene Frucht – in späteren Darstellungen oft als Apfel symbolisiert. Damit begann der bekannte „Sündenfall“, der nicht nur eine Vertreibung aus dem Paradies bedeutete, sondern vor allem die Einführung von Regeln, Verantwortung – und Strafe.
Diese Erzählung macht zwei grundlegende Konzepte sichtbar:
- Wer eine Regel verletzt, muss mit Konsequenzen rechnen.
- Regeln gelten für alle – auch für die „Ersten Menschen“.
Doch was sagt uns diese Geschichte im Kern?
Es geht nicht nur um Gehorsam und Bestrafung – sondern um die Möglichkeit der Entscheidung. Um Freiheit. Denn Adam und Eva hatten die Wahl. Und sie haben sich entschieden.
Gott verurteilte sie – ja. Aber er sperrte sie nicht ein. Er verbannte sie in die Welt, in ein freieres, aber auch herausfordernderes Leben. Die Strafe bestand also nicht in Gefangenschaft, sondern in der Auseinandersetzung mit der Realität. Und genau das ist entscheidend:
Denn Gefängnis ist eine Form der Bestrafung, die tief in die Menschenwürde eingreift. Einsperren gehört zu den schwerwiegendsten Ausprägungen struktureller Gewalt – mit Folgen, die sowohl den Körper als auch die Seele und Psyche verletzen.









