Warnung: Kindesmissbrauch, Menschenhandel, sexueller Missbrauch, sexualisierte Gewalt

Seit Februar 2020 wehren sich die Opfer von Pornhub gerichtlich gegen Aylo (ehem. MindGeek). Der Pornogigant steht in der Kritik, Videos von Kindesmissbrauch, Menschenhandel und sexualisierter Gewalt auf seiner Plattform bewusst zugelassen und davon profitiert zu haben.

Im Februar 2020 gründete die US-Amerikanische Anwältin Laila Mickelwait die Traffickinghub Bewegung und startete eine Petition, um den Porno-Giganten Pornhub mithilfe einer globalen Bewegung von Einzelpersonen, Überlebenden, Organisationen und Anwälten zu verbieten und dessen Führungskräfte für die Zulassung, Verbreitung und den Profit durch Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, Sexhandel und sexueller Missbrauch auf bildbasiertem Material zur Rechenschaft zu ziehen. Was den Stein zum Rollen brachte, war die Meldung der damals 13-jährigen Selena Fleites, die von ihrem damaligen Freund vor der Kamera zu sexuellen Handlungen gezwungen wurde und jenes Video anschließend auf der Plattform Pornhub hochgeladen wurde. Zwei Wochen dauerte es, bis Pornhub das Video, in der die Minderjährige vergewaltigt wurde, entfernt hatte.

Ziel von #Traffickinghub

Laila Mickelwait will mit der Kampagne erreichen, dass das Unternehmen und die Führungskräfte von Pornhub und Aylo/MindGeek nicht straffrei davonkommen und zur Rechenschaft gezogen werden, für Taten, welche sie wissentlich und willentlich aus Profitgier zugelassen haben.

Die Traffickinghub-Bewegung zielt darauf ab, Regierungen und Unternehmen weltweit unter Druck zu setzen, damit sie Richtlinien einführen, die eine verlässliche Alters- und Einwilligungsüberprüfung durch Dritte für jede Person fordern, die in jedem Video auf nutzergenerierten Pornografie-Webseiten zu sehen ist, um sicherzustellen, dass diese Art von Gräueltaten nie wieder geschehen.

Mittlerweile wird die Kampagne von Hunderten von Organisationen gegen Menschenhandel, für Frauenrechte und zum Schutz von Kindern auf der ganzen Welt unterstützt. Sie fordern Pornhub und seine Muttergesellschaft Aylo/MindGeek auf, strafrechtliche Verantwortlichkeit zu übernehmen.

Aus MindGeek wird Aylo

Die in Kanada ansässige Pornoindustrie betreibt unterschiedliche Streamingwebseiten und Pornofilmproduktionen, unter anderem Pornhub, RedTube und YouPorn. MindGeek operiert nun sein August 2023 unter neuen Namen und scheinbar auch unter neuer Ethik. Auf ihrer Homepage werben sie damit, sich zusammen mit Non-Profit-Organisationen zu engagieren, um sich, unter anderem, gegen Kindesmissbrauch einzusetzen. Zu Beginn der Traffickinghub Bewegung war Pornhub mit 130 Millionen Besuchern pro Tag die meistbesuchte Webseite der Welt. Aufgrund der Aufmerksamkeit der Bewegung und dem entstandenen Druck auf den Pornogiganten, traten sowohl der CEO als auch der COO von MindGeek im Juni 2022 zurück.

Die Opfer von Pornhub

„Ich habe fast täglich mit Opfern zu tun – von Opfern von Kindervergewaltigung und Menschenhandel bis hin zu Frauen, die unter Drogeneinfluss ohnmächtig wurden und vergewaltigt und angegriffen wurden“, sagt Laila Mickelwait, die Gründerin von Traffickinghub.com.

In Ontario, Kanada hat eine Frau eine Sammelklage in Höhe von $ 600 Million gegen MindGeek/Aylo eingereicht. Sie wurde im Alter von 12 Jahren bei ihrer Vergewaltigung gefilmt. Anschließend wurde das Video auf Pornhub hochgeladen. Durch die Sammelklage soll jedem Opfer ein Teil des Geldes zustehen, dem ähnliches durch Pornhub widerfahren ist.

In einer zweiten Sammelklage haben sich 40 Frauen in Kalifornien, USA zusammengeschlossen, um gegen einen der Filmemacher-Partnerschaften von Pornhub vorzugehen. Die Filmemacher nutzten die Unwissenheit und Gutgläubigkeit junger Frauen aus und nötigten sie, sich vor der Kamera zu präsentieren.

Eine weitere Klage gegen MindGeek/Aylo reichte „Isabella“ zusammen mit 34 weiteren Frauen ein. Von den 34 Frauen gaben 14 an, sie wären in den hochgeladenen Videos auf Pornhub minderjährig, weitere 14 seien Opfer sexueller Gewalt gewesen. Isabella war zur Tatzeit 17 Jahre alt, als ihr damaliger Freund sie dazu zwang, ein Nacktvideo zu filmen. Sie hörte erst von dem Video, als sie auf dem College war, bis dahin hatte das Video mehr als 200.000 Aufrufe.

Noch einer der extremen Fälle ist der von „Michelle“. Im Alter von 15 Jahren wurde sie von einem Triebtäter zu sexuellen Videos und Fotos gezwungen, um diese anschließend als „Boxsets“ an andere Täter zu verkaufen. Nicht wenige dieser Videos wurden auf Pornhub hochgeladen und weiterverbreitet. Sie sind nach wie vor im Umlauf.

In South Carolina, USA, wurden 9 Frauen mithilfe einer versteckten Kamera in einem Umkleideraum gefilmt. Diese Filme wurden auf Pornhub hochgeladen und zu Geld gemacht.

Ein Whistleblower von MindGeek gab an, dass von Pornhub gelöschte Inhalte auf anderen von MindGeek geführten Seiten wieder aufgetaucht sind. Außerdem soll nur eine Person an 5 Tagen die Woche dafür zuständig gewesen sein, gemeldete Videos zu überprüfen, was zu einem Rückstand von 700.000 Videos, die wegen krimineller Inhalte angezeigt wurden, führte. Die Videos konnten nach der alten Policen Pornhubs erst zur Prüfung zugelassen werden, wenn diese 15-mal zur Überprüfung markiert wurden.

Viele Opfer wissen nach wie vor nichts davon, auf welcher Plattform ihre Videos und Fotos sind und wer sie alles privat auf dem Rechner besitzt. Viele werden vermutlich auch niemals erfahren, dass diese Videos von ihnen überhaupt existieren. Diese Videos sind sowohl auf Pornhub als auch auf anderen Pornowebseiten zu sehen. Vom Darkweb ganz zu schweigen.

Stand 2023

Anfang 2021 hat Pornhub knapp 80%, also über 10 Millionen ihrer ganzen Videos, entfernt. Zudem haben sich mittlerweile die Zahlungsanbieter Visa, Mastercard, Discover und Paypal aus der Kooperation mit Pornhub zurückgezogen. Pornhub bietet als Zahlungsmittel nur noch Kryptowährungen an.

Ebenso wurden die Pornhub Accounts auf YouTube, TikTok und Meta/Instagram blockiert.

In den USA müssen sich Nutzer nun registrieren und ausweisen, wenn sie ein Video hochladen möchten.

Außerdem möchte Pornhub den Nutzern Sicherheit auf ihrer Seite vermitteln, indem sie damit werben, mithilfe von KIs bestimmte Inhalte zu erfassen und zu blockieren. Zusätzlich verbannte Pornhub 2020 die Möglichkeit Videos auf ihrer Seite zu downloaden.

„Jeder, der versucht, nicht einvernehmliche Bilder oder Material über den sexuellen Missbrauch von Kindern ins Internet zu stellen, ist ein Krimineller, und wir haben uns verpflichtet, bei der Beseitigung illegaler Inhalte im Internet an vorderster Front zu stehen. Jede Online-Plattform hat die Verantwortung, sich an diesem Kampf zu beteiligen, und das erfordert gemeinsames Handeln und ständige Wachsamkeit. Wir hoffen, dass andere Plattformen unser Modell nutzen werden, um unerwünschte Inhalte zu beseitigen.“, MindGeek Statement.

Kritik an Pornhubs neuer Ethik

Kritik muss man jedoch unter anderem an der Verifizierung äußern, denn hierbei verifiziert sich nur der Uploader, nicht jedoch das Opfer bzw. die anderen Partizipanten im Video. Werden, wie in einer anderen Fall, einer Person K.O. Tropfen verabreicht und diese gefilmt, während sie vergewaltigt wird, verlangt Pornhub keine Verifizierung der missbrauchten Person. In dieser Hinsicht interessiert es Pornhub nicht, ob in dem Video eine Straftat durch den Uploader erfolgt oder nicht – was Pornhub dann zu einem Tatort macht. Das Opfer wird dementsprechend auch nicht wissen, dass Videos ins Internet gestellt werden und bewusst danach suchen. Zwar scheinen sie mit ihrer neuen Ethik eine 0-Toleranz-Politik errichten zu ollen, allerdings dient die Verifizierung mehr dem Schein als Sein.

Katie_Pornhub: helpdesk auf reddit.

„MindGeek verliert Geld. Jede Altersüberprüfung beeinträchtigt den Geldfluss. Ich weiß, die Vorstellung ist, dass wir mit AgeID irgendwie vorankommen, aber das tun wir nicht. Pornhub wird 50%+ des Umsatzes verlieren. Hast du diesen Beitrag nicht gelesen? Glaubst du wirklich, dass die Leute das Alter verifizieren werden? Es kostet uns Geld, zu verifizieren und alles in allem ist das ein Desaster. Ich kann nicht nachvollziehen, dass irgendjemand denkt, dass Pornoseiten davon profitieren, es zeigt nur, wie wenig die Leute davon verstehen.“

Die Verifizierung dient Pornhub lediglich, sich dem Anschein nach dafür einzusetzen, dass eine Upload-Kontrolle eingeführt wurde. In Wahrheit wird nur das nötigste getan, um nach außen hin aktiv gegen sexuellen Missbrauch vorzugehen, damit der Pornogigant keine größeren Schlagzeilen erhält und das Unternehmen einbüßen muss.

Ebenso ist das Verbot von Downloads keine große Hilfe. Zwar werden Inhalte, die zuvor entfernt wurden, damit präventiert, jedoch können die Videos mit illegaler Software über dem Browser aufgenommen und auf anderen Plattformen weiterverbreitet werden. Dieses oder ein ähnliches Szenario scheint Pornhub nicht ernst genug nehmen zu wollen. Immerhin ist es, wie Katie_Pornhub es bereits erwähnte, nicht profitabel eine Kontrolle für jeden, der in den Videos mitwirkt, eizuführen. Das macht Pornhub weiterhin zu einem Tatort, der von Videos mit illegalen, nicht einvernehmlichen Inhalten, einschließlich Sexhandel, verseucht ist. Sogar jetzt findet man mit einer einfachen Google-Suche einen Online-Download-Dienst, der Pornhubvideos durch zwei Klicks herunterladen kann.

Der Nachrichtendienst „The London Sunday Times” hat Pornhub eigenständig untersucht und fand „dutzende von illegalen Videos innerhalb von Minuten“, darunter Kinder, die erst drei Jahre alt waren. Im Rahmen einer Sammelklage kam heraus, dass Pornhub von 2007 bis 2020 über den sexuellen Missbrauch von Kindern wusste und keinen einzigen Fall an die Behörden meldete. Stattdessen wiesen sie die Nutzer darauf hin, die Fälle an sie weiterzuleiten. In Kanada, wo Pornhub seinen Hauptsitz hat, ist es eine Straftat, die mit einer Gefängnisstrafe von 14 Jahren geahndet wird, wenn bekanntes Material über sexuellen Kindesmissbrauch nicht gemeldet wird.

Pornhub ist sich bewusst, mit welchem Material sie ihr Geld verdienen. Sie sind sich auch bewusst, dass „revenge porn“ (dt. Rache-Pornos) keinen kleinen Teil ihrer Einnahmen machen. Mit der Aussage von offiziellen Pornhub Account auf Twitter, wird erneut deutlich gemacht, wie Täter auf der Webseite geschützt und wie wenig für die Opfer gemacht werden. Nur weil einem in den eigenen 4 Wänden gefilmtes Video zugestimmt wurde, heißt es nicht, dass das Video ohne Zustimmung des anderen ins Netz gestellt und für jeden abrufbar sein soll. Pornhub betreibt ganz eindeutig victimblaming.

Außerdem hat Pornhub im Darkweb eine Kopie ihrer Seite errichtet, in denen keine Kontrolle und Konsequenzen aus den Uploads gezogen werden. Damit eröffnet man Pädophilen und anderen Sexualstraftätern eine Plattform, in denen Pornhub sie offiziell dazu auffordert, Missbrauchsvideos hochzuladen und hierbei aufgrund der Anonymität der Kryptowährungen ungeschoren davon zu kommen. Es wird ihnen ein „sicherer Platz“ angeboten, worin Pornhub weiterhin seine Profite daraus ziehen kann.

Wie sieht es in Europa aus?

Was kann Europa tun, um dem Kindesmissbrauch und der Weiterverbreitung von Videos entgegenzutreten? Anwälte wie Laila Mickelwait wollen, dass Streaming Webseiten wie Pornhub verboten und geschlossen werden. Doch macht das überhaupt Sinn? Im Fall eines Verbots, können die Seiten über VPN besucht werden, denn es ist unwahrscheinlich, dass die Seiten in jedem Land verboten werden. Bei einem Shutdown hören Vergewaltigungsfilme nicht auf, nur weil Pornhub nicht mehr existiert. Sie nehmen den Tätern eine öffentliche Plattform weg, nicht jedoch die Möglichkeit sie auf anderen Seiten hochzuladen. Im schlimmsten Fall finden sich die Videos im Darkweb wieder, wo es noch schwieriger werden wird, die Täter zurückzuverfolgen. Wenn man also Streamingwebseiten und deren Handeln im Blick haben möchte, sind strikte Maßnahmen und Kontrollen der Regierungen und Unternehmen notwendig.

Von außen hin gibt sich Pornhub/Aylo als eine Plattform, der die Sicherheit der Nutzer am Herzen liegen. Fakt ist jedoch, dass die „Maßnahmen“, die ergriffen wurden, nicht durchgesetzt werden.

Die EU muss Kontrolle über diese Art von Streamingwebseiten ausüben und die Pornoindustrie dazu bringen, strikt die Jugendschutzgesetze und Persönlichkeitsrechte einzuhalten. Ein Verbot führt nur dazu, dass Videos auf noch unsicheren Plattformen im Darkweb landen.

Was die EU machen kann

Die EU hat hinsichtlich von digitalen Straftaten nicht viel getan und obwohl der Rechtsstreit mit Pornhub/Aylo bereits seit Jahren läuft, wurden keine Maßnahmen ergriffen, um den Pornogiganten ein Ultimatum auf dem europäischen Markt zu stellen. Es müssen dringend härtere Strafen für Sexualstraftäter beschlossen werden und neue Strafgesetze bezüglich digitaler Straftaten ausgelegt und neu beschlossen werden. Die Regierungen müssen strikter die Pornoindustrien kontrollieren und die Jungendschutzgesetze müssen durchgesetzt werden.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das alles mit vermehrtem Druck durch die Regierungen, Unternehmen und den Opfern auf die Pornoindustrie im Internet auswirkt. Fakt ist, dass jede Streamingseite sich dazu verpflichtet, sichere Inhalte zur Verfügung zu stellen und ihre Hilfe bei Verstößen anbieten muss. Immerhin sind sie es, die die Inhalte überhaupt zulassen.

Fazit

Die ehemaligen und derzeitigen Führungskräfte müssen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft und Verantwortung gezogen werden. Jeder, der zu Vergewaltigung, Menschenhandel, Missbrauch und Rachepornos in aller Form und Material beiträgt, muss den Behörden gemeldet werden, und die Regierungen müssen endlich handeln und beginnen, die Verbrecher strafrechtlich zu verfolgen. Noch immer gewähren wir den Tätern öffentlich einen sicheren Raum. Jede Regierung ist für die Sicherheit ihrer Bürger verantwortlich. Pornhub ist kein sicherer Ort, auch wenn sie uns das glauben machen möchten. Am Ende ist es keine Plattform.

Hilfe für Betroffene:

Mehr Informationen auf: https://traffickinghub.com/