Die Straßen von Tel Aviv sind immer noch leer, die Geschäfte geschlossen, bis auf wenige Ausnahmen, die Lebensmittel verkaufen, die Schulen sind geschlossen, das Land befindet sich immer noch im Ausnahmezustand und im Kriegszustand!

Unter Journalisten und Menschen, mit denen ich sprechen kann, herrscht Unglauben über das, was geschehen ist: 50 Jahre lang lebte Israel in der Gewissheit, die beste Armee und die besten Sicherheitsorgane zu haben. Und innerhalb weniger Stunden wurde diese Illusion zunichte gemacht. Bereits 900 Israelis wurden getötet, zumeist Zivilisten, 2.600 wurden verwundet, und niemand versteht, wie die Hamas eindringen, zwei Städte und mehrere Dörfer angreifen und sich wieder zurückziehen konnte, wobei sie Geiseln in den Gazastreifen mitnahm, ohne dass die Armee reagierte und die notwendigen Blockaden an der Grenze errichtete.

Israel unterhielt einen hochmodernen elektronischen Zaun, um diese Grenze zu schützen und zu sichern. Die Hamas setzte offenbar modernste Technologie ein, um die elektronischen Systeme zu deaktivieren. Israelische Soldaten versuchten, die Armeeführung über den gravierenden Durchbruch des Metallzauns zu informieren, aber diese Mitteilungen kamen nicht durch. Mit einfachen, ölbetriebenen Bulldozer-Maschinen durchbrachen sie die Zäune, griffen die wenigen Panzer an, die das Gebiet bewachten, und drangen in israelisches Gebiet ein.

Es ist die Rede von sehr schwerwiegenden Sicherheitsmängeln, und das hat diejenigen schockiert, die sich so gut geschützt fühlten.

Die Tötungen waren grausam und massiv. Die Party in einem Kibbuz wurde von Dutzenden von Mobiltelefonen gefilmt, als Lieferwagen mit den Angreifern vorfuhren und auf diejenigen schossen, die wegliefen. Allein bei dieser Musikveranstaltung wurden 260 junge Menschen getötet. Viele von ihnen waren Amerikaner, Deutsche, Briten und andere.

Jetzt hört man die israelischen Flieger, die den Gazastreifen angreifen, nachdem Premierminister Netanjahu gedroht hat, die Hamas bis zum Letzten zu vernichten! Man sieht auf Fernsehbildern, wie Gebäude in Gaza einstürzen. Es wird gemeldet, dass der Strom (der von Israel für das gesamte Gebiet von Gaza bereitgestellt wird) gestern abgestellt wurde, und die Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff drohte unterbrochen zu werden. Die Bilder sind schrecklich. Und nach drei Tagen der Solidarität mit Israel, für einmal das „Opfer“ der exzessiven Gewalt, wird die Welt wieder zur Kritik zurückkehren, das Bild Israels wird wieder beschädigt werden, wieder als ein Land erscheinen, das die palästinensische Bevölkerung verwüstet und das im Namen der Liquidierung der Hamas Gebäude und Wohnhäuser zerstört und Zivilisten und Unschuldige tötet.

Andererseits kommt die israelische Zivilgesellschaft (vor allem die Gruppen, die jeden Samstag gegen Netanjahus Politik protestiert haben) zusammen, um Materialien, Kleidung und Lebensmittel zu sammeln, um den Israelis im Süden zu helfen, das Gefühl ist so ähnlich wie das, das ich von den Erdbeben in Chile kenne, wo die Solidarität sofort unter allen wächst.

Premierminister Netanjahu hat soeben in einer Fernsehansprache versprochen, alle Hamas-Stützpunkte in Gaza zu zerstören. Kommentatoren sprechen von der Angst vor der Hisbollah an der libanesischen Grenze, und die Armee antwortet mit kleinen Angriffen auf Dschihad-Gruppen an dieser Grenze (als Präventivmaßnahme, wie es heißt…).

Es wird eine Einheitsregierung angestrebt, aber der Premierminister verlangt, dass sie nicht an Bedingungen geknüpft wird (die Opposition fordert die Absetzung von Ministern, die mit extremistischen religiösen Gruppen in Verbindung stehen, und einen Stopp von Gesetzen, die die Justizgesetzgebung und die Strukturen der Justiz ändern). Angesichts des Notstands ist es möglich, dass das Abkommen akzeptiert wird, aber die Wut darüber, dass die Regierung die Situation ausnutzt, um ihre Bedingungen durchzusetzen, wächst.

Wie man sieht, ist das Thema sehr komplex. Neben einem extrem gewalttätigen und unmenschlichen Krieg gibt es interne Machtkonflikte, sowohl in Israel als auch in den palästinensischen Gebieten.

Einmal mehr stellt sich die Frage (und ich hoffe wirklich auf Meinungen, Standpunkte, vielfältige und differenzierte Antworten): Wie kann man ein „humanistisches“, „gewaltfreies“, solidarisches Konzept präsentieren und entwickeln? Wie kann man ein „humanistisches“, „gewaltfreies“ und solidarisches Konzept vorlegen und entwickeln, wenn man mit so komplexen Situationen konfrontiert ist, die so voll von Gewalt und Unmenschlichkeit sind, und wie kann man in solchen Situationen und Erfahrungen im Alltag handeln?

Ich komme von weit her, ich lebe nicht hier, ich kann ruhig und neutral bleiben, aber was sagt man zu Menschen, die den Verlust ihrer Angehörigen erleiden? Was sagt man zu Menschen, die ihre Zukunft voller Angst und Ungewissheit sehen? Wie tröstet man sie? Welche Bilder können helfen, Hoffnung zu wecken und Räume für eine Zukunft zu öffnen, die zumindest für israelische und palästinensische Kinder besser erscheint?

Die Übersetzung aus dem Spanischen wurde von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!