Der Papst hat seine Vorsätze dem Weltgebetsnetzwerk anvertraut. Einen Vorsatz pro Monat, für das ganze Jahr. Der April ist der Monat, der dem Gebet „für eine Kultur der Gewaltfreiheit“ gewidmet ist.

In allen katholischen Kirchen wird während der Gottesdienste wie folgt gebetet werden:

„Lasst uns für eine größere Verbreitung einer Kultur der Gewaltlosigkeit beten, die dazu führt, dass sowohl die Staaten als auch die Bürgerinnen und Bürger immer weniger zu den Waffen greifen“.

Papst Franziskus buchstabiert “nonviolenza” (Gewaltlosigkeit) richtig, in einem einzigen Wort (anstatt „non violenza“ Anm.d.R.), wie es Aldo Capitini eingeführt hat, um Gandhis „Satyagraha“ richtig ins Italienische zu übersetzen – die Stärke, die der Wahrheit innewohnt.

Gewaltfreiheit ist also, um es mit Franziskus‘ eigenen Worten zu sagen, der „Stil einer Politik für den Frieden“.

Nun wünscht sich der Papst, dass sich die Kultur der Gewaltfreiheit (historisch erprobt und theoretisiert von Leo Tolstoi, Mahatma Gandhi, Khan Abdul Ghaffar Khan, Martin Luther King, in der katholischen Tradition von Jesus, Franz von Assisi und dann in der Neuzeit von Johannes XXIII. und Mutter Teresa von Kalkutta) immer mehr verbreitet und hat dazu das Dikasterium (Amt) für den Dienst der integralen menschlichen Entwicklung ins Leben gerufen, um den Frieden in allen Bereichen des öffentlichen und sozialen Lebens zu fördern.

Aber die Kultur der Gewaltfreiheit muss der Kultur der Gewalt, der Waffen und des Krieges entgegenwirken, um Raum zu finden.

Es ist ein anspruchsvolles Programm, das direkt auf die Reduzierung der Rüstungsgüter – und damit sowohl der kollektiven als auch der persönlichen Verteidigungsausgaben – abzielt.

Weniger Waffen für Armeen, weniger Waffen in den Haushalten.

Das wäre bereits ein guter Schritt nach vorn: ein realistisches politisches Ziel, keine Friedensstiftungs-Utopie.

Die Worte, die der Papst in dem Video zum Gebetsanliegen der Gewaltfreiheit verwendet, sind gut durchdacht:

„Jeder Krieg, jede bewaffnete Konfrontation endet immer mit einer Niederlage für alle; selbst in Fällen legitimer Verteidigung muss das Ziel der Frieden sein. Ein dauerhafter Frieden kann nur ein Frieden ohne Waffen sein“.

Um die volle und tiefe Bedeutung der Gebetsauswahl des Papstes zu verstehen, muss man auch die anderen Vorsätze Monat für Monat durchgehen, und was dabei herauskommt, ist ein Mosaik, das Franziskus‘ Auffassung von Gewaltfreiheit gut vermittelt. Im Laufe des Jahres beten wir für Erziehende, dass sie zu Geschwisterlichkeit statt Konkurrenzdenken erziehen, für Missbrauchsopfer, für die Abschaffung der Folter, für die Ausgegrenzten, für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen.

Den Monat November reserviert der Papst für das Gebet für sich selbst, um bei seiner Mission unterstützt zu werden.

Wenn wir vom Geistlichen auf das Weltliche blicken, ist es ein bemerkenswerter Zufall, dass vor genau 50 Jahren ein anderer pazifistischer, aber weltlicher Führer den Monat April wählte, um seine gewaltfreie Botschaft zu verkünden.

Es war der erste April 1973, als John Lennon auf einer überfüllten Pressekonferenz in New York die Geburt eines konzeptionellen Landes, Nutopia, ankündigte: ein Staat ohne Land, ohne Grenzen, ohne Pässe, ohne Armee, nur mit Menschen, ein Staat, der allein auf kosmischen Gesetzen beruht.

Die Flagge von Nutopia ist ein weißes Taschentuch und die Hymne ist eine stumme Tonspur mit fünf Sekunden Stille.

Als Botschafter des Landes Nutopia und seines Volkes, das aus allen besteht, die dazugehören wollen, bat Lennon um diplomatische Immunität und Anerkennung bei den Vereinten Nationen.

Es gibt einen kulturellen und spirituellen Faden, der die Idee von Nutopia mit dem Weltgebetsnetzwerk verbindet: Die Verbreitung der Kultur der Gewaltfreiheit, von John Lennon bis Papst Franziskus, schließt heute Gläubige und Atheist:innen, Geistliche und Laien mit ein. Für Gandhi ist das Gebet eine Kraftquelle des gewaltfreien Handelns:

„Ich glaube, dass das stille Gebet oft eine stärkere Kraft ist als jede Handlung. Das Gebet ist wie jede andere Handlung, es trägt Früchte, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, und die Frucht des aufrichtigen Gebets ist viel mächtiger als die sogenannte Handlung. Richtig verstanden und angewandt, ist das Gebet das mächtigste Instrument des Handelns“.

Die Wege der Gewaltlosigkeit sind unendlich.

Übersetzung aus dem Italienischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!