Eine Freundin von mir glaubte, dass Afrika ein Kontinent war, wo die Frauen kaum Macht hatten und die Genitalverstümmelung der einzige Gedanke ist, der einem dazu einfällt. Es ist richtig, dass diese inhumanen Praktiken leider in vielen Regionen Afrikas fortbestehen, doch sie wurden häufig durch Kontakte nach außen eingeführt.

Sie war überrascht, als ich ihr von den Candace erzählte, von Kriegerinnen des Königreiches der Kush, das im Süden des heutigen Ägyptens und im Norden des Sudan lag; oder von der Königin Amina von Zazzau, von den Ashanti, die noch vor zehn Jahren eine Frau an ihrer Spitze hatten und von vielen weiteren Frauen, die eine bedeutende spirituelle und politische Rolle in der Geschichte Afrikas gespielt haben. Zu ihnen zählen Yaa Asantewa, die als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Kampf für die Freiheit gilt; oder Kimpa Vita, die Nationalheldin von Ghana, auch als Jeanne d’Arc Afrikas bezeichnet sowie die Königin Nzingha, Symbol des Widerstandes gegen die europäischen Eindringlinge und Quelle der Inspiration für all jene, die gegen den Kolonialismus und die Sklaverei gekämpft haben. Nicht zu vergessen schließlich Reiche wie das von Lunda, in dem die Frauen über große Macht verfügten.

Das Königreich Lunda

Mündlicher Überlieferung zu folge gründete sich das Königreich Lunda um 1600. Dabei nimmt die Geschichte von Ruej einen großen Platz in dem Mythos über seine Gründung ein. Ruej war die Tochter des Herrschers Mwata Yav Yala Mwako, der seine beiden Söhne enterbte, um ihr zur Herrschaft zu verhelfen. Symbol dafür war das Rukan genannte Armband aus Kupfer. Ruej wird als die symbolische Mutter dieses riesigen Reiches angesehen, dessen Wohlstand Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte.

1884 wird das Territorium von Lunda in das belgische Gebiet von König Leopold II (freier Staat Kongo), das britische Gebiet von Nordrhodesien und das portugiesische Gebiet Angolas aufgeteilt. Diese Gebiete umfassen die heutigen Staaten der Demokratischen Republik Kongo, von Sambia und von Angola.

Für das Volk von Lunda waren die Sonne, die Sterne, die Planeten, die Wetterphänomene, der Boden, das Wasser sowie die Pflanzen und Tiere sichtbare Manifestation der spirituellen Welt; und der Tod ging einher mit einer Wiedergeburt und gab Anlass zu festlichen Zeremonien, damit die Geister die Seelen der Verstorbenen bei sich aufnehmen konnten.

Noch heute gedenken die Lunda Ruej mit Tänzen und Zeremonien, um an den Ehrenplatz zu erinnern, der den Frauen und ihre überlieferte Macht reserviert ist.

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Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!