Eine neue Ära beginnt, sagen Politiker aller Farben, auch mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine und dem Klimawandel. Sie fragen, wie wir die Dinge in eine positive Richtung lenken können.

Die Erfahrungen von mehr als 500 Jahren spiegeln sich in dem vorangestellten Sprichwort wider. Um alle Hintergründe der vergangenen Epoche zu erklären, sind Bücher ganzer Bibliotheken geschrieben worden.

Im kurzen Zeitraffer könnte die Geschichte der USA als Beispiel der obigen Volksweisheit dienen: Das bebaubare Land, mit allen Bodenschätzen, wurde im 18. Jahrhundert den Ureinwohnern ohne nennenswerte Geldzahlungen und ohne angemessene Entschädigung entrissen. Seitdem stehen in den aus Europa eingeführten Grundbücher Europäer als Eigentümer. Ein Krieg gegen Mexiko und der käufliche Erwerb Alaskas, das zuvor dem russischen Zaren gehörte, mit nur 7,2 Millionen Dollar, vergrößerten das amerikanische Staatsgebiet annähernd zur gegenwärtigen Größe.

Die wohlfeilen Landflächen und das Erdöl machten D. J. Rockefeller zum reichsten Mann der damaligen Welt. Weitere Unternehmer mit Milliarden Umsätzen folgten (GE, GM, Du Pont u.v.a.). Die industrielle Entwicklung der USA führte zu vermehrten Steuereinnahmen. Eine über die Jahre positive Leistungsbilanz im Außenhandel gegenüber Lateinamerika nach der Verkündung der Monroe-Doktrin, verschaffte der Regierung weitere Finanzmittel. Die Geldeinnahmen ermöglichten Entwicklungsschübe zum weiteren Ausbau von Industrie und Wissenschaften. Offensichtlich nicht genug. Die Regierung nahm zusätzliche Kredite auf und verschuldete sich über die Jahre bis gegenwärtig auf 18,5 Billionen Dollar. Nutznießer der Geldberges aus Schulden waren die Industrie, dabei der militärisch-industrielle Komplex, die angewandten Wissenschaften und Bereiche der öffentlichen Meinungsbildung (Filmbranche, Presse/ TV, Institute). Gewinner der Geldflüsse wurden gleichfalls Finanzinstitute, Sicherheitsorgane aller Spezialitäten. Die Geldruckmaschinen wurden bemüht, um ungewollte Defizite auszugleichen. Diese Geldgeschichte in Kurzform verschaffte der Finanzwirtschaft einen ersten Platz vor der Realwirtschaft. Nicht vergessen aber sollte die Kreativität im Unternehmertum und der Mut der kleinen bis zu den Großbetrieben Risiken auf sich zu nehmen.

Die Volkswirtschaft entwickelte die USA zur größten Industrie-Nation der Welt. Die beherrschende Gewinnlogik und die Regierungen schafften es dennoch nicht, das soziale Netz adäquat mit Dollar auszugestalten. Die Gleichheit blieb nach der Freiheit der Begüterten auf der Strecke. Ständige Kriege und Krisen verursachten Rückschritte, Naturwerte wurden für den Gewinn geopfert.

Die Führungsnation des bestehenden Weltsystems vermochte es bisher in der Geschichte nicht, die Gleichheit herzustellen und Klima gerechte Handlungen der Wirtschaft und Verbraucher zu organisieren.

Die kritischen Momente sind gegenwärtig das Klima und die starren bis feindlichen Haltungen zweier Ordnungssysteme. Das eine System steht für die Freiheit der Macht und des Geldes, das andere für die persönliche Freiheit, der Gleichheit und der solidarischen Brüderlichkeit.

Eine neue Ära drängt heran. Die historische Rolle der UdSSR im 20. Jahrhundert fließt in die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) ein. Auf ihren Fahnen steht die internationale Zusammenarbeit in friedlicher Koexistenz zum gegenseitigen Vorteil geschrieben. Eine stetige Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen, mit den vorhandenen Mitteln und Forschungsergebnissen sollte der Weg sein. Der Focus liegt auf Frieden und dem Wohl aller. Ein Wettbewerb der Systeme ohne Siegermentalität wird angestrebt. Entscheidend ist der Zugewinn auf allen weiteren Plätzen. Das Streben nach Hegemonie eines Siegers sollte Vergangenheit sein. Einer multilateralen, vernetzten Welt gehört die Zukunft.

Die Debatten in Samarkand gehen in dieser Richtung. Der zwischenstaatliche Dialog sollte von Rücksichtnahme und gegenseitigen Respekt getragen sein, wie auch die Beachtung der Ergebnisse der internationalen Arbeitsteilung. Der Mensch steht künftig nicht mehr an zweiter Stelle des Rankings hinter dem Geldgewinn. Ein Ausweg aus der gefährlichen Spirale muss im friedlichen Dialog, sowie mit demokratischen Elementen gefunden werden, wünschen die Teilnehmer der Tagung in Usbekistan. Es ist die Zukunft aller in der vernetzten Welt, die von der Politik zu gestalten ist.

Ähnliche Gedanken zur künftigen Welt beschreibt SILO in seinem Buch „Briefe an meine Freunde“ (Edition Pangea, 2021, Zürich, Berlin, Wien). Verschwinden wird die Macht aus den Händen weniger. Der Arbeit wird ein höherer Wert eingeräumt als dem Geldkapital. Die Demokratie wandelt ihren formalen Charakter. Alle werden für alle sorgen. Die Jugend hat ein Vorrecht, eine menschliche Zukunft vor zu finden. Das Sozialgefüge regeneriert sich wieder. Die Politiker legen ihren Eid für Moral und Ethik ihres Handels ab, danach um für das Vaterland zu wirken.

Die Institution Geschichte wird auch künftig bleiben, auch das Geld in seiner Funktion als Zähl- und Tauschmittel. Nicht aber als ein Element der Spaltung der Gesellschaft und der Machtausübung.

Die Stadt der Tagung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit Samarkand besaß im frühen Mittelalter eine Brückenfunktion zwischen Asien und Europa. Die durch die Stadt führende alte Seidenstraße verband Kulturen und war Glied einer langen Lieferkette, die Pionierleistungen für die internationale Arbeitsteilung erbrachte.