Die Bevölkerung Zentralamerikas migriert weiter. Die Region ist für die anhaltende Auswanderung ihrer Bevölkerung auf der Suche nach besseren Möglichkeiten und Lebensbedingungen bekannt. Am Phänomen der Migration selbst hat sich dabei in den vergangenen Jahrzehnten wenig verändert. Was sich jedoch verändert hat, sind die Motive der Flüchtenden und die Routen, die Menschen nutzen, um die Region zu verlassen. El Salvador und Nicaragua sind die Länder, in denen diese Veränderungen am sichtbarsten sind.

Die Bevölkerung El Salvadors wanderte bisher hauptsächlich aus zwei Gründen aus: Armut und Gewalt. In den vergangenen Jahren haben sich diese Motivationen verändert – zumindest in einem Teil der Gesellschaft. Das neue Motiv für die Migration ist die politische Verfolgung. Mindestens 50 Personen mussten im vergangenen Jahr das Land verlassen, weil sie sich von der Regierung Nayib Bukeles, der seit 2021 die Kontrolle über die drei Staatsgewalten hat, bedroht fühlen. Dem Exil gingen Verfolgungen, zerstochene Reifen, Drohungen, digitale Schikanen und Steuerverfolgung voraus.

Nicaragua: Flucht vor dem Regime Ortega

Auch viele Nicaraguaner*innen wissen, was es bedeutet, vor einem autoritären Regime zu flüchten. Menschen aus Nicaragua migrieren weiterhin aufgrund von Repression und staatlicher Gewalt – angeführt von Präsident Daniel Ortega und Vizepräsidentin Rosario Murillo. Der Unterschied besteht darin, dass die Migrant*innen den Norden als neues Ziel ausgewählt haben, was die Migrationsdynamik im Land und der Region verändert. War jahrelang Costa Rica das Hauptziel der Migrant*innen aus Nicaragua, sind inzwischen auch  die USA eine Option. Immer mehr Nicaraguaner*innen sind Teil der zentralamerikanischen Karawanen. Auch die Anzahl der festgenommenen Nicaraguaner*innen an der Grenze hat noch nie dagewesene Ausmaße erreicht.

Auf dem Weg in eine neue Heimat treffen die Migrant*innen, die vor Armut und Gewalt aus ihren Heimatländern fliehen, auf verschiedene Schwierigkeiten in den Transitländern. Dazu gehört zum Beispiel der Rassismus, dem Nicaraguaner*innen in Costa Rica ausgesetzt sind oder der fehlende Schutz für Menschen aus der LGBTIQ*-Community. Ein anderes Problem sind Bedrohungen, Entführung und Tod für diejenigen, die trotz aller Widrigkeiten Länder verlassen, in denen sie ausgegrenzt werden.

Dieser Text bildet die Einleitung des Rechercheprojekts Los nuevos caminos de la migración centroamericana („Die neuen Wege der Migration in Zentralamerika“). Die im Projekt der Medienallianz Otras Miradas entstandenen Reportagen können hier auf Spanisch gelesen werden. Neben Texten aus El Salvador und Nicaragua gibt es dort auch Beiträge aus Costa Rica, Guatemala und Honduras.

Der Originalartikel kann hier besucht werden