Ich lernte Christine MacLean 1990 kennen, als ich als Künstlerin eingeladen wurde, an der Bemalung eines 1,3 km langen Abschnitts der Berliner Mauer mitzuwirken. Sie trug den Namen „East Side Gallery“ und befand sich geografisch in der ehemaligen DDR. Sie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und zieht bis heute jährlich 4 Millionen Besucher an.

Christine war eine der Mitbegründerinnen, aber sie war die Einzige, die von der ursprünglichen Gruppe übrig blieb. Sie glaubte leidenschaftlich an die Bedeutung der ESG als Monument der Freude und koordinierte weiterhin das Projekt und betreute die 118 beteiligten Künstler.

Sie teilte die Segmente ein, organisierte Farben und Leitern und stellte ihr Auto zur Verfügung, um die Ausrüstung zu lagern. Sie legte auch selbst Hand an, indem sie ihre Freunde anheuerte, um die alten Plakate von der Mauer abzukratzen, und sie stellte sogar ihre Wohnung als Übernachtungsmöglichkeit für Gastkünstler zur Verfügung.

Christine hatte zuvor an der britischen Botschaft in Ost-Berlin gearbeitet und sprach fließend Deutsch. Ich war nach Berlin gekommen, um ein Kunststudium zu absolvieren. Mein Deutsch war fließend schlecht, also war es wunderbar, eine andere Schottin zu treffen. Wir wurden gute Freunde und waren uns einig, was das Überleben und Fortbestehen der East Side Gallery anging.

Diese frühen Tage waren turbulent und euphorisch, aber im Laufe der Jahre nahm das Interesse an der ESG zu und ab. Trotz massiver Proteste wurden 2013 sogar einige bemalte Segmente herausgerissen, um den Zugang zu einem Wohnhochhaus hinter der East Side Gallery zu ermöglichen.

2019 übernahm erfreulicherweise die Berliner Mauer Stiftung die Betreuung der East Side Gallery und Christine war für sie eine wertvolle Gesprächspartnerin. Ihr Anliegen ist es, dass nichts mehr von der East Side Gallery für unangemessene Privatinteressen zerstört wird und das war genau in Christines Interesse, die East Side Gallery war ihr Leben.

2020 veröffentlichte Christine MacLean ihre persönlichen Erinnerungen an die Entstehung der East Side Gallery in dem Buch „Berlin East Side Gallery. Zwei Berlins – Eine Mauer„.

Ihr Tod ist ein tragischer Verlust für die East Side Gallery und ein großer persönlicher Verlust und eine große Traurigkeit für mich.

Margaret Hunter


Stellungnahme von Christine Maclean vor dem Hearing zur Zukunft der East Side Gallery am 13. Oktober 2017 in Berlin Friedrichshain: