Für die Wählergemeinschaft war die Vorstellung des künftigen Leitpersonals ein willkommener Service. So sind Richtungen zu erahnen, was auf den Bürgern in der nächsten Regierungsperiode zukommen könnte und wer sie managt.

Vorausgesetzt, dass die CDU ausreichende Wahlstimmen erhält. Der Finanzbedarf wird mit der Pandemie noch größer sein als üblich. Staatsschulden werden ansteigen. So sind Experten aus der Finanzwelt gefragt. Friedrich Merz wird wohl am Ruder des Finanzministeriums stehen wollen.

Dem Wähler fallen da die Rechenkünste auf seinem Bierdeckel ein. Aber auch die chaotischen Wochen nach Ausbruch der Finanzkrise 2008, die die deutsche Steuerkasse arg gebeutelt hat, sind im Gedächtnis haften geblieben. Die jüngsten Cum Ex Vorgänge und die Wirecard Geschichte legen fahrlässige Strukturprobleme in Deutschlands Finanzwelt offen, obwohl die BAFIN alles im Blick haben sollte. Die größten Chaospotentiale liegen jedoch bei den Schattenbanken und bei Geldinstituten, die von der deutschen Regierung nicht kontrolliert werden. BlackRock ist ein Riese in dieser Kategorie und Friedrich Merz ist mit diesem Geldunternehmen eng verbunden.

Der Gedanke, dass BlackRock mit am Tisch des künftigen Kabinetts sitzt, ruft ungute Gefühle hervor. Der Wähler weiß auch nicht, ob BlackRock Anteile an der Finanzierung der jetzigen 2,3 Billionen Staatschulden Deutschlands hält. Die Zinsen sind ja für den Normalsparer zurzeit niedrig, aber beim Staat Geld mit kleinen Zinssätzen parken zu können, ist schon für die Großen vorteilhaft, zumal andere Anlagemöglichkeiten in der jetzigen Wirtschaftslage rar sind. Ein kostbarer Vorteil aus der Sicht des Geldinstituts: BlackRock wird nicht kontrolliert. Keine staatliche Autorität überprüft, ob Derivate im Depot des Finanzinstituts werthaltig sind und ob genügend Eigenkapital bei Problemstellungen zur Verfügung stehen.

Eine beiläufige Information: Zu den ersten Wertpapieren (Derivate) der Welt gehörten die Ablassbriefe der katholischen Kirche, die Luther so verdammte. Geld gegen Papier war damals eine Sünde. Die Ablassbriefe waren allerdings im Diesseits nicht einlösbar! Die Derivate der Gegenwart auch nicht immer, wie viele Kleinanleger bei Wirecard erfahren mussten.

Der Wahlkampf hat Fahrt aufgenommen. In gewohnter Weise wird auf die Flecken der Westen des Wahlkonkurrenten medial aufmerksam gemacht. Vornehme Zurückhaltung wird nicht geübt. Das Triell als ein neues Format der Information, trägt zur Unterhaltung bei, hilft aber zu wenig zur Aufklärung, über die Ursachen der gegenwärtigen Miseren. Wichtige Vorhaben wie Frieden, Arbeitsplätze, Abtragung von Schulden, Moral in Wirtschaft und Politik, Humanität und Toleranz in der Gesellschaft kommen in der Debatte kaum vor. Von der rechten Seite wird auf die linke geschlagen. Die DDR ist vor dem Wahltermin wieder häufiger in den TV-Kanälen mit ihrer hoch gepuschten Hypothek zu sehen. Manchmal schaut auch ein Russe oder Moslem um die Ecke. Die linke Seite verhält sich moralischer. Das ist sie auch, wenn sie die NATO und den Krieg in allen seinen Vorbereitungsphasen kritisiert und nach Afghanistan eine neue Sicherheitsstruktur für die Welt fordert.

Geld ist für ein würdiges Leben, für die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft, aus dem Kreislauf der Wirtschaft nicht wegzudenken. Der Umgang damit ist eng mit der Moral verbunden. Sie findet im Wahlkampf, wer das beste Moralkonzept im Umgang mit Menschen und Natur hat, keine Aufmerksamkeit.

Das Geschäftsmodell der Ablassbriefe wanderte im Verlauf der Geschichte auf dem Müllhaufen. Das Gesellschaftsspiel mit „Des Kaisers neuen Kleider“ nicht. Mit Täuschmanövern, wer die Lasten zu tragen hat, mit Versprechungen, zahlbar aus Steuerkasse, wird in den Wahlwochen nicht gespart.

In beiden Triell Veranstaltungen polemisierte Armin Laschet gegen Verbote im Bereich der Wirtschaft. Er vergisst: Die Wirtschaft braucht Regelsysteme, ohne die sie selbst in Schwierigkeiten gerät. Sei es durch Klimakatastrophen, Epidemien, selbst erzeugte Krisen.

Moral und humane Vernunft sind auch keine Gesprächsthemen der Kandidaten. Es wird über Problemlagen gestritten, die den Wählern vorher unzureichend dargestellt wurden.

Die Wahl ist das wichtigste Machtmittel des Souveräns, dass er nur für einen kurzem Moment in der Wahlkabine zur Verfügung hat. Es bleibt zu hoffen, dass viele ihr Recht wahrnehmen. Nur so kann der erste Satz des Artikel 20 (2) des Grundgesetzes Wirklichkeit werden: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volk in Wahlen … ausgeübt“.