Über 450 soziale Organisationen aus Lateinamerika und Europa haben sich am 15. März öffentlich gegen das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur ausgesprochen. Die Organisationen, die verschiedene gesellschaftliche Bereiche vertreten, haben sich im Bündnis Stop EU-Mercosur vereint. Sie machen insbesondere auf die schwerwiegenden Konsequenzen für die lokale Bevölkerung im Falle eines Vertragsabschluß aufmerksam.

So sei das Freihandelsabkommen Teil eines inzwischen obsoleten Wirtschaftsmodells, das zum Scheitern verurteilt ist. Dieses Modell diene vor allem den Interessen großer Unternehmen und gehe auf Kosten des Planeten, des Tierwohls und sozialer Ungleichheit. Die Ziele und Hauptpunkte des Vertragsabkommens stünden dem Klimaschutz, der Ernährungssouveränität und der Verteidigung von Mensch- und Umweltrechten diametral gegenüber.

Laut dem Bündnis brauche es ein neues Modell für eine Handelspolitik des 21. Jahrhunderts

Das Bündnis hat am vergangenen Montag eine Internetseite veröffentlicht, auf der sie verschiedene Aktionen bündeln wollen, um den Freihandelsvertrag aufzuhalten. Auf der Seite ist zu lesen, dass bereits mehr als zwei Millionen Personen gegen die Unterzeichnung votiert haben. Ebenso finden sich auf der Homepage weitere mögliche Petitionen und Tools, um Kampagnen gegen das Freihandelsabkommen zu starten.

Für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft braucht es ein neues Modell für eine Handelspolitik des 21. Jahrhunderts, das die Initiativen unterstützt, die sich für eine sozial gerechte und ökologisch resiliente Gesellschaft einsetzen, anstatt diesen zu schaden. Laut den beteiligten Organisationen müssten der Handelspolitik Prinzipien der Solidarität, des Schutzes der Menschenrechte und des Respekts für die Grenzen des Planeten Erde zugrundeliegen. Die Zivilgesellschaften aus Europa und Südamerika vereinen sich daher gegen das EU-Mercosur-Abkommen und engagieren sich für eine bessere Zukunft.

Erklärung an Politiker*innen beider Kontinente

Die beteiligten Organisationen haben eine Erklärung unterzeichnet, in der sie sich an die Politiker*innen beider Kontinente wenden, um das Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur aufzuhalten. In der Begründung heißt es, dass das Abkommen erneut starke Anreize für die Abholzung und Vernichtung der Biodiversität im Amazonas sowie in der Region des Cerrado (Brasilien) und des Gran Chaco setze. Indem die Quoten für die Rinderhaltung und Ethanolproduktion erhöht werden, trägt das Abkommen zur Intensivierung des Modells extraktivistischer Landwirtschaft bei. Dies führt unter anderem zur Überweidung, Ausweitung der intensiven Viehzucht auf Basis von Futtermitteln für Rinder sowie zur Verbreitung von Monokulturen mit hohem Einsatz chemischer Pestizide.

Das Freihandelsbekommen zerstöre so die Lebensgrundlagen der kleinbäuerlichen Familien und kleiner Betriebe in Europa und Lateinamerika. Durch den Handel von landwirtschaftlichen Produkten mit umweltverschmutzenden Automobilen bedeute das Abkommen eine unmittelbare Bedrohung für die Arbeitsplätze in den Industrien der Mercosur-Länder. Gleichzeitig werde damit ein Modell der Abhängigkeit perpetuiert, das die südamerikanischen Ökonomien zu Exporteuren für billige Rohstoffe degradiert und ihre natürlichen Ressourcen zerstört, anstelle der Förderung einer solidarischen, diversen und nachhaltigen Ökonomie. Deswegen heißt es: „Wir, die unterzeichnenden Organisationen, sind Teil einer Bewegung, die die Regierungen zu einem Stopp des Freihandelsabkommens aufruft.“

Der Originalartikel kann hier besucht werden