Laut der UN-Menschenrechtskommission kam es in diesem Jahr bereits zu 33 Massakern.

Kolumbianische Bürger*innen und Organisationen, sowie verschiedene Gruppen aus New York hören nicht damit auf, die Mörder der sozialen und indigenen Anführer*innen Kolumbiens voller Wut anzuklagen. Jene Führer hatten Gebiete und Gewässer verteidigt und Bergbauunternehmen daran gehindert, die Umwelt zu verschmutzen. Die Zahlen zeigen einen Anstieg solcher Morde in diesem Jahr, was die Regierung nicht zu interessieren scheint.

Aura Angélica Hernández, eine der Organisatorinnen des Protests, sagt, dass „die nationale Regierung Kolumbiens sich weigert zu akzeptieren, dass sich das Land sich seit den acht Monaten des Jahres 2020 in einem Konflikt befindet – laut des UN-Hochkommissars für Menschenrechte wurden 33 Massaker auf kolumbianischen Gebiet registriert, von denen sich zehn im letzten Monat ereigneten.“

Eine andere Protestierende sprach folgendes in die Mikrofone: „Wir wollen Frieden, wir sind keine Kämpfer, wir sind nicht links, wir wollen lediglich Frieden für alle Frauen, Männer und Kinder, wir wollen, dass die Grausamkeiten, die verübt werden, ein Ende finden.“

„Wir protestieren im Namen aller umgebrachten Frauen gegen jede Form von Gewalt. Eine Mutter, eine Schwester und die Erde müssen viel Leid ertragen“, äußerte sich Renata von der Gruppierung „Grün“, die den Kampf gegen den Femizid anführt, während ein Banner mit der endlosen Liste der getöteten Frauen hochgehalten wurde.

Einen weiteren Redebeitrag leistete die Poesie Lua Arroyos, die die Präsenz und Bedeutung der afrokolumbianischen Bevölkerung zum Ausdruck brachte. Nicht fehlen durften dabei die Trommelrhythmen, die die Proteste mit kolumbianischer Musik untermalten.

Tatiana Lindo, Mitglied der Gruppe Kolumbianischer Studenten in New York, betonte, Kolumbien erlebe eine Periode stärkster Gewalt – ebenso kritische Phasen habe es bereits überwunden und sie hätten nicht erwartet , solche Zustände, in denen soziale Anführer*innen überall ermordet werden, noch einmal zu erleben.

Sie ruft dazu auf, nicht zuhause zu verharren und zu glauben, dass sich dies niemals ändern wird, sondern an die kommenden Generationen zu denken – wissend, dass uns dieses Problem überdauert und jeden beeinflusst.

„Obwohl mir nicht mehr dort sind, müssen wir Empathie zeigen – man vergisst nicht, woher man stammt, wo man auf die Welt kam – niemand vergisst sein Heimatland“, unterstrich Tatiana als Immigrantin.

Zudem verwies sie darauf, dass seit Unterzeichnung der Friedensvereinbarungen mehr als 300 soziale und indigene Anführer*innen umgebracht wurden – der kolumbianische Staat habe sich nicht geändert, welcher immer noch Verbrechen unterstütze oder vertusche. Drogenhandel und Paramilitarismus müssten ein Ende finden und die Regierungspartei „Centro Democrático“ unter dem Ex-Präsidenten Uribe müsse mit dem gängigen System der letzten Jahre abschließen. Gewalt bekämpfe man nicht mit mehr Gewalt und es sei notwendig, die Vereinbarungen zu erfüllen.

Ich möchte den Personen, die sich in anderen Ländern aufhalten, sagen, dass sie nicht vergessen sollen, woher sie kommen und sich die aktuelle Situation der Mehrheit dort bewusst machen – auch wenn sie von der Gewalt nicht direkt beeinflusst werden, können sie unmöglich unberührt davon bleiben.

Diese Aktionen sind von größter Wichtigkeit und haben einen symbolischen Wert – der Menschen dazu bringt, zu merken, was passiert, wenn Gedanken mit Taten übereinstimmen; aus einer unzufriedenen Situation heraus erwächst die Revolution.

Für den 21. September ist ein weiterer Protest geplant. Dort will man sich stärker positionieren und die Anklagen weltöffentlich machen. Die Friedensbewegung Kolumbiens wird ihre Forderungen unter internationaler Aufmerksamkeit stellen, damit die Welt und die internationalen Institutionen, die die Einhaltung der Menschenrechte gewährleisten, wissen, was gerade in Kolumbien geschieht.

Übersetzung aus dem Spanischen von Chiara Pohl vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!