Natürlich wissen wir alle, dass sich auf dieser Erde viel ändern muss damit Mensch und Tier auf diesem Planeten eine lebbare Zukunft haben. Um dieses Ziel zu erreichen kann und muss man einen Systemwandel im politischen und ökonomischen Bereich erwirken oder bereits jetzt selber aktiv werden.

Eine Möglichkeit persönlich einen Beitrag zum Energiewandel zu leisten ist es Strom aus Sonnenenergie durch eine sogenannte mini PV-Anlage (PV, Photo Voltaic) zu gewinnen. Diese werden häufig auch als Balkonkraftwerke bezeichnet. Sie liefern Strom aus Sonnenlicht um ihn für eigene Zwecke kostenlos zu verwenden. Die elektrischen Verbraucher wie Kühlschrank, Geräte im Standby etc werden dann eben ganz oder teilweise mit dem selbsterzeugten Strom betrieben. Ein eventuell erzeugter Überschuss geht ohne Vergütung in das Stromnetz zur allgemeinen Verwendung.

Was ist und wie funktioniert eine PV Anlage

Im Wesentlichen besteht sie aus drei Komponenten. Einem Solarpanel das Sonnenlicht in elektrische Energie umwandelt, einem Wechselrichter, der den Gleichstrom des Solarpanels in handelsüblichen Wechselstrom umwandelt und dem Einspeisekabel nebst Einspeisesteckdose, dass den erzeugten Wechselstrom in das öffentliche Stromnetz einspeist.

Klingt und sieht einfach aus, aber trotzdem sollte man schon einige grundlegende Dinge technischer, ökonomischer und rechtlicher Fragen beachten.

Wichtige Voraussetzungen zum Errichten der Anlage

Wer vor hat solch eine Anlage zu errichten, findet einen wahren Dschungel von Angeboten der verschiedensten Solarpanele und elektrischen Komponenten teilweise aus deutscher, europäischer oder hauptsächlich chinesischer Fertigung. Bei der Wahl sollten allerdings einige grundlegende Überlegungen im Vordergrund stehen.

Erstens, hat es für mich überhaupt Sinn solch eine Anlage zu errichten? Hierbei ist zu bedenken, ob man einen Standort hat, an dem das oder die Solarpanele möglichst lange Solarenergie ernten können. Mit anderen Worten sind sie möglichst lange dem Sonnenschein zu allen Tages- und Jahreszeiten ausgesetzt? Wenn diese Bedingung erfüllt ist, hat man gute Voraussetzungen das Projekt weiter zu betreiben und im Internet findet man eine Vielzahl von Programmen, die für den Standort und bestimmte Montage-Bedingungen eine Prognose für den zu erwartenden Stromertrag erstellen.

Zusammenfassend kann man aber sagen, dass auch mit Aufstellungen, die nicht nach Süden im optimalen Winkel erfolgen, und auch an nicht sonnenreichen Tagen, lohnenswerte Strommengen erzeugt werden können.

Eine weitere Frage die geklärt werden muss ist der Montageort speziell der Solarpanele. Hier gibt es aber praktisch für jeden sonnenbeschienenen Ort, sei es ein Balkongeländer, eine Wand oder ein Dach irgendeiner Bauform eine Vielzahl von technischen Befestigungsmöglichkeiten.

Wenn man allerdings nicht Besitzer des Gebäudes ist, sollte man sich vorher mit dem Eigentümer/Vermieter in Verbindung setzen um eine Genehmigung zu bekommen Solarpaneele an dem gewünschten Ort zu montieren.

Hat man diese Hürden genommen und eine entsprechende PV-Anlage erworben, geht es darum das montierte Solarpanel über den Wechselrichter mit dem häuslichen Stromnetz zu verbinden. Dieses ist in vielen europäischen Ländern sehr einfach zu bewerkstelligen, da es dort erlaubt ist, über das vorhandene Steckersystem den gewonnenen Strom in das Hausnetz einzuspeisen. In Deutschland wäre das eine Schukostecker in einer Schuko Steckdose.

Bürokratische Hindernisse treiben Nutzer in die Illegalität und bestehende Regelungen nützen nur den Energiekonzernen

In Deutschland jedoch haben sich leider die Elektriker und vor allen Dingen Lobbyisten der Stromkonzerne durchgesetzt und treiben einen Großteil der PV Anlagenbesitzer in rechtliche Grauzonen (Solar Guerilla). Sie befürchten massive Umsatzverluste. Unter anderem schreiben die gültigen Regelungen eine spezielle Einspeisesteckdose, „Wieland Steckdose“ genannt, die angeblich einen Stromschlag verhindern soll, vor. Diese ist aber, wie es viele andere Länder zeigen, nicht notwendig, da die verbauten Wechselrichter interne Schutzmaßnahmen aufweisen, die den Anwender schützen wenn die Solaranlage vom Stromkreis des Hauses getrennt wird.

Außerdem ist auch die Bauart des im Hause befindlichen Stromzählers von besonderer Bedeutung. Auch hier hat sich die Strom erzeugende Industrie in ihren Lobbykampagnen bei den Politikern durchsetzen können. Viele Häuser in Deutschland weisen noch Stromzähler der alten Bauart, sogenannte Ferrari Zähler, auf. Diese haben aus Sicht der Solarguerilla den Vorteil (und Aussicht der Strom Lobbyisten den sie wild machenden Nachteil), dass sie bei Einspeisung von Strom in das Hausnetz rückwärts laufen. Das heißt eine so installierte Solaranlage spart in ihrer gesamten Produktion sofort Geld, auch wenn man den produzierten Strom nicht selber verbraucht, sondern ihn solidarisch über das Stromnetz anderen Haushalten zur Verfügung stellt.

Da dieses in Deutschland massenweise geschah haben die Energieerzeuger darauf hingewirkt, dass in Deutschland nun Stromzähler moderner Bauart installiert werden, die in zwei Richtungen messen und so den produzierten Strom einer Solaranlage und den verbrauchten Strom anderer Geräte getrennt messen. Eingespeister Strom, den man mit seiner Anlage produziert wird dann von den Netzbetreibern weiter verkauft.

Warum sollte jeder eine PV Anlage errichten und sich fragen ob er eventuell Solarguerilla wird.

Es ist mit Sicherheit sinnvoll und erstrebenswert, wenn so viel Menschen wie möglich ihre Energie nachhaltig und selbst erzeugen. Insofern sind kleine PV-Anlagen, die relativ preisgünstig bereit unter 300€ erworben und installiert werden können, ein sinnvoller Beitrag im Bereich der Energiewende. Leider sind zumindest in Deutschland die Energie Erzeuger nicht sehr kooperativ in diesem Bestreben. Sie wollen ihren Markt für sich behalten und weiter riesige Gewinne im Bereich der Energieerzeugung erwirtschaften und unser Staat unterstützt sie dabei. Braunkohle und Steinkohle Verstromung, immer noch bestehende Atomkraftwerke sowie Behinderungen des Ausbaus der Windenergie sind dafür ein deutliches Anzeichen.

Insofern kann es eigentlich nicht verwundern, wenn dem Bemühen der Bevölkerung selber aktiv zu werden und eine eigene PV Anlage mit wenig Aufwand und Kosten in Betrieb zu nehmen, so viel wie möglich Steine in den Weg geworfen werden. Die großen vier Stromproduzenten haben Angst, dass hunderttausende in Deutschland installierte Balkonkraftwerke so viel Strom produzieren wie mehrere Kohlekraftwerke, so wie es die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie für möglich hält.

Die Deckelung eigener PV Anlagen auf maximal 600 W Reglerleistung, das Verlangen der Benutzung von Wieland Steckdosen, die in einigen Bereichen vorgeschriebene Überprüfung der Anlage durch zertifizierte Elektriker, manchmal komplizierten und aufwendigen Anmeldeverfahren und der Zwang dazu produzierten Strom kostenlos zu Gunsten der Energieriesen in das Netz einzuspeisen, sind dafür gute Belege.

Zum Glück regt sich aber Widerstand! Ja, es gibt auch Netzbetreiber die zumindest das Anmeldeverfahren sehr einfach gestaltet haben. Auch gibt es Kommunen die auf lokaler Ebene die Errichtung von Balkonkraftwerken vereinfachen und sogar fördern.

Trotzdem schätzt man, dass es in Deutschland mehr als 300.000 sogenannte PV Guerillas gibt, die aus den verschiedensten Gründen ihre Anlage nicht konform der vom Staat gesetzten Regeln betreiben. Diese Regeln verstoßen übrigens in Deutschland gegen das bestehende EU-Recht.

PV Guerillas sind Menschen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und die diese Anlagen einfach errichten und schon über lange Zeiträume betreiben. Diesem von den Stromerzeugern erzeugte Druck in die Illegalität, gilt es entgegenzuwirken.

Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass es bis heute keinen bekannten Fall gibt in dem ein Anwender irgendeine rechtliche Maßnahme eines Netzbetreibers erfahren hätte. Auch Juristen sind der Meinung, dass man die Anlagen einfach errichten sollte (4).

Abschließend soll aber auch betont werden, dass die Hürden zu einer gesetzeskonformen Solaranlage auch in Deutschland und besonders im europäischen Raum nicht überall sehr hoch sind. Sehr hilfreich und infomativ ist dabei der Blog von machdeinenstrom (3). Die meisten PV Anlagen werden wohl regelkonform betrieben, und oftmals ist es nur die Scheu vor dem Ausfüllen eines eine DIN A4 Seite langen Formulars und die Montage einer speziellen Einspeisesteckdose, die einen in die rechtliche Gauzone treiben. Wer sich etwas intensiver mit mini PV Anlagen beschäftigt wird feststellen, dass die Montage durch einen zugelassenen Elektriker in vielen Fällen nicht zwingend vorgeschrieben ist. Mit etwas elektrotechnischem Verständnis ist der Bau solch einer Anlage nicht schwer zu bewerkstelligen und der Anmeldeaufwand beim Netzbetreiber sowie der Bundesnetzagentur in den meisten Fällen schnell erledigt.

Insofern, ist es sinnvoll zu überlegen, ob man nicht als Stromerzeuger aktiv wird und zumindest einen Teil seines Stromes selber nachhaltig erzeugt.

Natürlich gibt es auch eine Vielzahl von Betrachtungen, die die Amortisation solche Anlagen berechnen und viele davon kommen zu dem Schluss, dass man in Zeiträumen von 5 bis 10 Jahren den Kaufpreis erwirtschaftet. Allerding sind diese Berechnungen sehr kompliziert und teilweise recht optimistisch, da die geographische Lage, die Himmelsrichtung, Beschattungen durch Bäume, Berge, Gebäude und das eigene Konsumverhalten großen Einfluss auf den finanziellen Ertrag haben.

Ist das finanzielle Ergebnis aber wirklich die treibende Kraft um eine eigene PV Anlage zu errichten?

Jeder der solch eine Anlage installiert und mit jeder Kilowattstunde selbst erzeugten Solarstroms bei einem Kohle oder anderen konventionellem Kraftwerk die produzierten Mengen CO2 vermindert, leistet einen eigenen Beitrag für eine bessere Zukunft und  in der Masse aller mini PV Anlagen werden wir richtig stark sein.

Ist es das nicht wert?

Mir verschafft allein die Tatsache daran Teil zu haben ein sehr gutes Gefühl. Achso, Solarstrom macht süchtig, man will immer mehr…..

Hier noch einige Links für diejenigen die dieses Thema vertiefen möchten.

1. Tips der Verbraucherzentrale

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/erneuerbare-energien/steckersolar-solarstrom-vom-balkon-direkt-in-die-steckdose-44715

2. Fragen und Antworten zu PV

https://www.alpha-solar.info/info/faq.html

3. Empfehlungen zu regelkonformen Anlagen

https://machdeinenstrom.de/

4. Rechtliche Situation

https://www.pv-magazine.de/2019/08/02/netzbetreiber-stellen-sich-weiter-quer-bei-anschluss-von-photovoltaik-balkonmodulen/

5. Umfassende technologische Auseinandersetzung zu PV Anlagen  (sehr empfehlenswert)

https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.pdf

Es ist mir wichtig darauf hinzuweisen, dass ich in keiner Weise mit einer in diesem Bereich tätigen Firma in Verbindung stehe.