In dieser außergewöhnlichen Situation fühlt man sich vielleicht verstört, verwirrt, nervös, verstimmt, müde, ein wenig oder sehr verloren – in jedem Fall jedoch aus dem Gleichgewicht gebracht. In einem anderen Artikel werden wir sehen, was daran positiv sein kann. Doch derzeit entsteht ein mehr oder weniger starkes psychisches und bald auch körperliches Unbehagen.

Hier sind nun einige Ratschläge für Körper und Geist, um „seinen inneren Kompass nicht zu verlieren“, zu versuchen, seine innere Mitte zu bewahren und weder seine Energie noch sein Urteilsvermögen zu verlieren, denn beides ist in schwierigen Zeiten umso wichtiger.

Empfehlung 1: Gesunder Schlaf

Er ist der wichtigste Punkt. Er ist eine unserer Energiequellen. Er verhilft uns zu täglicher physiologischer Erholung. Er unterteilt sich in die Tiefschlafphase (in diesem Zeitraum unseres Schlafes, einem Drittel der gesamten Zeit, findet die natürliche Entgiftung unseres Körpers und die Stärkung seines Immunsystems statt) und in die Traumschlafphase. In diesen zwei Drittel der Gesamtzeit träumt man, verarbeitet die Ereignisse des Tages, stellt Verbindungen zu Vergangenem her und ordnet sein Kurzzeit- und mittlere Gedächtnisebene.

Baldrian und Passionsblume sind zwei Pflanzen, die einen guten Schlaf unterstützen. Das Gleiche gilt für Übungen zur tiefen Bauchatmung vor dem Einschlafen.

Empfehlung 2: Gut Essen

Eine gute (und gesunde) Ernährung ist eine der wichtigsten Pluspunkte für unser Immunsystem und eine unserer wichtigsten Energiequellen. Dabei gilt es, keine Mahlzeit auszulassen, aber auch Mängel (an sozialen Kontakten, Bewegung, Zukunftsperspektiven) nicht durch Essen zu kompensieren! Die Ernährung sollte gesund und energiereich sein und man sollte viel Wasser trinken. Umso besser wird sich das auf die nächtliche Entgiftung auswirken. Bei Bedarf kann man sich an einen Naturheilpraktiker wenden.

Atmen Sie beim Essen! Dadurch kann man besser erkennen, wenn man satt ist.

Empfehlung 3: Zu Fuß gehen

Wenn auch die Benutzung von Sporthallen und der Sport im Verein in den kommenden Wochen nicht möglich ist, bedeutet das doch nicht, sich nicht mehr sportlich zu betätigen. Ohne Übertreibung, aber regelmäßig. Dabei kann man durchaus neue Aktivitäten entdecken: Qi Gong, Tai Shi, Yoga … im Internet sind dazu sehr gute Videos zu finden.

Kompensieren Sie Ihre sonstigen sportlichen Aktivitäten durch Laufen. Damit wird alles beansprucht: das Herz-Kreislauf-System, die Atmung, der Verdauungsapparat, Sehnen und Muskeln. Alleine zu laufen hilft, „den Kopf leer zu bekommen“, seine Gedanken zu ordnen. Laufen Sie in einem guten Tempo – dem Ihrigen!

Und während man läuft, auf die Atmung achten!

Empfehlung 4: Die Verbindung mit anderen und mit sich selbst

Nutzen Sie diese besondere Zeit, um eine kreative oder künstlerische Aktivität wieder aufzunehmen oder neu zu beginnen: Jetzt ist der Moment, um zu tanzen, zu malen, zu zeichnen, zu musizieren, gestalten oder renovieren. Kreative Hobbys sind gerade in Mode. Nutzen Sie sie!

Kompensieren Sie das Fehlen sozialer Kontakte mit dem Vorhaben, Kontakt aufzunehmen: Rufen Sie isolierte oder vereinsamte Personen an, schreiben Sie hübsche Postkarten, versenden Sie kleine Überraschungspäckchen, helfen Sie den Nachbarn, indem Sie für sie zur Apotheke gehen, etc.

Die Isolierung kann eine große Frustration mit sich bringen und Angst und Einsamkeit auslösen. Machen Sie eine Liste von den Menschen, denen Sie Ihre Sorgen anvertrauen können. Und interessieren Sie sich für die anderen. Sie können Ihre Gefühle auch schriftlich ausdrücken.

Wenn die Gefühle zu stark werden und außer Kontrolle geraten: Atmen Sie tief!

Empfehlung 5: Die Gedanken kanalisieren

Nutzen Sie die aktuelle Phase, um Neugier zu entwickeln: Lesen, etwas studieren, recherchieren. Und nutzen Sie sie zum Spielen – mit den Kindern, aber auch alleine. Abstraktionen kanalisieren die Gedanken, ebenso das Schreiben.

Die beste (und angenehmste) Art den angespannten Geist zu entspannen ist es, die Schönheit zu suchen. Alles, was uns auch nur einen kleinen Moment in unseren Gedanken innehalten und ins Staunen versetzen kann. Und zu teilen, was man schön findet, trägt auch zur mentalen Entspannung bei.

Die Schönheit ist ein Hauch klarer Luft. Sie hilft uns, gut zu atmen!

Zusammengefasst:

1. Atmen

Es gibt zahlreiche Techniken: im Einklang mit dem Herzschlag, Yoga-Atmung, Bauchatmung – im Internet sind dazu hunderte Videos zu finden. Man kann diese Atemtechniken gemeinsam oder alleine praktizieren. Sie sind das beste Werkzeug zur Stressbewältigung!

2. Ich und die Anderen

Der Mensch steht in Beziehung zu sich selbst. Er sollte diese Beziehung pflegen, indem er lernt, seiner inneren Stimme zu folgen und sich einzuschätzen, ohne sich zu überschätzen oder zu unterschätzen. Entspannung auf der einen und Meditation auf der anderen Seite, ohne beides zu verwechseln, trägt erheblich zu einer besseren Selbstwahrnehmung bei.

Der Mensch ist sozial – die häusliche Isolation hebt weder diese Tatsache auf, noch ist sie hinderlich für die Beziehung zu anderen Menschen. Diese Beziehung gestaltet sich nur vorübergehend anders. Das Anbieten von Hilfe und eines offenen Ohres an sein Umfeld ist die beste Waffe gegen Panik und Einsamkeit. Dabei ist es besser, zu telefonieren, als Nachrichten zu schreiben.

Erinnern wir uns daran, dass Umarmungen guttun! Wir sollten sie den Menschen geben, die mit uns in häuslicher Isolation sind – die Kinder umarmen, ältere Personen, unsere Haustiere.

3. Die Zukunft ist offen

Und wenn uns nun diese nie dagewesene gemeinsame Erfahrung die Möglichkeit eröffnet, für sich und gemeinsam mit anderen über die Zivilisation von morgen nachzudenken? Ein jeder ist Akteur seines Lebens und kann sich alleine seine Zukunft vorstellen. Welche Hoffnungen, Träume und Vorhaben haben wir? Und wenn wir nun andere an diesen Vorstellungen teilhaben lassen würden? Und wenn uns dies nun helfen würde, einen “Weg” für die Zukunft zu zeichnen?

«Die Zukunft ist das, was ich daraus mache!»

Fazit:

Mehr als jemals zuvor sind wir dazu aufgerufen, das was wir tun, was wir fühlen und was wir denken, in Einklang zu bringen. Es ist ein Weg, der hin zum Einklang mit sich selbst führt. Wenn wir in diese Richtung gehen, indem wir uns an die Verhaltensregel halten, den anderen so zu behandeln, wie wir selber gerne behandelt werden möchten, dürfen wir hoffen, dass wir uns auf eine Empfindung hinbewegen können, sinnvoller, freier und glücklicher zu sein.

«Denke daran, dass es notwendig ist voranzugehen, notwendig das Lachen zu erlernen und notwendig das Lieben zu erlernen»

Silo, 1969, Punta de Vacas

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!