Erst kürzlich war in der Presse zu lesen, dass Amazon via Alexa Benutzergespräche mithören und dokumentieren lässt. Vorgeblich um die Nachfrage der Konsumenten besser zu bedienen, beziehungsweise ihre Wünsche  vorauszuahnen oder sie überhaupt erst auf die Idee zu bringen sie hätten Bedarf an dem jeweiligen Produkt.

Ein Kühlschrank der nachbestellt was fehlt, Rolläden die man aus der Ferne bedienen kann, Licht das auf Zuruf an und ausgeht und Musiktitel die abgespielt werden sobald man sie nennt und vieles weitere gibt es bereits. Fernseher sind in der Lage, ihre Besitzer auszuspähen, Google lauscht auf dem Smartphone mit. Die Internetkonzerne machen es uns leicht, warum auch nicht, wir haben ja nichts zu verbergen und wer liest schon alle Nutzungsbedingungen?

Ein interessantes Geschäftsmodell hat Cory Doctorow für die nahe Zukunft ersonnen. Der Boulangism ist nicht nur ein Toaster, sondern auch ein Herd, samt Backofen. Die Mahlzeiten, die man damit zubereiten kann sind limitiert. Nur die lizenzierten Fertiggerichte und Brote, etc. können damit gegart werden. Die Kitchenettes der Sozialwohnungen im Bostoner Gebäudekomplex Dorchester Towers, inklusive der Spülmaschine, die ebenfalls nur lizenziertes Geschirr spült, machen die Wohnungen für die Armen vordergründig so günstig, dass sie sie sich leisten können. Nachdem die Firma insolvent ist funktionieren die Geräte nicht mehr, wer essen möchte muss das knapp bemessene Geld auswärts für Futter ausgeben. Die junge Salima, die sich das genau so wenig leisten kann, wie die anderen Sozialfälle in den Dorchester Towers, versucht, auf eigene Faust ihre Geräte zum Laufen zu bringen. Auch das Problem mit den Aufzügen, die vorrangig den Reichen zur Verfügung stehen, wird angegangen …

Diese Novelle ist ein typischer Doctorow, abgesehen vom Umfang, seine sonstigen Romane sind befriedigend dicke Schinken und anfangs war ich skeptisch, doch Doctorow kann auch kurzgefasst eine ganze, potentiell mögliche Welt erschaffen und das ebenso spannend und bedeutungsvoll, wie in seinen anderen, erheblich umfangreicheren Werken. Chapeau!

Mit dem Zitat Edward Snowdens ist zu „Wie man einen Toaster überlistet“ dann endgültig alles gesagt:

„Cory Doctorow erinnert uns daran, dass die Zukunft für die wir uns entscheiden, auch die ist, in der wir leben werden.“

Eine faszinierende, empörende und aufrüttelnde Erzählung für unsere Gesellschaft. Unbedingte Leseempfehlung!

Wie man einen Toaster überlistet von Cory Doctorow ist im April 2019 als Hardcover bei Heyne erschienen. Weitere Informationen bei Klick auf das Cover oder auf der Verlagsseite.

Der Originalartikel kann hier besucht werden