Sabine Lichtenfels stellte letzte Woche ihr Buch „Und sie erkannten sich“ in Berlin vor im vollgepackten Saal der Samuel-Hahnemann-Heilpraktikerschule. Das Buch, das sie zusammen mit Dieter Duhm geschrieben hat, ist das Produkt ihrer 40jährigen freie Liebe und der Erfahrung der Lebensgemeinschaft von Tamera in Portugal. Es handelt von Frieden zwischen den Geschlechtern, von Vertrauen, Liebe und Eros.

Es war eine Buchpremiere der besonderen Art, passenden zu diesem besonderen Buch, welches sicher nicht in die zahllosen Lebens- oder Liebesratgeber eingereiht werden kann. Genauso wenig propagiert es ein aufgewärmtes Klischee der freien Liebe aus der Hippie-Zeit. Vielmehr handelt es sich um ein soziales Manifest für den Frieden durch die Versöhnung der Geschlechter und indem der Liebe und dem Sex wieder oder endlich die angemessene Stellung in der Gesellschaft und im persönlichen Leben zurückgegeben wird.

Lichtenfels ist ein tief spiritueller Mensch. Sie fühlt sich weder in den dogmatischen und veräußerlichten Religionen zu Hause noch kann sie sich mit Kommerzialisierung und Vermarktung des menschlichen Körpers im Namen einer sogenannten sexuellen Befreiung anfreunden. Für sie sind die Erfahrung von Spiritualität und Eros untrennbar, Sex eine heilige Kraft, die nicht an Ketten gelegt werden kann oder soll.

Sie habe sehr schnell gemerkt, so erklärt Sabine Lichtenfels in ihrem Vortrag, dass ihr politisches Projekt nur Erfolg haben kann, wenn in dessen Kern das Thema Wahrheit und Befreiung in der Liebe einen Platz einnimmt.

(Bild: Reto Thumiger)

Sabine Lichtenfels hat zu der Frage, ob es eine Urgeschichte gibt, auf die wir uns heute berufen können, wenn wir von einer Friedenskultur sprechen, tief geforscht. Gibt es ein Wissen, was in der Menschheit schon mal vorhanden war, welches wir anzapfen und mit dem wir arbeiten können?

Dieses Buch sei das, was sie zusammen mit Dieter Duhm der Welt jetzt geben könne, gerade jetzt wo so viel an Gewalt und an Faschismus überall am Entstehen ist. Sie versteht es als ihr Geschenk an die Friedensbewegung und die Botschaft sei heute notwendiger denn je.

Das Kernthema dieses Buches ist es, wie wir diese Quellen freilegen und merken können, dass die Sinnlichkeit und die Sexualität etwas zu tiefst Heiliges sind.

Wir alles sind durch Sexualität entstanden. Alle haben wir Eltern, die sich irgendwann liebend umarmt haben. Wenn wir als Männer und Frauen in unseren Gegensätzen stecken bleiben, dann kann nur Krieg daraus hervorgehen. Wenn wir aber merken, dass die göttliche Quelle weiblich und männlich ist, dann ist es ein Tanz der Einheit ist, die sich in Vielfalt und Polarität entfalten möchte.

Sie vergleicht den Umgang mit dem Eros, was die Zivilisation mit den Flüssen gemacht hat. Sie wurden in Käfige gesperrt. Liebe sei ein Privatthema, Liebe gehe nur die beiden Partner an, so wird einem gesagt. Und so ist eine Kultur daraus entstanden. Eine riesige Zivilisation imperialistischer Gesellschaftsstrukturen und das Liebesthema ist eingesperrt in einen Käfig. Und wir glauben an unser Privatproblem und fühlen uns als VersagerInnen. Dabei folgen wir alle Liebesbildern, die mit der wirklichen Liebe mit der Funktionslogik der Liebe nicht übereinstimmen.

(Bild: Reto Thumiger)

Eingeleitet wurde der Abend mit einer rituellen Eröffnung. Ein Auszug davon möchte ich hier wiedergeben:

Im Kern der menschlichen Gesellschaft steht das Zusammenleben der Geschlechter. Ihre Anziehung oder Abstoßung, ihre sexuellen Signale und Verkabelungen, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, ziehen sich wie ein geheimes Nervensystem durch die ganze menschliche Gesellschaft hindurch.

Mann und Frau, die beiden Hälften des Menschen sehnen sich nacheinander, verfehlen sich, bekämpfen sich, und suchen sich, bis sie sich gefunden haben. Sie müssen sich finden, nicht nur zu zweit, sondern weltweit. Denn erst dann kann die tiefste aller Wunden heilen, die Wunde in der Liebe.

Heute sind wir an einem Wendepunkt der Geschichte angelangt. Es hängt alles davon ab, ob wir eine andere eine neue Richtung einschlagen. Die Geschichte des wiedergefundenen Vertrauens, die Geschichte von der Öffnung des verbotenen Tors.

Ich sehe nur einen Ausweg die globale Tragödie zu beenden. Das verlorene Vertrauen in der Liebe möchte wieder gefunden werden. Dann wird ein neues Kraftfeld für die Liebe der Geschlechter entstehen.

Die Zeit ist gekommen, um uns mit unserem Bewusstsein hinein zu wagen in das verbotene Reich der Sinne. Aus dem Mysterium der Wollust, im tiefsten Innern will eine wahrhaft göttliche Welt geboren werden. Was spirituell Suchende nach langen Jahren der Übung in der mystischen Vereinigung mit Gott erlangen wollen, das können wir auch in der Sternstunde einer sinnlichen Umarmung erfahren.

Erkenntnis und die Bejahung der sexuellen Liebe, unabhängig davon welche Lebensform und sexuelle Orientierung sie wählen, sind das Fundament für ein neues sinnliches Ankommen und Zuhause sein auf dem Planeten Erde. Sie sind das Fundament neuer Stämme und Gemeinschaften und sozialer Strukturen in der der Mensch wieder Heimat finden kann.

Wo Bewusstsein ist, kann es keinen Krieg geben.
Wo Bewusstsein ist, kann es keinen Krieg geben.
Wo Bewusstsein ist, kann es keinen Krieg geben.

Die Sehnsucht der Schöpfung spiegelt sich in den Sehnsüchten der Menschen. Die Erde wird nicht ruhen und der Himmel wird nicht rasten, bevor diese Sehnsucht ihre Erfüllung gefunden hat.

Wenn Frauen und Männer ihre Machtkämpfe durchschaut und überwunden haben, wenn sie nicht mehr aufeinander warten und dennoch sehen, wie sehr sie Teile eines Ganzen sind, die sich brauchen, wenn sie erkennen dass sie ihre gemeinsamen Anker in einer höheren Welt und einem höheren Selbst finden, dann steht man vor der Geburt einer Erkenntnis.

Und sie erkannten sich, ein Mann und eine Frau, ein wunderbarer Weg der sinnlichen Liebe kann seinen Anfang nehmen, ein Weg der Liebe, der nicht mehr an Bedingungen gebunden ist.

 

 

(Bild: Reto Thumiger)

Das Buch ist im Meiga Verlag erhältlich, mehr dazu hier .