Wien – von Armutskonferenz.at

Arm ist nicht nur, wer in Pappschachteln am Bahnhof übernachten oder die Tage auf Parkbänken verbringen muss, sondern arm ist, wer am Alltagsleben nicht teilnehmen kann.

Die Statistik spricht von Armut und sozialer Ausgrenzung, wenn geringes Einkommen auch mit Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen verbunden ist.
Als Einkommensarmutsschwelle werden 60% des Median-Pro-Kopf-Haushaltseinkommens definiert: das sind derzeit 1.161 Euro für einen Einpersonenhaushalt (EU-SILC 2014 – Stand 2015). Die meisten Einkommen armer Menschen liegen allerdings weit unter dieser Schwelle, so haben 300.000 Menschen nicht mehr als 600 Euro zur Verfügung.
Einschränkung in zentralen Lebensbereichen heißt: Die Betroffenen können abgetragene Kleidung nicht ersetzen, die Wohnung nicht angemessen warm halten, geschweige denn unerwartete Ausgaben tätigen. Außerdem sind arme Menschen häufiger krank und leben oft in überbelegten, feuchten, schimmligen Wohnungen, weil beispielsweise das Geld für eine Wohnraumsanierung fehlt.

Armut:

… heißt zugewandert, erwerbslos, alleinerziehend, working poor
336 000 Menschen (ca. 4% der Wohnbevölkerung) in Österreich sind von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen (Stand 2015) – Sie sind „erheblich materiell depriviert“, haben neben einem niedrigen Einkommen auch Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen (z.B. Bildung, Wohnung, Begleitung).
Frauen sind dabei stärker als Männer betroffen. Ein Viertel der Armutsbetroffenen sind Kinder. Ihre Eltern sind zugewandert, erwerbslos, alleinerziehend oder haben Jobs, von denen sie nicht leben können.
Ein Drittel der Betroffenen schafft es nicht, den Teufelskreis von Armut und sozialer Ausgrenzung zu durchbrechen. Die Hälfte aller manifest armen Personen ist dieser Situation länger als ein Jahr ausgesetzt.

… kann jede/n von uns treffen
Das Risiko durch soziale Netze zu fallen ist gestiegen und wird auch vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise weiterhin ansteigen – Armut kann somit jede/n von uns treffen. Über 1,1 Mio. Menschen (14%) haben ein Einkommen unter der Armutsgrenze.

… macht krank
Menschen, die in Armut leben, sind doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Arme Kinder von heute sind die chronisch Kranken von morgen. Von Armut betroffene Menschen können sich in vielen Fällen nicht dieselbe medizinische Versorgung leisten, wie Personen, die nicht in Armut leben.

… macht Stress
Die Miete nicht pünktlich zahlen zu können, nicht zu wissen wie das Geld für den Schulausflug der Kinder aufgetrieben werden kann, keinen oder einen schlecht bezahlten Job zu haben, macht Stress und führt auf die Dauer zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Magenbeschwerden, Herzproblemen, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Kopfschmerzen etc.

… macht einsam
Wer arm ist, hat weniger freundschaftliche und nachbarschaftliche Kontakte. Arme Menschen leben oft in Isolation. Beispielsweise kann fast jede/r zehnte ÖsterreicherIn es sich nicht leisten, Freunde oder Verwandte einmal im Monat nach Hause zum Essen einzuladen.

… nimmt Zukunft
Menschen, die am Limit leben, haben geringere Aufstiegschancen. Ihre Zukunft wird von der sozialen Herkunft bestimmt. In Österreich haben Kinder armer Menschen eine schlechtere Chance auf eine gute Ausbildung – der soziale Status der Eltern beeinflusst in den meisten Fällen die Bildungs- und damit die Einkommenschancen der Kinder.

Konkret bedeutet Armut: kaum Möglichkeiten, in zentralen gesellschaftlichen Bereichen – wie Wohnen, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Sozialkontakte, kulturelles Leben, Bildung – zumindest in einem Mindestmaß teilhaben zu können. Arme Menschen haben weniger Chancen im Leben.

Quellen

– Statistik Austria (2015): Tabellenband EU SILC 2014 – Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung (pdf)

 

Der Originalartikel kann hier besucht werden