Milena Rampoldi von ProMosaik spricht mit Dr. Chaban Salih von Empati. Empati ist die Abkürzung für Empowerment, Anerkennung, Teilhabe, Inklusion, die Schlüsselbegriffe des Zusammenlebens zwischen Identität und Diversität, Ich und Du. Das neue Projekt von Empati mit der WG junger Muslime und Juden, das in Kürze in Berlin starten wird, hat uns dazu bewegt, mit Dr. Chaban Salih über seine Organisation zu sprechen.

Dr. Chaban Salih ist deutsch-ägyptischer Herkunft. Schon in seinem Magisterstudium der Sport-, Politik- und Kommunikationswissenschaften beschäftigte er sich tiefgehend mit den Problemen von jungen Migranten in der Schule. Nach dem Studium engagierte er sich für Demokratieerziehung, Integration und das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen. Zu seinen Auftrag- bzw. Arbeitgebern zählen: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Forum Ostdeutschland, das Parlament, die Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung, Inssan für kulturelle Interaktion, das Goethe Institut, die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie sowie die Internationale Organisation für Migration. Ehrenamtlich war er Mitglied im Integrationsausschuss von Berlin-Kreuzberg und baute eine bundesweite Jugendorganisation mit auf. Was ganz stark zu einer multikulturellen Gesellschaft gehört ist für mich persönlich die Bewusstseinbildung, eine starke Identität und eine pflichtbewusste kooperative und empathische Haltung zu Anderen.

Milena Rampoldi: Welche sind die Hauptziele von EMPATI?

Chaban Salih: EMPATI möchte sich einsetzen für das Empowerment von benachteiligten Gruppen, für die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität, für die Teilhabe von jungen Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und Inklusion von Minderheiten.

Welche Hauptziele verfolgt das neue Projekt der WG junger Muslime und Juden?

Die DialoWG möchte eine Botschaft des Miteinanders in die Öffentlichkeit tragen, denn enger als unter einem Dach kann man gar nicht miteinander leben. Wenn also hier das Zusammenleben von Juden und Muslimen funktioniert, warum dann nicht auch an anderen Orten?
Wenn in Zukunft einer der Bewohner mal einen Spruch wie „Juden sind so!“ hört, kann man sich ja vorstellen, wie der reagiert. Andersrum genauso.

ProMosaik e.V. ist der Überzeugung, dass interreligiöse Empathie eine Voraussetzung für den Weltfrieden ist. Wie sehen Sie das vor allem für den Frieden im Nahen Osten?

Na ja, zu der Nahost-Problematik haben wir bis jetzt eigentlich nicht viel gemacht. Aber sicherlich ist interreligiöse Empathie sehr, sehr wichtig auch in diesem Konflikt.

Welche sind die besten Strategien, um Menschen in Deutschland im wahren Sinne des Wortes aufzunehmen? Was muss sich in Deutschland ändern, um Andersgläubige wirklich aufzunehmen?

Wir wünschen uns, dass vor allem ein neues Bewusstsein entsteht. Zu unserer Gesellschaft hier in Deutschland gehört halt mittlerweile vieles dazu, was man vor 30, 40 Jahren noch nicht so kannte: Andere Religionen, Ethnien, Slangs, Kleidungsstile, Essensgewohnheiten und und und. Es dauert, bis wir erkennen, dass all das mittlerweile auch zu Deutschland gehört.

Welche sind in Deutschland die Haupthindernisse für eine gelungene Integration?

Oftmals ist es Neugierde auf allen Seiten. Dann leider auch so mancher Populismus, das Spiel mit Ängsten.

Wie wahren wir im interkulturellen und interreligiösen Dialog am besten Identität und Diversität in Einem?

Ich denke, dass diejenige/derjenige, die/der sich auf den Dialog einlässt, automatisch in ihrer/seiner Identität gestärkt wird. Ich habe es bei mir jedenfalls so kennengelernt. Im Dialog mache ich mir auch mehr Gedanken darüber, wer ich bin und was mich ausmacht. Diversität wird erhalten, indem allen Beteiligten klar wird, dass jeder auch so angenommen wird, wie er ist. Es ist auch ok, anders zu sein. Übrigens sind wir alle, jedes Mitglied in der Gesellschaft oder in einer Gemeinschaft, unterschiedlich.

Der Originalartikel kann hier besucht werden