Die Militärausgaben Kanadas sind um 100 % gestiegen, von 20 Mrd. USD im Jahr 2014 auf über 40 Mrd. USD im Jahr 2024, was 1,4 % des BIP entspricht. Bis 2032 werden die kanadischen Militärausgaben nach Angaben des parlamentarischen Haushaltsbeauftragten 82 Milliarden Dollar erreichen. Die NATO macht die Kanadier ärmer!
Das pan-kanadische Netzwerk für Frieden und Gerechtigkeit organisierte am Samstag, den 23. November, im Rahmen des Gegengipfels (parallel zur Parlamentarischen Versammlung der NATO bis zum 25. November) in Montreal einen Protest, unter Beteiligung lokaler Organisationen, für Frieden und soziale Gerechtigkeit.
Das Netzwerk fordert die kanadische Regierung auf, die NATO zu verlassen und in die Verbesserung der Lebensbedingungen der Kanadier zu investieren, anstatt das Geld der Kanadier in Bomben und Waffen zu stecken!
Was macht die NATO?
Die NATO, auch Nordatlantikpakt genannt, ist eine Militärallianz mit 32 Mitgliedern – 30 europäischen und zwei nordamerikanischen Ländern. Die NATO wurde gegründet, um auf die sowjetische Bedrohung des Westens nach dem Zweiten Weltkrieg zu reagieren, und hatte damals 12 Mitgliedsstaaten. Während des gesamten Kalten Krieges musste sie nicht eingreifen. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 brach die UdSSR 1991 zusammen. Russland stürzte in ein wirtschaftliches Chaos und der Kalte Krieg war beendet.
Diese Umwälzungen markierten den Beginn der Jugoslawienkriege (1991–2001), zehn Jahre andauernde Konflikte, zuerst in Slowenien, dann in Kroatien, Bosnien, Kosovo und Mazedonien. 1995 beteiligte sich die NATO an dem Krieg und an ihrer ersten großen Krisenmanagementoperation in Bosnien-Herzegowina. Sie intervenierte 1999 im Kosovo und bombardierte im April desselben Jahres Belgrad, die Hauptstadt Serbiens.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 setzte die Allianz zum ersten Mal in ihrer Geschichte Artikel 5 in Kraft und beteiligte sich am Kampf gegen den Terrorismus. 2003 übernahm die NATO das Kommando über die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan.
Heute sind immer noch mehr als 20.000 Soldaten an verschiedenen Missionen beteiligt. Sie sind in verschiedenen Konflikten auf der ganzen Welt im Einsatz.
Laut Arnaud Dubien*, Direktor des französisch-russischen Observatoriums und assoziierter Forscher am Institut für internationale und strategische Beziehungen (IRIS), sind die Beziehungen zwischen der NATO und Russland und im weiteren Sinne zwischen Russland und dem Westen bedauerlich. Sie befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit dem Ende der UdSSR und sogar seit Anfang der 1980er Jahre, vor der Perestroika [„Umstrukturierung“ auf Russisch, eine vom Generalsekretär der Kommunistischen Partei der UdSSR, Michail Gorbatschow, eingeleitete Reformperiode].
„Wir befinden uns in einer potenziell gefährlichen Situation, weil der geopolitische Kontext ein anderer ist“, sagte Dubien.
Laut Dubien sind die Ursachen des Konflikts zwischen Russland und dem Westen tief verwurzelt. Der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass niemand in Europa oder den Vereinigten Staaten jemals wusste, welchen Platz das postsowjetische Russland auf dem Kontinent einnehmen sollte. Vielleicht ändert sich das mit der Trump-Regierung.
Die Kosovo-Krise im Jahr 1999 ist ein wichtiger Faktor für die Wahrnehmung der NATO in Russland. Zum ersten Mal setzte das Bündnis, das sich selbst als Verteidigungsbündnis darstellt, außerhalb des Geltungsbereichs von Artikel 5 und vor allem ohne UN-Mandat Gewalt ein.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Heike Pich vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!
* Quelle: TV5 France – Interview mit Arnaud Dubien, Direktor des französisch-russischen Observatoriums und assoziierter Forscher bei IRIS