Der WWF fordert einen strengeren Schutz der letzten Ur- und Naturwälder, eine größere Naturnähe von Wirtschaftswäldern und eine Intensivierung der Wald-Forschung.

Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert in einem neuen Bericht den unzureichenden Schutz des Waldes in Österreich. Demnach befinden sich in Österreich nur rund zehn Prozent der EU-rechtlich geschützten Waldlebensraumtypen in einem günstigen Erhaltungszustand „Unsere Wälder sind in einem besorgniserregenden Zustand“, sagt WWF-Biodiversitätsexpertin Magdalena Bauer.

Mit dem Beitritt zur Europäischen Union hat sich die Republik zur Einhaltung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verpflichtet, und damit auch zum Erhalt der 20 Waldlebensraumtypen sowie der zahlreichen damit geschützten Tiere und Pflanzen. Sie wurde 1992 veröffentlicht, ihr Ziel ist die Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt von gemeinschaftlichem Interesse.

Österreich ist laut EU-Recht daher dazu angehalten, seine Wälder in einen günstigen Erhaltungszustand zu bringen. Derzeit ist das laut WWF-Bericht bei den alpinen Waldlebensraumtypen bei nur rund 20 Prozent der Fall, bei den kontinentalen Waldlebensräumen weist der Report keinen einzigen auf, der sich in einem günstigen Erhaltungszustand befindet.

Auch bei den Waldarten sieht die NGO massiven Handlungsbedarf: Gerade einmal ein Fünftel der für Wälder typischen Spezies seien in einem günstigen Erhaltungszustand – Tendenz fallend. Die zu starke Bewirtschaftung der heimischen Wälder mit ihren jahrzehntelang forcierten Monokulturen, der überbordenden Beseitigung von Alt- und Totholz und den zu häufigen Kahlschlägen würde sich rächen, so WWF-Expertin Bauer, die auch das Fehlen von Daten bemängelt.

Der WWF fordert daher neben dem strengen Schutz der letzten Ur- und Naturwälder und einer größeren Naturnähe von Wirtschaftswäldern auch eine Intensivierung der Wald-Forschung. “Es braucht außerdem eine rasche Umsetzung der geplanten Forstgesetz-Novelle sowie ein verbessertes Wildtiermanagement”, sagt Bauer.

Neben effektiven Managementplänen appelliert die Naturschutzorganisation auch daran, die bereits bestehenden Pläne zum Schutz der Lebensraumtypen und Arten besser umzusetzen. „Wenn Österreich hier weiter säumig bleibt, könnte das ausgesprochen teuer werden“, sagt Bauer in Bezug auf mögliche Strafen, sollte Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof verurteilt werden.


Text: Moritz Ettlinger

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