Die Gemeinde Büchel im Landkreis Cochem-Zell ist in friedensaktivistischen Kreisen gut bekannt: Dort lagern auf dem Fliegerhorst Büchel offiziell 20 US-Atombomben. Der Ort ist somit oft Schauplatz von Antiatom- und Antikriegskundgebungen, auch Pressenza hat darüber berichtet. Doch nun gibt es gute Nachrichten aus einem ganz anderen Bereich. Anstatt für militärische Aktivitäten zu stehen, könnte der Name Büchel bald zum Synonym und Vorbild für dezentrale erneuerbare Bürgerenergie mit Gemeinwohlorientierung werden.

Im Mai diesen Jahres wurde dort ein Solarpark in Betrieb genommen, der die umliegenden Haushalte mit umweltfreundlichem Solarstrom versorgt und somit einen großen Schritt in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Energien tut, gerade von solchen, um die nicht zuletzt auch Kriege geführt werden.

Dazu kommt, dass die Errichtung der Anlage von Anfang an mit dem Neubau einer Kindertagesstätte, einer Grundschule und eines Jugendraums gekoppelt war, die durch die Einnahmen aus dem Verkauf des Sonnenstroms finanziert werden. Die Wertschöpfung verbleibt in der Kommune – eine echte Win-Win-Situation für die Menschen und die Natur. So geht Bürgerenergie zum Wohle aller!

Im Folgenden veröffentlichen wir die Pressemitteilung der Energieagentur Rheinland-Pfalz.

Gemeinde wird Strom-Unternehmerin

Der 15. April 2023 gilt als symbolischer Tag für die deutsche Energiepolitik: Mit dem Abschalten von drei verbliebenen Kernkraftwerken endet in Deutschland die Ära nuklearer Stromerzeugung. Gleichsam historisch ist dieser Tag allerdings auch für die Energieversorgung von Büchel. Die Ortsgemeinde im Landkreis Cochem-Zell eröffnet zeitgleich eine Photovoltaik-Freiflächenanlage und setzt damit auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Eifeldorfs. Als Teil des Virtuellen Kraftwerks Cochem-Zell trägt es zu einer nachhaltigen Stromversorgung einer ganzen Region bei.

Mut und Innovation haben sich gelohnt

Dass die beiden Ereignisse an jenem Tag im Frühjahr zusammenfallen sollten, war von den Beteiligten in Büchel natürlich nicht beabsichtigt. „So etwas kannst du nicht planen“, sagt Tino Pfitzner heute schmunzelnd. Böse drum ist der Ortsbürgermeister von Büchel allerdings nicht, bringt diese Gleichzeitigkeit doch eine gewisse Strahlkraft über die Region hinaus. Honoratioren wie Bewohner waren sich anlässlich der Inbetriebnahme der Anlage nach 850 Tagen Planungs- und Bauzeit einig darüber, dass sich Mut und Innovation gelohnt hätten und das Dorf für die Zukunft gut gerichtet sei.

Solarpark steht am Ortsrand

200 Meter außerhalb des Ortes steht die Anlage auf einer Fläche von rund elf Hektar auf kommunalem Grund in der hügeligen Eifellandschaft, wenig sichtbar für die knapp 1.200 Einwohner. Rund 30.000 Solarmodule stehen dort auf mehr als 1.200 Modultischen. 48 Wechselrichter, vier Trafostationen und eine Übergabestation sorgen dafür, dass der Strom über insgesamt 15 Kilometer verlegte Kabel abfließen kann. Das gesamte Gelände ist von 1.500 Meter Zaun zum Schutz der Anlage umgeben.

Gekoppelt an mehrere Neubauten

Schön sähe die kompakte schwarze Fläche nicht unbedingt aus, meint der Ortsbürgermeister. „Aber wir haben von Beginn an keinen Widerstand gegen die Anlage gehabt“, sagt Tino Pfitzner, „im Gegenteil.“ Zu dem uneingeschränkten Zuspruch kam es, weil die Verantwortlichen ihre Planungen für den Bau des Solarparks mit dem notwendigen Neubau einer Kindertagesstätte, einer Grundschule und eines Jugendraums gekoppelt hatten.

Ökologie und Ökonomie zusammengedacht und -getan

Viele Gespräche mit der zuständigen Kommunalaufsicht sowie eine solide Finanz- und Bauleitplanung seien laut Pfitzner seit Dezember 2020 notwendig gewesen, um das Projekt mit einem Investitionsumfang von acht Millionen Euro für die PV-Anlage und viereinhalb Millionen Euro für die übrigen Gebäude auf den Weg zu bringen. „Unser Plan war es von Beginn an, über den Eigenbetrieb der Anlage und die Einnahmen aus dem Verkauf des Sonnenstroms die Investition für die Anlage selbst sowie sämtlicher Neubauten zu finanzieren und so die Wertschöpfung in der Kommune zu behalten“, erklärt Pfitzner.

Die Gemeinde profitiert finanziell

Rund 14 Millionen Kilowattstunden produziert die Anlage durchschnittlich im Jahr. Dank einer von der Bundesnetzagentur garantierten Einspeisevergütung von 4,9 Cent je Kilowattstunde, einem mittelfristigen Vertrag mit einem Direktvermarkter und günstiger Bauzinsen in der Vergangenheit geht die Rechnung auf. „Und am Ende bleibt auch noch ein schöner Batzen für die Gemeinde übrig“, rechnet Tino Pfitzner vor.

Virtuelles Kraftwerk liefert Strom für die Region

Etwa 4.000 Haushalte können mit der erzeugten Energie aus der Bücheler Anlage versorgt werden. Das geht weit über die 400 Haushalte des Ortes hinaus. Über die Plattform „Landstrom – Strom aus dem Virtuellen Kraftwerk Cochem-Zell“ steht der Solarstrom auch allen anderen Haushalten im Landkreis Cochem-Zell zur Verfügung. Das virtuelle Kraftwerk startete Anfang Mai 2023. Dazu gehören neben dem Solarpark in Büchel weitere Anlagen, die im Kreis und der Region regenerative Energie erzeugen – getreu dem Motto, dass grüner Strom aus der Region auch dort verbraucht werden sollte.

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