Die Möglichkeit eines menschenwürdigen Lebens für Frauen und Mädchen ist im modernen Afghanistan ins dunkle Mittelalter zurückgeworfen worden. Obwohl die Taliban nicht in allen Teilen des Landes gleich extrem sind, gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die Lage wesentlich verbessert. Wird der internationale Handel mit Ländern wie China, Russland und Iran Afghanistan ins 21. Jahrhundert zurückbringen können?
Die Machtübernahme der Taliban in Kabul im August 2021 kam für viele überraschend, obwohl die Gruppe im ganzen Land erhebliche Fortschritte gemacht hatte, als klar war, dass alle US-Truppen abziehen würden. Jetzt befindet sich Afghanistan in einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Die afghanische Wirtschaft ist zerstört, und die USA haben das gesamte Vermögen Afghanistans eingefroren. Die westliche Hilfe wurde ausgesetzt, weil die Taliban-Regierung aus ausgewiesenen Terroristen besteht, Versprechen zur Einhaltung der Menschenrechte bricht und Verbindungen zu anderen terroristischen Gruppen unterhält.
Die Taliban scheinen nicht in der Lage zu sein, diese gewaltigen Herausforderungen zu bewältigen, aber es gibt keine klare Alternative zu ihrer Herrschaft, und die Regierungsämter sind voller Korruption.
Letzten Monat, ein Jahr nachdem die Taliban afghanischen Mädchen den Besuch einer weiterführenden Schule verboten und Frauen die Arbeit in den meisten Bereichen außerhalb des Gesundheits- und Bildungswesens untersagt hatten, begann in Afghanistan ein neues Schuljahr. Es ist das einzige Land der Welt, in dem es Mädchen verboten ist, über die Grundschule hinaus zur Schule zu gehen, und in dem es Frauen untersagt ist, ohne einen engen männlichen Verwandten mehr als 70 Kilometer zu reisen.
Seit der Machtübernahme durch die Taliban versucht die Gruppe, Frauen und Mädchen an den Rand zu drängen und sie aus praktisch allen Bereichen des öffentlichen Lebens auszuschließen. Nach einem Verbot der höheren Schulbildung im März 2022 untersagten die Taliban Frauen auch den Besuch einer Universität und die Arbeit in NROs.
In einigen Städten wie Balkh, Herat und Faryab können Mädchen jedoch weiterhin die Schule und die Universität besuchen und arbeiten.
Die Taliban gliedern sich in drei Fraktionen: die „Kandahari“ im Süden, die „Haqqani“, die angeblich vom Islamischen Staat in Pakistan unterstützt werden und als die schlimmsten und extremsten gelten, und die „Dari“, die im Norden Afghanistans herrschen und der Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen zur Verbesserung der Gesellschaft offener gegenüberstehen.
Diese drei Gruppen haben unterschiedliche Vorstellungen und Prioritäten, was zu einigen Auseinandersetzungen geführt hat, insbesondere was die Beteiligung von Frauen an Schulen und Universitäten betrifft. Etwa 60 % der Taliban-Kämpfer sind Analphabeten.
Als die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernahmen, kündigten sie an, dass sie jedem vergeben würden, der mit den USA/NATO oder der Sonderarmee der Vorgängerregierung zusammengearbeitet hatte. Sie brachen jedoch ihr Versprechen und töteten viele von ihnen. Einige konnten Afghanistan verlassen, aber die meisten konnten es aus finanziellen Gründen nicht. Die westlichen Länder versprachen, ihnen zu helfen, haben sie aber inzwischen vergessen und ihr Leben in Gefahr gebracht. Jetzt gibt es keine Arbeitsplätze und 75 % der Menschen leben in Armut.
Vielleicht kommt die Hoffnung für das afghanische Volk von China, dessen jüngste Bemühungen um internationale Diplomatie und Vermittlung zu einer lang erhofften Annäherung zwischen Iran und Saudi-Arabien geführt haben. China ist auch an Investitionen interessiert, wie z.B. an Kupfer im Wert von 50 Milliarden Dollar in den Minen von Mes Aynak. Russland und der Iran sind ebenfalls Kandidaten für Investitionen, die die wirtschaftliche Lage verbessern dürften.
Andernfalls sieht die Zukunft düster aus, wenn die drei Fraktionen keine gemeinsame Basis finden, um das Land zum Wohle aller Afghanen zu entwickeln.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Alina Kulik vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!