Wenn wir verstehen wollen, in welchem historischen Moment wir uns befinden, müssen wir nicht nur die Geopolitik der Großmächte anschauen, sondern auch versuchen, die Geschichte in ihrer gegenwärtigen Dynamik zu sehen und das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu beachten.

Der Transhumanismus will den Himmel im Sturm erobern

Bestimmte globale Eliten versuchen, der Menschheit eine Richtung zu geben. Wenn in Foren wie demjenigen von Davos – und anderen, hinter verschlossenen Türen – behauptet wird, man würde über die Menschheit wachen, ist das nicht ganz gelogen, und das ist das Schlimmste.

Der Transhumanismus wird von den neuen Propheten oft als notwendiger Evolutionssprung dargestellt, so sehr, dass er behauptet, die neue Religion zu sein, die die Spiritualität ablösen wird.

Der Vorschlag ist, in ein paar Jahrzehnten das volle Glück zu erreichen. Aber halt! Das gilt nur für einige der Erdenbewohner, da verschiedene Menschentypen entworfen werden sollen.

Hier ist ein typisches Video über die Wunder, die uns in der Zukunft erwarten: https://youtu.be/q3AN12rfU38. Langlebigkeit, Unsterblichkeit, neue Eugenik, Superintelligenz, Supersoldaten, das Ende von Hunger und Krankheit, Organregeneration, Designerbabys, Kolonisierung anderer Planeten, Hochladen von Bewusstsein…

Diese Behauptung dringt in den Bereich der Spiritualität ein, deren höchstes Ziel „die Beherrschung von Zeit und Energie“ ist (Silo, 1969).

Der Evolutionssprung schockiert uns nicht. Eine technologische Zivilisation wie die, die im Sonnensystem entstanden ist, wird angesichts des beschleunigten Prozesses eine Zukunft haben, die heute unvorstellbar ist.

Aber lasst uns einen Blick auf den Hintergrund werfen, damit die ganze Sache mit dem Transhumanismus nichts Neues ist.

Man hat versucht, diese Doktrin intellektuell mit Nietzsches Konzept des Übermenschen zu rechtfertigen, dabei aber übersehen, dass der Philosoph sich auf einen neuen essentiellen Menschen bezog, nicht auf eine Maschine. Schon der Nationalsozialismus hat versucht, sich mit Nietzsche zu rechtfertigen; vielleicht handelt es einmal mehr um denselben unverwüstlichen Nationalsozialismus.

Spiritualität

Spiritualität wird, wie Energie, weder geschaffen noch zerstört.

Wenn man in Gemeinplätzen über Dinge spricht ohne den Willen, sich ernsthaft damit zu befassen, sagt man, dass Nietzsche, Newton, Einstein oder Schrödinger Atheisten waren. Aber in Wirklichkeit sehnten sie sich alle danach, einen Sinn zu entdecken, und stellten sich einen mit einem transzendenten, universellen Ziel verbundenen Menschen vor.

Newton studierte und entwickelte den legendären hermetischen Okkultismus, bevor er die Natur des Lichts, die Optik, die Infinitesimalrechnung und die Gravitation erforschte.

Einige der Lehrsätze der hermetischen Doktrin waren: symbolisches Denken, der Mensch als Bindeglied zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos, die anima mundi, die Theorie der Entsprechungen zwischen den Ebenen, die Komplementarität der Gegensätze, die Meditation als Technik der Askese und das Leben als ein Weg der persönlichen Verwandlung.

In Walter Isaacsons Buch „Einstein: Sein Leben und sein Universum“ steht dieses Zitat:

„Versuche, mit unseren begrenzten Mitteln in die Geheimnisse der Natur einzudringen, und du wirst feststellen, dass hinter allen erkennbaren Gesetzen und Zusammenhängen etwas Subtiles, Ungreifbares und Unerklärliches liegt. Die Verehrung dieser Kraft, die alles übersteigt, was wir begreifen können, ist meine Religion. In diesem Sinne bin ich in der Tat religiös.»

Was Nietzsche betrifft, so verweist dieser darauf, dass der Mensch sich selbst und seine Natur überwinden kann, um die Freiheit seines Wesens zu erlangen. Dazu muss er auch mit der dogmatischen Denkweise der Traditionen brechen.

Der „griechische Skeptizismus“ und Husserls „Epoché“ sagten: Stelle alles in Frage, gehe von nichts Feststehendem aus und versuche so, die Welt um dich herum und die Art, wie du sie siehst und strukturierst, zu erforschen. Versuche, mit einem von allen vorgefassten Meinungen freien Denken zu verstehen.

Ortega y Gasset stellte fest, dass es dazu Mut braucht, und verwies auf die „Brust“ als einen Punkt, an dem er sich bemerkbar macht.

Ortega beschreibt den Mangel an Mut im Epilog über die desillusionierte Seele.

„… die abergläubische Seele ist in Wirklichkeit ein Hund auf der Suche nach einem Herrn. Niemand erinnert sich mehr an die edlen Gesten des Stolzes, und die Forderung nach Freiheit, die jahrhundertelang ertönte, würde nicht das geringste Verständnis finden. Im Gegenteil, der Mensch verspürt einen unglaublichen Drang zur Knechtschaft. Er will allem dienen: einem anderen Menschen, einem Kaiser, einem Zauberer, einem Götzen. Alles lieber als den Schrecken zu spüren, dem Ansturm des Daseins allein mit der eigenen Brust zu begegnen“.

Ist es nicht richtig zu denken, dass, wenn es eine „ursprüngliche Realität“ gibt, das Ablegen der Angst vor der Leere der Ausgangspunkt wäre, um diese Realität zu begreifen?

Wenn es um Spiritualität geht, ist die Zeit nicht-linear. Dieselben Entwicklungen und Ansätze finden sich zu sehr weit entfernten Zeitpunkten.

Der Buddhismus wurde als eine Form des Atheismus interpretiert, gerade weil er von der „Ataraxie“ ausgeht. Von einem Denken aus, das in der Leere schwebt, kann man Fortschritte machen, was dem „Gnostizismus“ und der „Wolke des Nichtwissens“ der Wüstenväter des östlichen Christentums nicht unähnlich ist.

Ohne Hingabe und Loslösung von der Vernunft gibt es keine Offenbarung.

Tradition

Der Keim der Zivilisationen kollidiert mit den etablierten Zivilisationen.

Die mystische Hingabe hat ihr Interesse nicht darauf gerichtet, gegen das Erbe des alten Wissens zu polemisieren, sondern darauf, zu versuchen, den inneren Kontakt mit dem Wesentlichen zu erfahren und dabei alles zur Seite zu schieben, was stört.

Es geht um die Suche nach einer Erfahrung und nicht darum, sich endlos mit dem etablierten Glaubenssystem der jeweiligen Zeit zu streiten.

Natürlich ist dieser Punkt in der gesellschaftlich-historischen Welt sehr problematisch. Der Kontakt mit dem Tiefgründigen bleibt nicht unbemerkt. Versehentlich oder gewollt werden „heilige“ Dinge berührt, was oft verpönt ist.

Frühere Generationen legten fest, was heilig ist und mit Eifer geschützt werden muss, aber was zunächst eine reine Kontakterfahrung war, wurde dann externalisiert und blieb ein formales System, das einer Schale mit zweifelhaften Früchten gleichkam.

Andererseits garantiert eine Erfahrung des Kontakts, so intensiv und rein sie auch sein mag, keine korrekte Übersetzung durch den Gläubigen, der, sobald er aus der Erfahrung heraus ist, von seiner zeitlichen Landschaft bestimmt wird.

Es ist interessant zu beobachten, wie aus etwas so Belanglosem wie der Erfahrung des inneren Kontakts mit dem Tiefgründigen jahrtausendealte Zivilisationen entstehen können.

Dynamik der historischen Zeit

Eine notwendige Positionierung zugunsten des Lebens

Wir verstehen Generationen als die treibende Kraft der Geschichte, im Sinne von Ortega y Gasset. Aus diesem Blickwinkel wird die historische Problematik betrachtet. Das heißt, es ist eine Art der Beobachtung, ein Gesetz, das auf den historischen Prozess wirkt.

„Es gab Generationen, die eine ausreichende Homogenität zwischen dem, was sie empfangen haben, und dem, was ihr Eigenes ist, gespürt haben. Sie lebten in kumulativen Epochen. Zu anderen Zeiten haben sie eine tiefe Heterogenität zwischen den beiden Elementen gespürt, und es folgten eliminatorische und polemische Epochen, Generationen des Kampfes. In den ersteren ordnen sich die neuen jungen Menschen in Solidarität mit den Alten diesen unter: In der Politik, in der Wissenschaft, in der Kunst haben die Alten weiterhin das Sagen. Es sind die Zeiten der Alten. In den letzteren werden die Alten von den Jungen verdrängt, denn es geht nicht darum, zu bewahren und anzuhäufen, sondern zu verwerfen und zu ersetzen. Es sind Zeiten der Jugend, Zeiten der Initiation und der konstruktiven Streitlust“. (Ortega y Gasset 1983).

Die etablierte Generation wird immer dazu neigen, ihren Status bewahren zu wollen und nostalgisch auf eine Vergangenheit zu blicken, die in der Erinnerung verblasst. Die Generation tendiert zum Aussterben, erkennt sich in der Gegenwart nicht wieder und hat immer weniger Kontrolle über die Zukunft.

Diese Zermürbung ist so traumatisch, dass sie zu einem Weg der systemischen Gewalt führen kann, bei dem versucht wird, die Zeit mit Gewalt zu kontrollieren, d.h. sich selbst zu verewigen, indem man versucht, das Entstehende zu manipulieren und zu unterdrücken.

Es wäre jedoch zu einfach, uns auf die Aussage zu beschränken: Das Neue ist gut und das Alte ist schlecht.

In der Generationendynamik verschiedener Kulturen können wir auch eine ungleichmäßige spirituelle Abnutzung beobachten.

In der westlichen Welt sehen wir heute eine etablierte alte Generation, die Gott spielen will, ohne etwas von den menschlichen Prozessen verstanden zu haben.

Diese Todgeweihten werden Dinge vermischen, um sich als Philanthropen zu tarnen. Sie werden von einem irdischen Paradies für einige wenige sprechen, die zu dummen Cyborgs, wenn auch mit großartigen Fähigkeiten, werden sollen.

Sie sagen, sie seien die Zukunft, weil sie die finanziellen Mittel haben, um modern zu erscheinen. Diese Mittel haben sie sich mit einem kolonialistischen Denksystem und einer kolonialistischen Methodik illegal verschafft.

Diese Globalisten sind nicht die Zukunft, sie sind die Vergangenheit, ihr Weltbild ist die Vergangenheit. Um ein System des Betrugs und des organisierten Verbrechens zu nähren, das sie Kapitalismus nennen, haben sie sich vor allem auf die Kriegsindustrie gestützt.

Sie machen alles profitabel: Krieg, Wiederaufbau, Krankheit, Gesundheit… Während die Zukunft der Menschheit aufgeschoben wird, gefangen im Zusammenbruch der Generationen.

Es spielt keine Rolle, dass sie in ihren Machtzentren eine Handvoll privilegierter junger Menschen erzogen haben (die als gehorsame Diener an der Spitze von Unternehmen und Ländern stehen), ihre Vorlage ist der alte Kolonialismus.

Andererseits sind die Gesellschaften in der östlichen Welt und bei den ursprünglichen Völkern Amerikas noch nicht so strukturlos, sie bewahren etwas, das sie trägt, ein Substrat, das ihnen ein gewisses ethisches und moralisches Gleichgewicht verleiht.

Bei der Suche nach nicht-linearer Spiritualität stellen wir fest, dass das Neue auch in der Vergangenheit latent vorhanden ist (egal, ob Tausende von Jahren vergangen sind) und in der Zukunft auf eine heute unbekannte Weise erscheinen wird.

Auf der Ebene der Geopolitik entscheidet der Ausgang des Konflikts zwischen den beiden Welten über das Überleben der Menschheit.

Es geht um Zivilisationen, nicht um parteipolitische Akronyme. Es hat keinen Sinn, sich gleich weit weg von den anderen – und damit gar nicht – zu positionieren. Es gibt nichts Neues – es gibt keine wirkliche Reflexion – in politischen, philosophischen und spirituellen Strömungen, die beim Versuch, das Neue zu repräsentieren, danach streben, sich selbst zu hemmen und sich von der Welt zu isolieren.

„Es gibt keine Partei oder Bewegung auf der Welt, die die Gewalt abschaffen kann“ (Silo 1969). Daher ist die existenzielle Positionierung für das Überleben – in der eigenen Brust – ein Erfordernis des historischen Moments.

Übersetzung aus dem Spanischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


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Der Originalartikel kann hier besucht werden